Auf dem Gelände in der Maybachstraße sind Zauneidechsen entdeckt worden. Nun müssen Habitatshügel angelegt werden. Foto: Werner Kuhnle

Die Häuser werden aber teurer als gedacht. Das liegt unter anderem am Artenschutz.

Steinheim - Bei Großvorhaben gelingt erfahrungsgemäß nur in den allerseltensten Fällen eine finanzielle Punktlandung. Diese Erfahrung muss nun auch die Stadt Steinheim machen. Für die beiden neuen Flüchtlingsheime in der Maybachstraße und auf den Kleinbottwarer Stangenwiesen waren bislang zusammen 4,8 Millionen Euro einkalkuliert. Doch das wird nicht reichen. Wie nämlich der Bauamtsleiter Frank Fussenegger am Dienstagabend im Gemeinderat bekannt gab, gehe man nun davon aus, 4,98 Millionen Euro in die Hand nehmen zu müssen. Das entspreche einem Plus von 3,75 Prozent, sagte Frank Fussenegger.

Er wies darauf hin, dass man bei dem Ganzen unter Termindruck stand und nur eine sehr kurze Planungszeit hatte. Dazu hätten sich die üblichen Unwägbarkeiten gesellt, „die man nicht alle im Griff hat“. Zum Beispiel in Sachen Artenschutz. „Das war am Anfang überhaupt kein Thema“, betonte Frank Fussenegger. Dann wurden auf dem Gelände an der Maybachstraße aber zwei Zauneidechsen entdeckt. Deshalb musste ein Gutachten erstellt werden. Aus dem ging hervor, dass auf dem Areal zwei Familien mit um die 34 Tieren dieser Art angesiedelt sein dürften. Die Folge: Die Stadt musste die Fläche mit einem Amphibienschutzzaun umranden. „Das soll die Tiere von der Baustelle abhalten“, erklärte Frank Fussenegger. „Als Bauherr und Eigentümer ist man in der Pflicht, die Auflagen des Baurechtsamts zu erfüllen“, betonte er. Dazu gehört auch, nach Abschluss der Arbeiten Habitatshügel für die Echsen zu errichten.

Ein weiterer Grund für die Kostensteigerung hängt mit den Erschließungsmaßnahmen zusammen. Anfangs war nicht absehbar, dass man eine so starke Stromleistung für die Unterkunft benötigen würde. Die Ausgaben auf diesem Posten hätten aber nochmals um 20 000 Euro höher gelegen, wenn man nicht eine vergleichsweise kostengünstige Lösung für die Versorgung aus dem Hut gezaubert hätte. Die werde nun über die Trafostation am Wellarium sichergestellt, erläuterte Frank Fussenegger.

Ins Geld ging auch, dass das Gebäude in Kleinbottwar gedreht wurde und entgegen der ursprünglichen Absichten acht Meter nach Osten und drei Meter nach Norden verschwenkt wurde, um mehr Abstand zur Straße und zur Bottwar zu bekommen. In der Folge musste ein hydraulisches Gutachten eingeholt werden, erklärte Fussenegger.

Während der Bauamtsleiter in finanzieller Hinsicht schlechte Nachrichten mit im Gepäck hatte, konnte er auch Positives im Zusammenhang mit den beiden Flüchtlingsheimen vermelden. Man liege hier wie dort voll im Zeitplan, stellte er fest. Der Gebäudekomplex in Steinheim werde pünktlich zum 31. März bezugsfertig sein. Genau einen Monat später können die ersten Bewohner die Unterkunft in Kleinbottwar in Beschlag nehmen, die auf 40 Personen ausgelegt ist. 24 Asylsuchende mehr können in der Maybachstraße ein Dach über dem Kopf finden.

Die Arbeiten an dem Gebäude in der Kernstadt sind schon weit fortgeschritten. Nachdem der Komplex rasch in die Höhe geschossen war, werde jetzt schon die vorgehängte Fassade angebracht, sagte Frank Fussenegger. Außerdem seien die Handwerker mit dem Innenausbau beschäftigt. Der Chef des Bauamts machte keinen Hehl daraus, dass die Unterkunft recht deutlich hinter der Waschwelt hervorrage. „Die Fassade ist aber noch nicht fertig. Das wird dann noch etwas gefälliger“, beteuerte er. In Kleinbottwar habe sich auch schon einiges getan, nachdem die Module Mitte Januar angeliefert wurden. „Das Dach mit der Abdichtung ist komplett fertiggestellt“, erläuterte Fussenegger. Die Fassadenarbeiten würden vier Wochen zeitversetzt zu denen in Steinheim abgewickelt.