Der Bewegungsdrang darf bei aller gedanklicher BEschäftigung nicht vernachlässigt werden. Foto: Werner Kuhnle

Im Kinderhaus Höpfigheim hat das vielseitige Thema Familie Einzug gehalten und beschäftigt Erzieherinnen wie Kinder.

Steinheim-Höpfigheim - D

as Thema Familie steht im Kinderhaus Höpfigheim schon seit einigen Wochen hoch im Kurs. Auf spielerische wie künstlerische Weise denken Erzieherinnen und Kinder über den Facettenreichtum einer kollektiven Organisationsform nach, der sie alle selbst angehören. Denn die Lebensgemeinschaft Familie hat schließlich auch die rund 50 kleinen Forscher hervorgebracht, die dem Thema lustbetont nachspüren. „Und das ist unbegrenzt und vielfältig“ weiß Andrea Wolz, die Leiterin des Kinderhauses. Sie hat den Impuls dazu der Marbacher Zeitung entnommen und in ihre Einrichtung getragen. Denn die Familienserie, die seit Anfang des Jahres die Leser mit immer neuen Gedanken zur Lebensform Familie informiert und sensibilisiert, hat auch in dem Kinderhaus dafür gesorgt, dass die Ideen sprudeln.

„Wir stehen zwar erst am Anfang, doch hat sich das Ganze schon wie ein Spinnennetz ausgebreitet“, beschreibt Wolz und weist auf eine Ideenwand im Büro hin, damit keine Einfälle verloren gehen. „Es motiviert uns, immer weiter zu machen, weil so viel von den Kindern zurückkommt“, erklärt die Erzieherin die besondere Eigendynamik, die unter anderem auch schon kleine Interviews und hübsche Basteleien, wie Collagen aus Stoff, Papier, Wolle und Farbe hervorgebracht hat.

Einmal in der Woche wird das Thema dann auch interaktiv im Morgenkreis bearbeitet. Das bringt viel Spaß und lässt die Kinder über das Beziehungsgeflecht einer Familie nachdenken. Schrittweise nämlich lernen sie die einzelnen Familienmitglieder sowie deren Bedeutung kennen. Was genau sind eigentlich Onkel und Tante und wie nennt man deren Kinder? Wie stehen sie im Bezug zu einem selbst? Fragen, die mit großer Selbstverständlichkeit im Spiel Beantwortung finden. Damit das alles nicht abstrakt im Raum steht, gibt es Biegepüppchen, die durch das intensive Spiel im lichtdurchfluteten Spielezimmer als Familie Maier zum Leben erweckt werden. „Wir bleiben dabei dicht an den Lebensrealitäten der Kinder. Da beispielsweise die Patchworkfamilie derzeit kein Thema für die Kinder zu sein scheint, bleibt sie außen vor“, erklärt die Leiterin, die gemeinsam mit ihren Fachkräften jede Woche an der Geschichte weiterbastelt. „Wir wechseln uns ab, und jede Kollegin knüpft an das an, was in der vorigen Woche erzählt wurde“. Die Kinder passen dabei sehr gut auf und machen die Betreuerinnen auch darauf aufmerksam, sollten sich Ungereimtheiten eingeschlichen haben. „Deshalb notieren wir alles und schreiben die Namen aller Familienangehörigen sofort auf, die im Laufe der Geschichte hinzu kommen“.

Und so gibt es bis heute nicht nur Mama Marianne und Papa Rainer, sondern auch die Großeltern. „Und da musste natürlich erst mal definiert werden, von welchem Elternteil das jeweils die Eltern sind“, führt Andrea Wolz schmunzelnd aus. Auch bei der Namensgebung sind die Kinder eifrig mit dabei und benennen die Verwandten ganz ohne Streitigkeiten. Und damit es spannend bleibt, gibt es außer den Eltern und den beiden Großelternpaaren, selbstverständlich auch Kinder: Felix, so wurden die Charaktereigenschaften definiert, ist ein aufgewecktes, wildes Kerlchen, das gern klettert und großen Bewegungsdrang hat. Seine Schwester Susi ist noch ein Baby, und alle werden in den kommenden Wochen vermutlich noch eine Reihe sozialer Herausforderungen bestehen müssen, damit die kleinen Kinderhausbesucher vieles lernen können. „Das alles erzeugt auch einen ordentlichen Schneeballeffekt“, hat Wolz außerdem erfahren. „Wir haben plötzlich festgestellt, dass wir gar kein Puppenhaus haben“. Das jedoch wurde inzwischen gekauft.