Die Fische aus der Murr können jetzt ungehindert in den ruhigeren Otterbach abbiegen. Foto: Sandra Brock

Die Mündung der Murr ist so umgebaut worden, dass Wasserlebewesen jetzt ungehindert auch in die kleinen Flüsse wandern können. Von den rund 120 000 Euro Kosten hat das Land 85 Prozent übernommen.

Steinheim - Es hat ein Weilchen gedauert, aber jetzt ist die neue Mündung des Otterbachs in die Murr fertig. Neu gebaut werden musste, weil der bisherige Verlauf des Otterbachs im Mündungsbereich so steil war, dass ihn gerade kleine Fische und andere Wasserlebewesen nicht überwinden konnten. Die in den 1970ern oder 1980ern eingebauten Sohlabstürze waren „zwar der damalige Stand der Technik“, so der Steinheimer Umweltbeauftragte Eric Hirsch. Aber eben nicht der heutige – und schon gar nicht Stand der Dinge in Sachen Artenschutz.

Der Otterbach sowie der Kaisersbach und der Rohrbach, die darüber liegen, „sind die Kinderstube vieler Fische“, so Hirsch. Sie müssen dort zum Ablaichen hinkommen. Bislang war ihnen der Weg allerdings versperrt.

Ein so genanntes Umgehungsgerinne sorgt nun für freie Fahrt bei den Fischen. In einem Bogen fließt es um die bisherigen Steintreppen herum, die vorhandene Rinne dient noch als Überlauf, falls es Hochwasser gibt. Dass der neu gebaute Mündungsbereich mit viel Wasser durchaus umgehen kann, das hat er in den vergangenen Tagen und Wochen schon eindrücklich bewiesen. „Das ist mehrmals richtig getestet worden“, erklärt Eric Hirsch.

Startschuss für die Bauarbeiten an der Otterbachmündung war im vergangenen November. Das Wetter ist übrigens mit Schuld daran, dass sich die Arbeiten und die Fertigstellung letztlich verzögert haben. Zwar war das neue Bachbett bereits seit März so weit, jedoch fehlten noch Restarbeiten. „Und da hat uns das Wetter Kummer bereitet“, so Hirsch.

Aber jetzt ist es geschafft. Mit dem neuen Bachbett allein ist es allerdings nicht getan. In der Murr ist auf Höhe der Einmündung des Otterbachs eine Buhne gebaut worden. 30 Tonnen Wasserbausteine sind im Wasser so platziert worden, dass eine so genannte Lockströmung entsteht. Anhand derer erkennen die Fische, dass es hier seitlich in ein kleineres Gewässer abgeht, das sie als Rückzugsraum nutzen können.

Ganz freiwillig hat die Stadt Steinheim sich übrigens nicht dafür entschieden, den Fischen den Weg zu ebnen. Tatsächlich mussten die städtischen Gewässer per Gesetz in einen ökologisch „guten Zustand“ versetzt werden (wir berichteten). Praktisch für die Kommune: An den Kosten in Höhe von rund 120 000 Euro beteiligt sich das Land nicht nur, wie ursprünglich gedacht, mit 50 Prozent, sondern gleich mit 85 Prozent.

Auch für den Vorsitzenden des Steinheimer Fischerei- und Gewässerschutzvereins, Helmut Bruckelt, ein Grund zur Freude. „Eine solche Maßnahme ist wie eine Brücke über die Autobahn. Zwar kleiner, aber nicht minder wichtig.“ Oben in den Gewässern seien die Bestände der Mühlkoppe seit geraumer Zeit isoliert, informierte Bruckelt weiter. Unter anderem deshalb sei es so wichtig, dass die Murr und der Otterbach angeschlossen worden seien.

Im Rahmen der Bauarbeiten ist übrigens auch das kanalisierte Bett des Otterbachs, das unter der Straße Richtung Otterbachtal führt, bearbeitet worden. Weil hier das Wasser oft versiegte, wurde „in Handarbeit mit dem Meißel ein Gerinne reingegraben“, so Hirsch. Jetzt kann das Wasser dort immer fließen.