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Im Holz zu spielen, das ist neu für die Stadtkapelle Großbottwar. Dabei bot auch das Programm Spannung: Filmmusik war angesagt beim Gastspiel in der Firma Haag.

Steinheim/Großbottwar - Ein Auswärtsspiel veranstaltete die Stadtkapelle Musikverein Großbottwar am Samstagabend: Sie hatte zum Serenadenkonzert nach Steinheim geladen. „Leider gibt es ja in Großbottwar noch keine Stadthalle“, sagte Dirigent Jürgen Pantle. „Vielleicht könnt ihr ja da ein bisschen Druck machen. Ich bin zwar selber im Stadtrat – aber für Kultur und Versammlung hängt’s ein bissle mit der Geldverteilerei.“ In Steinheim fand das Konzert allerdings auch nicht in der Stadthalle statt, sondern bei Holzbau Haag im außerhalb gelegenen neuen Industriegebiet Kreuzwegäcker. Klarinettist und Firmeninhaber Markus Brosi hatte die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Die große Halle war voll besetzt, selbst auf der Empore waren noch Stühle aufgestellt worden.

Weil die ersten Serenadenkonzerte des Vereins wettermäßig unter keinem guten Stern gestanden hatten, beschloss man 2013, sicherheitshalber unter das Dach des Großbottwarer Sägewerks zu schlüpfen. „Wir folgen jetzt also dem weiteren Weg des Holzes“, sagte der erste Vorsitzende Arne Schumacher in seiner launigen und informativen Moderation. Er präsentierte den Zuhörern nicht nur jede Menge Detailwissen rund um die Filme – Höhe der Kosten, Zahl der Darsteller oder wo sank die Titanic –, sondern schaffte es auch, über die Themenfolge Holz – Schiff – Wasser die Musik aus so unterschiedlichen Kinohits wie „Rocky“, „Titanic“ oder „Lawrence von Arabien“ miteinander zu verbinden. Was Rocky mit Holz zu tun hat? Ganz einfach: „Auch Rocky ist im Holzgeschäft, macht er doch aus fast allen Gegner Kleinholz.“ Und in der Wüste Arabiens gibt es zwar weder Holz noch Wasser, aber Schiffe – Wüstenschiffe, um genau zu sein.

Den Musikern gelang es mühelos, mit den bekannten Filmmelodien zugleich die bekanntesten Szenen der oft oscargekrönten Leinwandepen vor dem inneren Auge der Zuhörer erstehen zu lassen. Besonders eindrücklich gelang dies bei der Filmmusik aus „Das Boot“. Unheimlich am Anfang die tiefen Töne, dazwischen das regelmäßige, die Spannung ins Unerträgliche steigernde „Pling“ des Echolots, bis die wuchtigen Kesselpauken verkündeten, dass die Crew um „Kapitänleutnant“ Jürgen Pantle Gefechtsposition bezogen hatte. Der Klang des Echolots kam vom Synthesizer.

Gegen Ende des Konzerts, noch vor der vom Publikum eingeforderten Zugabe aus „Jenseits von Afrika“, begann es in der Halle brenzlig zu riechen, was einige besorgte Zuhörer die Köpfe drehen ließ. Jürgen Pantle beruhigte: „Wir haben schon die Holzfeuer angezündet, denn wir hoffen, dass ihr noch ein wenig bei uns bleibt. Und in einem Holzbaubetrieb gehört ein bisschen Zündeln einfach dazu.“ Am Ausgang stand eine Tuba, in die Spenden eingeworfen werden konnten. Diese kommen dem Schulorchester der Wunnensteinschule zugute, mit dem die Vereinsmusiker kooperieren.