Auf den Stangenwiesen in Kleinbottwar kann ein Heim mit 40 Plätzen entstehen. In der Maybachstraße sollen 64 Personen unterkommen (kleines Bild). Foto: Archiv (Brock), Stadt Steinheim

Unterkünfte in den Kleinbottwarer Stangenwiesen und bei der WaschWelt bieten insgesamt Platz für 104 Personen.

Steinheim - Der Bürgermeister Thomas Winterhalter hat in den vergangenen Wochen gebetsmühlenartig darauf hingewiesen, dass in Sachen Unterbringung von Flüchtlingen akuter Handlungsbedarf besteht. Allein in diesem Jahr müsse noch mehr als 80 Personen ein Dach über dem Kopf angeboten werden. 2018 seien die Zahlen wohl auf ähnlichem Niveau. Folglich plädierte die Verwaltung dafür, 40 Plätze in den Kleinbottwarer Stangenwiesen und 60 in der Maybachstraße hinter der WaschWelt in Steinheim zu schaffen. Hier waren zunächst ebenfalls 40 Plätze anvisiert worden. Doch die würden nach neuesten Prognosen kaum reichen, hatte Winterhalter erklärt – und stieß mit seinem Appell nicht auf taube Ohren. Der Gemeinderat gab in seiner Sitzung am Dienstag grünes Licht für sämtliche Anträge der Rathausmannschaft zu diesem Thema.

Zähneknirschend nahm das Gremium damit auch in Kauf, dass sich die Kostenspirale zwischenzeitlich nach oben gedreht hat. Nach einer ersten groben Schätzung sollten für das Haus in der Maybachstraße 2,2 Millionen fällig werden. Nun geht man von 2,4 Millionen Euro aus. Für die Module in den Stangenwiesen waren zunächst 1,7 Millionen Euro angesetzt. Tatsächlich muss die Kommune wohl 2,15 Millionen Euro schultern. Unterm Strich stünden Ausgaben von 4,55 Millionen Euro, statt der zunächst angenommenen 3,9 Millionen Euro im Raum, erklärte der Bauamtsleiter Frank Fussenegger. Inbegriffen seien dabei aber schon die Außenanlagen sowie eine Fassade aus Schichtpressstoffplatten. Die deutliche Kostensteigerung rühre unter anderem daher, dass für die Aufständerung des Gebäudes in Kleinbottwar mehr Geld ausgegeben werden müsse als gedacht. Mit dem Anlupfen der Elemente auf einen Meter soll verhindert werden, dass die Räume bei einem Hochwasser an der Bottwar überflutet werden. „Die 4,55 Millionen Euro sind aber eher am oberen Ende der Skala“, betonte Fussenegger.

Der Bauamtsleiter machte zudem klar, dass es jetzt bei der Umsetzung Schlag auf Schlag gehen soll. Den Bauantrag wolle man bis Ende Juni einreichen. Die Genehmigung vom Landratsamt Ludwigsburg wird für Mitte August erwartet. Baubeginn soll Mitte Oktober sein. Die Fertigstellung könnte Ende Januar 2018 erfolgen. „Das ist ein recht sportlicher Zeitplan“, räumte Fussenegger ein. Das Ganze hänge davon ab, ob die Firmen mit den knappen Vorbereitungs- und Lieferzeiten hinkommen.

Während die Räte am Zeitplan nichts zu kritteln hatten, waren andere Punkte durchaus umstritten. Vor allem die Anbringung einer Fassade, die pro Heim mit rund 180 000 Euro zu Buche schlägt, sorgte für Diskussionen. Günter Blank von der CDU gab zu bedenken, dass die Unterkünfte auch ohne Verkleidung schon über vier Millionen Euro kosten. Seine Fraktionskollegen Hanns Daunquart und Renate Eggers erkundigten sich zudem beim zuständigen Architekten Helmut Wallmersperger, ob sich die Module vielleicht auch mit einer entsprechenden Farbgebung attraktiv gestalten ließen. Und Regina Traub von der SPD machte sich dafür stark, nur in der Maybachstraße auf die Fassade zu verzichten. Das Gebäude füge sich an diesem Standort ohnehin nicht in die Umgebung ein, weshalb die Unterkunft für sie lediglich den Charakter eines Provisoriums habe. Überdies solle man bei 40 Plätzen bleiben und nicht auf 60 aufstocken, weil sonst zu viele Leute auf einem Fleck leben würden.

Wallmersperger stellte aber fest, dass die Unterkünfte ohne Fassade wie Container wirken würden. „Wir müssen ansprechenden Wohnraum für die Menschen schaffen, die hierherkommen“, sagte er. Frank Fussenegger brach ebenfalls eine Lanze für die Variante mit Verkleidung. „Die Gebäude bleiben über viele Jahre erhalten“, ergänzte Thomas Winterhalter. Der Schultes bat auch darum, sich für eine einheitliche Lösung zu entscheiden – damit nicht am Ende das eine Heim hochwertiger als das andere ausfällt. „Dann haben wir eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.“ Diese Argumente schienen zu ziehen, stimmte doch letztlich eine große Mehrheit für eine Fassade an beiden Häusern.

Die gab es auch für die dreigeschossige Ausführung in der Maybachstraße samt Kapazitätserweiterung von 40 auf 64 Plätze. Rainer Breimaier von den Grünen hatte zuvor vergeblich dafür geworben, die Unterkunft nur für 40 Personen zu konzipieren, um nicht zu viele Menschen an einem Ort zu konzentrieren und damit den Sozialfrieden zu gefährden. „Wir wollen uns nicht den Flüchtlingen verweigern. Das ist aber der falsche Standort, und wir sind gegen die Aufstockung auf 60 Plätze“, erklärte er.

Timo Renz von den Freien Wählern konnte hingegen mit dem Beschlussvorschlag aus dem Rathaus voll mitgehen. „So haben wir Planungssicherheit über 2017 hinaus“, betonte er. Unglücklich fand er, dass die neuesten Schätzungen der Ausgaben erst per Tischvorlage kamen. Bedauerlich sei ferner, dass „uns durch verwaltungsinterne Fehlentscheidungen in der Vergangenheit immense Mehrkosten entstehen“ – womit Timo Renz noch eine kleine Breitseite in Richtung Winterhalter-Vorgänger Thomas Rosner abschoss.