Christian Schäfer gehört zu den besten Offensivakteuren der 2. Handball-Bundesliga. Foto: Pressefoto Baumann

Der Kleinbottwarer Handballer Christian Schäfer ist Torschützenkönig der 2. Handball-Bundesliga geworden.

Steinheim-Kleinbottwar - Christian Schäfer sitzt ganz entspannt in seinem Elternhaus in Kleinbottwar. Der kleine Kater Max, gerade einmal sieben Wochen alt, schleicht um ihn herum und ist neugierig. Der 27-Jährige lächelt nur und lehnt sich zurück. Er ist zufrieden. Kein Wunder: Die bislang erfolgreichste Saison im Dress des Zweitligisten SG BBM Bietigheim liegt hinter dem Handballer aus dem Steinheimer Teilort. Wobei? Erfolgreichste? – „Ich würde eher sagen die konstanteste“, meint er. Denn gute Leistungen hat er schon oft abgeliefert. In der abgelaufenen Saison aber so oft, dass er am Ende der Runde sogar Torschützenkönig wurde. Ein Titel, der Christian Schäfer freut, aber nicht abheben lässt. „Mein Wert hat sich dadurch natürlich gesteigert. Aber ansonsten hat sich nichts verändert dadurch“, sagt er.

281 Saisontore erzielte der 27-Jährige insgesamt für die Bietigheimer – 143 aus dem Feld heraus, 138 vom Siebenmeterpunkt. Alleine mit der Anzahl der Siebenmetertore hält Schäfer den Topwert der 2. Handball-Bundesliga. Durchschnittlich traf der Linkshänder 7,03 Mal pro Spiel. Ein Wahnsinns-Wert. Seine torreichste Partie lieferte der Kleinbottwarer am 19. Spieltag gegen den TV Emsdetten ab, als er bei der denkbar knappen 33:34-Heimniederlage 16 Treffer erzielte. Im Gedächtnis ist Schäfer dieses Spiel aber hauptsächlich wegen eines Fehlwurfs geblieben. „Das war wirklich eine besondere Partie. Bis kurz vor Schluss hatte ich keinen einzigen Fehlwurf, doch dann habe ich direkt vor Abpfiff einen Siebenmeter verworfen, wodurch wir verloren haben“, erzählt der Rechtsaußen. Feiern durfte er dafür dann aber ganz groß am letzten Spieltag, als sein Team beim HC Empor Rostock mit 30:27 gewann, er acht Tore erzielte und endgültig den Titel als Torschützenkönig inne hatte. „Es war ausgemacht, dass ich dann die Getränke auf der Heimfahrt spendiere“, verrät Christian Schäfer und fügt schmunzelnd an: „Es war eine lange Heimfahrt und der Preis für alle Getränke am Ende dreistellig.“

Auch bei der anschließenden Abschlussfahrt seiner Mannschaft nach Mallorca musste Schäfer die ein oder andere Runde springen lassen – „aber das habe ich sehr gerne gemacht“, erzählt er und freut sich auch jetzt, rund vier Wochen nach dem letzten Saisonspiel, noch über die vielen Glückwünsche, die ihn auf allen möglichen Wegen erreicht haben. „Mein Handy ist an diesem Tag auf der Rückfahrt von Rostock kaum still gestanden“, berichtet er. Zum Abschalten ging es deshalb nach dem Mannschafts-Trip nach Mallorca erst einmal für ein paar Tage zu einem Kumpel nach London. „Da meine Freundin Lehrerin ist und gerade nicht frei hat, konnten wir jetzt leider nicht verreisen“, erzählt Schäfer, der inzwischen aber auch schon wieder halbwegs im Training ist. „Wir haben alle einen individuellen Plan bekommen, den wir jetzt drei Wochen lang absolvieren müssen. Danach geht es dann wieder los“, erzählt er. In der Halle steht der Mann mit der Rückennummer elf aber auch aktuell regelmäßig – trotz seiner eigenen Pause.

„Ich bin seit Januar in Teilzeit in die Jugendarbeit bei der SG BBM Bietigheim eingebunden“, erzählt er. Im männlichen Jugendbereich ist Schäfer für die Organisation zuständig, dazu trainiert er außerdem die B-Jugend der SG BBM, was ihm extrem viel Spaß macht. „Zusammen mit dem Fernstudium der Wirtschaftswissenschaften füllt das meine Woche ganz gut aus“, sagt er. Dem Kleinbottwarer ist es wichtig, „dass ich mir ein zweites Standbein neben dem Handball aufbauen kann. Damit ich unabhängig bin“. Die Arbeit im Weingut seiner Eltern kommt für ihn nicht in Frage. „Das ist nichts für mich“, sagt er. Aktuell hat der 27-Jährige aber sowieso erst einmal die kommende Saison im Blick, und nicht das Leben nach dem Handball.

„Ich möchte schon gerne noch vier bis fünf Jahre auf diesem Niveau spielen“, sagt der Kleinbottwarer, der in Bietigheim in seine zehnte Saison geht und in der Form seines Lebens zu sein scheint. „Vergangene Saison sind wahrscheinlich mehrere Faktoren zusammen gekommen“, meint er. „Erstens trainiere ich seit meinem Kreuzbandriss bewusster und achte mehr auf Kleinigkeiten. Zweitens konnte ich auf die Erfahrung aus der 1. Liga zurückgreifen und zudem bin ich inzwischen in einem Alter, in dem ich nicht mehr so nervös bin vor jedem Spiel.“ Er ist also ruhiger geworden, entspannter. Was nicht heißt, dass ihn der 31. August kalt lässt. An diesem Tag findet nämlich der Supercup in der Porsche-Arena statt. Und in diesem Rahmen wird Christian Schäfer als Torschützenkönig der 2. Handball-Bundesliga geehrt. Dort bekommt er auch seinen Pokal überreicht. Wo dieser dann stehen wird ist noch nicht klar. Nur, dass Kater Max mit Sicherheit neugierig um ihn herumstreichen wird. Und dass Christian Schäfer wieder entspannt lächeln wird.