Der Entwurf des Baugebiets Scheibenäcker in Kleinbottwar. Foto: Zeese Stadtplanung Architektur, Marbacher Zeitung.

Baugebiet Scheibenäcker: Das Ortsschild wird an den nördlichen Rand des Baugebietes gesetzt.

Steinheim - Seit 1974 ist das Gebiet Scheibenäcker bereits im Flächennutzungsplan als Baugebiet ausgewiesen. Im Jahr 2010 wurden erste Konzepte zur Umsetzung ausgearbeitet. Der städtebauliche Entwurf datiert aus dem Jahr 2017. In der Sitzung am Dienstag haben die Gemeinderäte den Aufstellungsbeschluss auf den Weg gebracht. Lediglich Rainer Breimaier und Jürgen Arndt von den Grünen stimmten mit Nein.

Der Bedarf an Bauplätzen sei groß, betonte Heide Buff vom Ingenieurbüro Zeese. Über eine reine Nachverdichtung sei er nicht zu decken. Der Schwerpunkt im sieben Hektar großen Baugebiet liege auf der Umsetzung von freistehenden Einfamilienhäusern. Aufgrund des zunehmenden Bedarfs sei aber eine Mischung vorgesehen – im unteren Bereich des Gebiets vermehrt Geschosswohnungen. „Das neue Baugebiet soll keine Insel werden, sondern sich in den Ort eingliedern.“ Es habe zahlreiche Abstimmungen mit Fachbehörden gegeben. Die Grundzüge des städtebaulichen Entwurfs blieben jedoch unberührt.

Eine wesentliche Änderung sei der Wegfall des vorgesehenen Kreisverkehrs. Mit einem Durchmesser von 35 Meter sei er zu groß. „Er darf das Landschaftsschutzgebiet nicht tangieren und müsste deshalb sehr weit in die Bebauung hineingeschoben werden – diese städtebauliche Integration ist aber nicht möglich.“ Deshalb sei jetzt eine Kreuzung mit einer Linksabbiegespur vom Ort kommend vorgesehen. Darüber hinaus gibt es am so genannten Quartiersplatz Buskaps. Soll heißen: Die Busse halten auf der Straße. „Der haltende Bus bremst den Verkehrsfluss. Auch das Ein- und Aussteigen sowie das Queren ist für die Fußgänger leichter“, so Buff. Es soll Querungsinseln, keine Zebrastreifen geben.

Die Haupterschließung des Gebiets ist direkt über die Kreisstraße 1702 vorgesehen. Das Ortsschild rückt an die nördliche Grenze des Baugebiets. „Das ermöglicht eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 Stundenkilometer.“ Eine weitere Reduzierung auf 40 Stundenkilometer erfordere Lärmmessungen – und zwar nach der Umsetzung des Gebietes. Der städtebauliche Entwurf sei eine Absichtserklärung. „Wir stehen mit dem Bebauungsplanverfahren ganz am Anfang.“

Horst Trautwein (CDU) lobte den Entwurf. Es sei gut, dass der Kreisverkehr nicht komme. Auch die Erschließung von der Kreisstraße 1702 und die damit verbundene Verkehrsberuhigung sei gut. Die Zeit dränge, betonte er. In seiner ursprünglichen Form, also in einer Größe von 3,6 Hektar, habe seine Fraktion das Vorhaben grundsätzlich unterstützt, erinnerte Rainer Breimaier von den Grünen. Es aber in der erweiterten Form auch grundsätzlich kritisiert. Zum einen sei Scheibenäcker für die gewachsenen gesellschaftlichen und sozialen Strukturen Kleinbottwars zu groß, es widerspricht einer verträglichen, organischen, sukzessiven Weiterentwicklung mit einem sprunghaften Anstieg um 200 Wohneinheiten und rund 400 Neubürgern. Darüber hinaus verstoße es gegen die vom Gremium bei IST30 beschlossenen Entwicklungsgrundsätze der „maßvollen Abrundung“ oder der maßvollen „Arrondierung“. Außerdem werde das Gebiet nach wie vor vom Typ Einfamilienhaus dominiert. „Das drängendste soziale Problem unserer Region ist aber der riesige Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für den mittleren und kleinen Geldbeutel. Für mich ist noch nicht klar, ob und wenn ja in welchem Umfang sozialer Wohnungsbau, der diesen Namen auch wirklich verdient hat, hier stattfindet. Und das wäre dann für uns ein sozialpolitischer Anachronismus.“ Und zu guter Letzt verbrauche Scheibenäcker zu viel Fläche für zu wenig Wohneinheiten. „Auch im Vergleich zu unserem jüngsten realisierten Baugebiet Horrenwinkel IV/V. Dort kamen wir auf mindestens 30,3 Wohneinheiten pro Hektar Bruttobauland, bei Scheibenäcker schaffen wir gerade mal 28,5. Das ist für uns ein kommunalpolitischer und vom Flächenverbrauch her auch ein ökologischer Rückschritt.“

Jürgen Holder von der Geoteck-Ingenieur GmbH gab in der Sitzung Informationen in Sachen Umlegung. Zur Umsetzung des Bebauungsplanes einer geeigneten Grundstücks- und Eigentumsstruktur sei eine gesetzliche Baulandumlegung erforderlich. Die Eigentumsverhältnisse müssten noch geordnet werden. „Der Dissens mit einem Grundstückseigentümer ließ uns unsicher werden, ob wir das Baugebiet überhaupt so umsetzen können“, erinnerte Holder. „Inzwischen sind wir aber auf einem guten Weg.“ Was ermögliche, dass das gesamte Gebiet einbezogen werden könne. „Es braucht eine durchgängige Planung.“ Was den Zeitplan angeht, dauere das Umlegungsverfahren vermutlich ein Jahr, der am Dienstag beschlossene Umlegungsausschuss werde sich mindestens zweimal treffen. 2020/2021 könne dann mit der Bebauung begonnen werden.

Im Umlegungsausschuss, dessen Vorsitzender Bürgermeister Thomas Winterhalter ist, sitzen für die SPD Michael Uhl (Stellvertreterin Regina Traub), für die CDU Horst Trautwein (Stellvertreter Hanns Daunquart), Jürgen Weis (Uwe Löder), für die Freien Wähler Timo Renz (Andreas Sumser) und für die Grünen Rainer Breimaier (Hartmut Schlucke). Beratende Sachverständige sind Bauamtsleiter Frank Fussenegger sowie Jürgen Holder.