Die Hauptstraße in Steinheim ist viel befahren – daran würde wohl auch ein Lkw-Durchfahrtsverbot nichts ändern. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Anteil des Schwerverkehrs ist in Steinheim zu niedrig, um ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen verhängen zu können. Das hat eine Verkehrszählung ergeben.

Steinheim - Eine neue Verkehrszählung hat wenig Überraschendes zutage gebracht. So ist der Anteil des durchfahrenden Schwerverkehrs nicht ausreichend, damit ein Lkw-Durchfahrtsverbot nennenswerte Verbesserungen bei der Luftqualität bringen würden (wir berichteten).

Schon 2015 wurde ermittelt, dass bei einer Verkehrsstärke von 21 900 Fahrzeugen am Tag der Lkw-Anteil bei 3,7 Prozent liegt. Die aktuelle Verkehrszählung bestätigt dies: Bei Spitzenwerten von rund 22 000 Fahrzeugen je Fahrtrichtung am Tag sind 723 Lastwagen über 3,5 Tonnen, was 3,35 Prozent entspricht. Beim Schwerverkehr nicht mit einberechnet wurden 140 Busse (0,6 Prozent) und etwa 2200 Kleinlaster bis 3,5 Tonnen (10 Prozent).

Interessant bei der Untersuchung war jedoch, dass insgesamt 351 Lkw-Fahrer am 11. und 13. Juli 2017 zu ihren Zielen befragt worden sind. Dabei stellte sich heraus, dass der Durchgangsverkehr erwartungsgemäß zwischen der Rielingshäuser und der Murrer Straße hoch ist, mit 26,5 Prozent aber auch einen beachtlichen Anteil an Ziel- und Quellverkehr enthält.

Besonders hervorzuheben sei, so Andreas Weber von der Planungsgruppe Kölz, „dass die Verkehre vom und zum Steinbruch mit rund 50 Fahrten in zehn Stunden am Querschnitt der Rielingshäuser Straße nahezu ein Drittel des Durchgangsverkehrs ausmachen“. Hier ist der Anteil an schweren Lastwagen mit über 12 Tonnen besonders hoch. Man befürchte allerdings, so Weber in seiner Expertise, dass bei einem Fahrverbot sich der Lkw-Verkehr aus dem Steinbruch in Richtung Marbach verlagern würde. Zu prüfen sei ein Fahrverbot für und aus Kleinbottwar, weil hier der Anteil durchfahrender Lastwagen mit 89 Prozent sehr hoch ist. Als „Durchgangsverkehr“ wurden allerdings auch Fahrten aus den Stadtteilen in die Kernstadt gewertet.

Bei den übrigen Fahrten durch die Stadt gaben die Lkw-Fahrer meistens Ziele im Nahbereich an, sodass nach Meinung der Planer Lkw-Fahrverbote für einen regionalen oder großräumigen Verkehr kaum Wirkung zeigen. Andreas Weber erläutert diese Regelung auf Nachfrage unserer Zeitung: Der „Nahbereich“ werde bei Städten meist recht groß gefasst. Wer im Umkreis von Steinheim etwas zu erledigen habe, für den gelte ein Durchfahrtsverbot nicht. „Bei unserer Befragung gaben die meisten Fahrer Ziele im Umkreis von 20 Kilometer oder sogar noch näher an, die würden also trotzdem durchfahren dürfen, das ist gesetzlich so geregelt.“ Im Klartext bedeutet dies: Wenn also ein Lastwagen von Rielingshausen kommend in Murr etwas abzuliefern hätte, dürfte er trotz des Verbotes durch Steinheim fahren.

Das ändert nichts an der Tatsache, dass das Land Baden-Württemberg in einem Luftreinhalteplan für Steinheim geeignete Maßnahmen zur Senkung der Schadstoffwerte aufführen muss. Im Jahr 2015 lag der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid bei 53 Mikrogramm pro Kubikmeter. Damit ist der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten worden. Seit Anfang des Jahres 2018 wird in der Ludwigsburger Straße wieder gemessen.