Der Wochenmarkt im Höpfigheimer Schlosshof ist auf Stammkunden angewiesen, auch von außerhalb. Foto: Michael Raubold Photographie

Der Wochenmarkt im Schlosshof ist auf Stammkunden angewiesen, auch von außerhalb.

Steinheim-Höpfigheim - Es sind fast immer die Gleichen, alles nette Leute“, sagt Michael Langer, „der Käs-Michel“, über seine Kunden. Viele würden ihn nur unter diesem Namen kennen.

Das stört den Selbstständigen aus Steinheim aber nicht im geringsten. Im Käsewagen steht gerade seine Cousine Tina Brunner aus Höpfigheim: „Wir besuchen unseren Micha natürlich“, erklärt sie.

Bio-Ziegenfrischkäse aus Weil im Schönbuch gesellt sich in der Glasvitrine neben seine französische Version: „Fromage de chèvre à la Sarriette“. Dann deutet Langer auf einen appetitlichen, kuhmilchweißen Miniaturhügel und stellt fest: „Das ist unser Klassiker: Die Lauchtorte mach’ ich selber als Chef, die geht immer weg!“

Besucherin Simone Schmid kommt regelmäßig aus Mundelsheim nach Höpfigheim zum Wochenmarkt gefahren, hat aber früher auch hier gelebt: „Höpfigheim ist noch wie Heimat für mich“, meint sie. Die Mundelsheimerin kauft hier für ihre Höpfigheimer Schwiegermutter ein – Salat, Zwiebeln, Tomaten und Brötchen etwa.

„Es gibt halt sonst auch nichts zum Einkaufen“, sagt sie noch. Auch Traude Puhan aus Höpfigheim ist „jeden Mittwoch“ im Schlosshof dabei. Heute besorgt sie Aprikosen „zum Marmelademachen“. Oft sei auch der Enkel dabei.

Der kann sich dann vor geschenkten Wursträdle und Bananen kaum retten. Gerade kommt Ortsvorsteher Roland Heck leger durch den Torbogen geschlendert, grüßt Marktbeschicker Erich Gruber am Gemüse und darf sich daraufhin eine Karotte greifen, in die er herzhaft hineinbeißt. Eine braune Dreieckstüte voller Trauben liegt vor einer Kundin auf der Auslage.

Nach Schließung des örtlichen Edeka war die damals versiegte Nahversorgung der Anlass zum Handeln vor neun Jahren, erklärt Heck, der findet: „Für ältere Leute ohne Auto ist der Wochenmarkt sehr wichtig.“ Vormittags kommt „ein Haufen Handwerker, um sich hier das Vesper abzuholen“, so Heck. Und die Ruheständler, die sich jede Woche im Feuerwehrhaus nebenan treffen, seien zwischenzeitlich eine verschworenene Gemeinschaft. Dieser Mittwochsstammtisch, bestehend aus „12 bis 15 Teilnehmern“, wird mit Kaffee, Würstle und Butterbrezeln bewirtet. Dafür sorgen Brigitte Niedermann, die direkt gegenüber wohnt, und Monika Keller. Gerade kommt die Höpfigheimerin Sigrun Hell zur Tür im Feuerwehrhaus herein, fragt: „Was ist los, niemand da?“ Hinter der Durchreiche schallt es hervor: „Es ist halt gutes Wetter heute!“ Die Stimme gehört Brigitte Niedermann, die vor den Kaffeemaschinen werkelt. Doch lange bleibt die erste Besucherin nicht allein am langen Tisch, auf dem schon Tassen und Thermoskannen auf die Kaffeerunde warten.

Aber auch Neuigkeiten werden hier brühwarm serviert: „Wo ist der Hubschrauber gelandet, wohin ist die Feuerwehr gefahren – das erfährt man hier“,nennt Sigrun Hell lächelnd Beispiele. Das Motto hier lautet für viele: Einkaufen auf dem Markt, um sich dann mit einem Kaffee zu belohnen. Besucherin Ursula Ditting stellt an der Kaffeetafel fest: „Bei uns fühlen sich alle wohl!“ Der Markt sei ein Fixpunkt in der Woche für sie und alle anderen in ihrer Gruppe. Die Altersspanne der regelmäßigen Gäste reicht von 40 bis 80 Jahre, so die Schätzungen. „Den Wochenmarkt haben wir unserem Ortsvorsteher zu verdanken“, fügt Ursula Ditting noch hinzu.

Der so Gelobte Roland Heck erklärt vor der Tür des Feuerwehrhauses, dass der Markt von den „solidarischen Besuchern“ lebt, insbesondere auch aus benachbarten Ortschaften, die ebenso gut woanders einkaufen könnten. Die sind der beste Beweis dafür, wie sehr die Dorfseele mittwochs auflebt – und wie einladend der Schlosshof dabei wirkt, besonders im Sommer...