Die Schüler haben das Publikum unter anderem mit einer quirligen Zirkusshow unterhalten. Foto: avanti

Die Grundschule besteht seit 50 Jahren. Das wurde gebührend gefeiert: mit Festreden, einer Theatereinlage und vielem mehr.

Steinheim-Höpfigheim - Die Wände der Melchior-Jäger-Halle waren am Freitagabend in großzügiger Manier mit der Zahl „50“ geschmückt. Das hatte einen guten Grund. Die Grundschule feierte in dem schmucken Gebäude ihren 50. Geburtstag – mit einem Programm, das es in sich hatte. Die mehr als 200 Besucher wurden mit Festreden, einer quirligen Zirkus-Show und einer bezaubernden Theateraufführung unterhalten. Zudem konnten sie sich eine Fotoausstellung in der Schule anschauen oder sich bei einer Hocketse mit kühlen Getränken erfrischen. Angesichts der tropischen Temperaturen in und außerhalb der Halle war das sicher nicht die allerschlechteste Idee.

Die Hitze thematisierte der Steinheimer Bürgermeister Thomas Rosner auch in seinen Grußworten. „Wir haben vergessen, hier ein Klimaanlage einzubauen“, stellte der Rathauschef selbstkritisch und augenzwinkernd fest. An der Grundschule hatte er indes nichts zu kritteln. Diese genieße einen guten Ruf. Der beruhe unter anderem auf der guten Gemeinschaft. Zudem sei die „Menschlichkeit die hauptbestimmende Größe an der Grundschule Höpfigheim“. Ein Lob, das gewiss auch in Richtung der Rektorin Mechthild Wittmer gemünzt war, die zuvor die Eltern, Kinder, Kollegen und Ehrengäste begrüßt hatte. Darunter auch ihre Vorgänger Günther Kasten und Irmgard Schuster.

Die Heimatpflegerin Helga Becker machte im Anschluss an den Vortrag des Rathauschefs klar, wie sehr sich die Zeiten unter diesen drei Schulleitern und allen anderen davor gewandelt haben. Und sie machte auch darauf aufmerksam, dass die Schultradition in Höpfigheim weitaus älter ist als das Gebäude, das jetzt Jubiläum feiert. Schon 1678 habe die große Kirchenordnung des Herzogs von Württemberg in Höpfigheim gegolten und damit auch die allgemeine Schulpflicht. Wie viele Kinder aus dem Ort gleich zu Beginn die Schulbank drückten, sei aber nicht dokumentiert. Dafür hat Becker herausgefunden, dass ein Lehrer im 19. Jahrhundert bis zu 120 Mädchen und Jungs unter seinen Fittichen haben durfte. Aus heutiger Sicht unglaubliche Verhältnisse, die im Saal mit einem entsprechenden Schmunzeln quittiert wurden. Aktuell seien sieben Lehrkräfte und zwei Religionslehrer für nur noch 67 Kinder zuständig, berichtete Helga Becker. Um den Schulstandort auf Dauer zu sichern, erhoffe sich Mechthild Wittmer bei den Schülerzahlen wieder ein deutliches Plus. Die Heimatpflegerin hofft mit ihr. „Ich wünsche ein sicheres Fortbestehen“, erklärte sie.

Was die Zukunft tatsächlich bringt, konnte natürlich auch die Schulamtsdirektorin Anita Kermisch nicht sagen. Sie konnte aber mit Gewissheit festhalten, dass sich der Unterricht in den vergangenen 50 Jahren erheblich gewandelt hat. „Früher haben alle zur selben Zeit dasselbe gemacht, so läuft das heute nicht mehr“, betonte sie. Individuelles Lernen werde nun großgeschrieben. Zudem gehe es darum, Medienkompetenz zu vermitteln. Man habe inzwischen erforscht, „wie der Kopf arbeitet. Das Wissen können wir nicht in der Tasche lassen.“

Wie das Lernen im Jahr 2015 funktioniert, davon gaben die Schüler im Rahmen eines pfiffigen Theaterstücks einen Einblick. Die Kids erklärten dabei notgelandeten Außerirdischen, dass man sich Englisch anhand von Musikstücken aneignen kann, dass Lesen „wie Kino im Kopf ist“ und was man alles mit Buchstaben anstellen kann: nämlich Wörter und Texte bilden. Am Ende des Stücks, das die Lehrerin Katja Kornmann geschrieben hat, machten die cleveren Erdenbewohner sogar noch das Raumschiff der Aliens wieder flott. Die Inszenierung zeigte ganz nebenbei, dass in Höpfigheim nicht nur Wert auf die Vermittlung des klassischen Unterrichtsstoffs gelegt wird, sondern auch die musischen Talente gefördert werden. Beeindruckend war vor allem, wie die Darsteller selbst lange Textpassagen fehlerfrei wiedergaben. Mit im Boot waren bei dem Stück die Theater-AG unter Leitung von Katja Kornmann, die Chor-AG unter der Regie von Carla Precht-Kölle und die AG Let’s play unter der Federführung von Jolene Kroboth. Jolene Kroboth ist zusammen mit Silvia Deuschle und Markus Kolb auch für die Zirkus AG zuständig, die am Freitagabend ebenfalls eine Kostprobe ihres Könnens ablieferte. Zu flotter Musik zeigten die kleinen Stars der Manege unter anderem akrobatische Übungen am Trapez, balancierten auf großen Bällen und ließen Teller an langen Stöcken tanzen.