Mit Kunst hat diese Wandschmiererei an der Arche wenig zu tun. Foto: privat

Der evangelische Pfarrer Matthias Maier nutzt soziale Netzwerke zur Ermittlung der Täter.

Steinheim - Verworren, hässlich, schwer zu entfernen und deshalb teuer. Für den evangelischen Pfarrer Matthias Maier bringt die Schmiererei am Gemeindehaus Arche nichts als Scherereien mit sich. Doch statt sich grün und blau über das undefinierbare schwarze Zeichen auf dem roten Backstein zu ärgern, geht der Seelsorger in die Offensive. „Ich habe natürlich bei der Polizei Anzeige erstattet“, erzählt er. Damit aber nicht genug: „Ich habe es auch in den sozialen Netzwerken gepostet und hoffe auf Hinweise.“

Bemerkt hat es der Hausmeister am Montag. „Wir wissen nicht, wann genau und warum es geschah“, erzählt Matthias Maier. Die Wand liege auf der Seite zum Gehweg, der auch zu den Schulen führe. Es könne aber auch sein, dass der Dummejungenstreich sich im Umfeld des Steinheimer Sraßenfestes ereignete. Bei seinen Recherchen hat Maier festgestellt, dass das Zeichen nicht bekannt sei. „Bis jetzt konnte es niemand zuordnen.“ Die Kirchengemeinde werde das Gebilde auch vorerst nicht auf eigene Kosten entfernen, erzählt der geschäftsführende Pfarrer, der warten will, bis der Täter ermittelt ist: „Er soll selbst feststellen, wie viel Mühe es bereitet, so etwas von einer Hauswand zu entfernen.“ Um vor Wiederholungen gefeit zu sein, erwägt Matthias Maier sogar, Kameras am Gemeindezentrum anzubringen. „Die kosten heutzutage nicht mehr viel.“ Das müsse dann aber der Kirchengemeinderat entscheiden.

Geschmiert hat der Täter nicht nur an der evangelischen Arche in der Nelkenstraße, sondern auch an der katholischen Kirche in der Kreuzstraße. An deren Wand prangen laut Polizei mehrere schwarze Schriftzeichen. In die Zeichensprache eindringen will Michael Bokelmann, Leiter des Polizeipostens Steinheim. „An der Arche sehe ich das englische ,You’“, sagt er. Bokelmann hält das Graffito für ein Anfängerwerk. „Da ist jemand mit der Sprühdose umhergelaufen, auch zur katholischen Kirche.“ Im Unterschied zu komplexeren, farblich ausgefüllten Graffiti an S-Bahnen seien diese sehr einfach gehalten. „Jemand möchte auf sich aufmerksam machen“, schätzt Bokelmann, der von jugendlichen Tätern ausgeht.

Der Gesamtschaden könnte noch nicht beziffert werden, teilte am Dienstag das Polizeipräsidium Ludwigsburg mit. Deren Sprecher Peter Widenhorn vermutet auch Jugendliche als Täter und hält es für eine gute Idee, selbst in den sozialen Netzwerken aktiv zu werden. „Deren Klientel ist am ehesten geeignet, die Täter zu kennen.“

Sprayer waren auch vor einigen Wochen in Marbach aktiv gewesen. Sie hatten unter anderem die Stadtmauer am Gerberplatz, die Bahnhofsunterführung und bereits früher den Eingang der Gemeinschaftsschule im Bildungszentrum verunstaltet (wir berichteten). Die Polizei sei mit dem Fall befasst, tappe aber noch im Dunkeln, berichtet Peter Widenhorn. Das dort verwendete Kürzel 672 werde inzwischen von einigen Gruppen verwendet – auch über die Ortsgrenze der Schillerstadt hinaus. Die Polizei geht bislang davon aus, dass die Sprayer damit die Postleitzahl ihres Heimatortes andeuten wollten.