Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Fusion der Feuerwehren in Steinheim, Kleinbottwar und Höpfigheim würde deren Zukunft sichern. Zu diesem Ergebnis kommt ein externer Gutachter.

Steinheim - Dass Stadträte über den Feuerwehrbedarfsplan zu entscheiden haben, ist nicht ungewöhnlich. Schließlich gehört es zu den Aufgaben von Kommunen, eine leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen und zu erhalten. So steht es im Gesetz. Dass besagter Bedarfsplan jedoch nicht von der Feuerwehr selbst, sondern von einem externen Berater – gleichwohl in Zusammenarbeit mit der Führungsspitze der Steinheimer Feuerwehr sowie der Stadtverwaltung – erstellt wird, ist für Steinheim ein Novum. In der Ratssitzung am Dienstagabend ist das 80 Seiten starke Dokument von Roland Demke vorgestellt worden. Der leitende Branddirektor kommt ursprünglich aus Weinsberg und leitet heute die Ausbildung der Floriansjünger in Bayern.

Überraschende Erkenntnisse überbrachte der Gast den Stadträten, der Verwaltung, aber auch den Feuerwehrleuten, die den Sitzungssaal säumten, nicht. Unter ihnen auch Kommandant Martin Schäffer. „Der Plan enthält vieles von dem, was ich auf Versammlungen schon seit Jahren sage“, erklärt Schäffer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dennoch sind die Kernaussagen des Werkes und die darin verankerten Perspektiven interessant. Die Fusion der drei Abteilungen Steinheim, Kleinbottwar und Höpfigheim könnte die Zukunftsfähigkeit der Wehr sicherstellen, betonte Demke. „Ein gemeinsamer Standort ist aus feuerwehrtechnischer Sicht langfristig sinnvoll.“ Akuten Handlungsbedarf gebe es nicht, das Thema müsse mit den Abteilungen sensibel diskutiert werden. „Sie sollten es in Ruhe angehen“, riet er. Denn die Betroffenen müssten eine solche Fusion mittragen, sonst sei ein solches Projekt zum Scheitern verurteilt.

Und was sagt der Kommandant? „Das Ganze ist eine politische Entscheidung, aber wir ziehen bei Einsätzen schon jetzt Leute in Steinheim zusammen. Wir sind ja auch eine Wehr“, betont Schäffer. Theoretisch, so das Ergebnis der externen Prüfung, kann das gesamte Stadtgebiet von einem Standort abgedeckt werden. Zwei mögliche Plätze hat Demke schon ausgemacht: einer liegt in den Kreuzwegäckern Richtung Wellarium, der andere im Industriegebiet Bahnhof. „Die Kommune Murr könnte beide Male innerhalb von zehn Minuten erreicht werden“, sagte Demke mit Blick auf eine mögliche Kooperation der Wehren von Steinheim und Murr. Die geschätzten Baukosten für ein neues Feuerwehrhaus würden – ohne Erschließung – bei rund 3,5 Millionen Euro liegen.

Am baulichen Ist-Zustand der drei Feuerwehrhäuser in der Kernstadt und den Stadtteilen ist laut Demke im Großen und Ganzen nichts zu kritisieren. Mittel- bis langfristig sind die Häuser in den beiden Stadtteilen jedoch nicht zukunftsfähig. Das Haus in der Kernstadt sei „funktional und gepflegt“. Allerdings sei das Lager überfüllt und ohne direkte Verbindung zur Fahrzeughalle – was den Transport von Nachschub, Einsatzmitteln und Gerätschaften schwierig gestalte, sich durch kleinere bauliche Maßnahmen aber ändern ließe.

Die Unterkunft in Kleinbottwar mache die Aufnahme weiblicher Mitglieder unmöglich: Es gibt weder eine Damenumkleide noch ein Damen-WC. Außer einer kleinen Toilette neben der Fahrzeughalle ist auch für die männlichen Mitglieder kein Sanitärraum vorhanden, führte Demke aus. Die einzige Umkleide werde auch als Besprechungsraum benutzt, Lagerfläche fehle, das Tor sei für neue Fahrzeuggenerationen zu niedrig. Fazit: Mittelfristig sollte ein anderer Standort mit besseren Entwicklungsmöglichkeiten gesucht werden.

In Höpfigheim fehlt jeglicher Umkleideraum, Medien für die Ausbildung gibt es ebenfalls nicht, der Sanitärbereich ist sanierungsbedürftig. Demkes Vorschlag: Wird der Schulungs- und Aufenthaltsraum in das Obergeschoss verlegt, könnte der bisher für diese Zwecke genutzte Bereich zu einem Umkleidetrakt mit getrennten Umkleiden und zeitgemäßen Sanitär- und Sozialräumen umgebaut werden. Alternativ sollte mittelfristig über eine Verlagerung des Standortes nachgedacht werden.

Was die Personenstärke und, damit verbunden, die Einsatzfähigkeit der Steinheimer Wehr angeht, sind die Abteilungen in Kleinbottwar und Höpfigheim unter der Woche – insbesondere tagsüber  – nur zusammen mit den Kollegen aus Steinheim einsatzbereit. In Kleinbottwar gebe es drei bis fünf Mitglieder, die zum Einsatz kommen könnten, in Höpfigheim gar nur einer. Die Tagesverfügbarkeit in Steinheim betrage hingegen 16 Mitglieder und sei gut, lobte Demke.

Stichwort Frauen. Die Abteilung Kleinbottwar hat derzeit keine Frauen, in der Truppe in Höpfigheim gibt es zwei Frauen, Steinheim hat sechs Feuerwehrfrauen. Damit liegt der Frauenanteil insgesamt bei acht Prozent. Die Feuerwehrverbände streben jedoch einen Anteil in Höhe von 20 Prozent an. „Da ist also noch Luft drin“, sagte Demke und schmunzelte. Als hervorragend bezeichnete er hingegen den Anteil an Jugendlichen in der Truppe. Die Jugendfeuerwehr, die am Standort Steinheim zentralisiert ist, hat 32 Mitglieder. Allerdings kommen die meisten von ihnen aus der Kernstadt. „Es sollte überlegt werden, ob man in Kleinbottwar und Höpfigheim nicht auch Jugendfeuerwehren gründet.“

Die Personalstärke der aktiven Wehr insgesamt bezeichnete der leitende Branddirektor als ausreichend. Die beiden Abteilungen in den Stadtteilen lägen jedoch an der Untergrenze. „Sie müssen sich bemühen, die Personalstärke zu steigern.“ Darüber hinaus fehlen in Kleinbottwar und Höpfigheim ausgebildete Gerätewarte. Soll die Wartung der Geräte zentral in Steinheim laufen, müsste dort ein zweiter Gerätewart ausgebildet werden. Insgesamt habe die Wehr jedoch einen guten Ausbildungsstand, lobte der Experte.

Um die Zukunftsfähigkeit der Kleinbottwarer Abteilung sei es jedoch nicht wirklich gut bestellt, mahnte er. Das Durchschnittsalter liegt bei 42 Jahren. Das in Steinheim und Höpfigheim liegt bei 28 beziehungsweise bei 30 Jahren. Außerdem gibt es in Kleinbottwar keinen Nachwuchs und auch keine Frauen.

Stichwort Fuhrpark. Der sei mit acht Fahrzeugen vergleichsweise schlank und effizient. „Weinsberg ist ähnlich groß und hat vier Stadtteile, aber dort gibt es doppelt so viele Fahrzeuge wie hier.“