Das ASB-Seniorenzentrum an der Bottwar steht Hans-Jürgen Stritter wieder offen. Foto: Oliver von Schaewen

Hans-Jürgen Stritter darf wieder in das ASB-Seniorenheim. Es gab ein klärendes Gespräch mit der neuen Chefin.

Steinheim - Mehr als 18 Monate lang durfte sich Hans-Jürgen Stritter im Seniorenzentrum des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Steinheim nicht mehr sehen lassen. Ihm war im Oktober 2013 ein Hausverbot erteilt worden. Ein schwerer Schlag für den als Betreuer eingesetzten ehemaligen Verwaltungsmitarbeiter des Heims und ein „himmelschreiendes Unrecht“, wie er heute noch meint.

Der 66-Jährige, bei den Bewohnern als Begleiter beliebt, trug einen Konflikt mit der damaligen Heimleiterin aus. „Ich habe Veranstaltungen für die Bewohner organisieren wollen – zuletzt wurden alle meine Vorschläge abgebügelt“, blickt Stritter zurück. Schroffe Zurückweisungen („Ich bin die Heimleitung – mit Ihnen diskutiere ich nicht“) hätten ihn demotiviert, der Konflikt eskalierte, am Ende stand das Hausverbot. Dass er selbst ein Charakter mit Ecken und Kanten sei, stellt Stritter nicht in Abrede, aber jemanden derart auszugrenzen, der sich für die Belange der Bewohner einsetzt, findet er „ein Unding“.

Gegen das Hausverbot erhob Stritter einen Monat später beim Arbeitsgericht Klage, verlor aber den Prozess, weil er den ASB-Landesverband und nicht den Regionalverband hätte beklagen müssen. Ein zweiter Prozess wäre mit Stritters Rechtsschutz nicht zu finanzieren gewesen. So schmollte der Geschasste notgedrungen weiter, blieb aber nicht untätig. In seinem Wohnort Oberstenfeld engagierte sich Hans-Jürgen Stritter im Kleeblatt-Heim. Dort betreut er noch heute ehrenamtlich ältere Menschen, denen er Abwechslung in den Alltag bringt. „Ich erlebe sehr viel Dankbarkeit und Wertschätzung“, erzählt der Rentner Stritter. Ihm gehe es gerade um ein menschliches Klima, in dem ältere Menschen sich wohlfühlten.

Bewegung in die Sache um das Hausverbot in Steinheim kam erst, als im Laufe dieses Jahres die Heimleitung abberufen wurde. Stritter dachte, mit dem Wechsel hätte auch eine veränderte Philosophie im Haus an der Bottwar Einzug gehalten und er wäre wieder willkommen, zumal ein Bewohner ihn unbedingt treffen wollte. Doch die neue Heimleitung handelte nach Vorschrift und erinnerte den Besucher an das verhängte Hausverbot. „Es hat mich sehr verletzt, dass ich nicht kommen durfte, obwohl ja diejenige, die das Verbot erteilt hat, nicht mehr anwesend war.“ Erst als Stritter Wochen später erfuhr, dass es einen Wechsel in der Geschäftsführung des ASB-Regionalverbandes gegeben hatte, schöpfte er noch einmal Hoffnung.

Es kam zum klärenden Gespräch mit Stefanie Mencke, die als neue Chefin an der Aufarbeitung solcher Fälle in den ASB-Heimen ein großes Interesse hatte. „Ich halte nichts von disziplinarischen Hausverboten“, distanziert sich Mencke deutlich von der damaligen Entscheidung, die von ihrem Vorgänger als ASB-Geschäftsführer mitgetragen worden war. Mencke betont allerdings, „dass in Steinheim offenbar zwei starke Persönlichkeiten aufeinandergeprallt sind und es aus heutiger Sicht nicht möglich ist, alle Dinge dieses Streits klar zuzuordnen“. Ein Hausverbot komme nur „als letztes Mittel“ in Frage, wenn Menschen in Altenheimen vor Übergriffen geschützt werden müssen oder ein Fall von übler Nachrede vorliege. Mencke hob das Hausverbot auf und betrachtet Stritter wieder als „willkommenen Gast“. „Ich hätte nichts dagegen, wenn er seinen ehrenamtlichen Unruhestand auf unser Haus in Steinheim ausdehnen würde.“