Manche Autos haben beim Unwetter Schäden durch Hagelkörner erlitten. Foto: Archiv (Günter Bergmann)

Der Hagel von Anfang Juli hat auf vielen Autos Spuren hinterlassen. Allerdings ist das Bottwartal vergleichsweise glimpflich weggekommen.

Steinheim - Die „Superzelle“ vom 7. Juli hat das Bottwartal vergleichsweise wenig getroffen (wir berichteten). Ein etwa 20 Kilometer breites Hagelband ist vor drei Wochen abends quer durch die Region gefegt. Wo genau der Hagelschlag Schäden hinterlassen hat, bekommen die Autoversicherer nach und nach erst mit. „Die Dellen sind nicht so groß wie vor zwei Jahren, als es im Raum Tübingen und Reutlingen sogar die Scheiben eingeschlagen hat“, sagt Martin Köhler von der ww-Versicherung. Aber tischtennisballgroß waren die Hagelkörner zum Teil schon. „Wer da sein Auto draußen stehen hatte, wird sich am nächsten Morgen geärgert haben.“

Rund 50 Schadensfälle sind allein aus dem Raum Marbach eingegangen. „Wir haben uns deshalb entschlossen, vor Ort mit einer Autowerkstatt zusammenzuarbeiten, um die Schäden begutachten zu können“, so der Versicherungsexperte im Gespräch mit unserer Zeitung.

Seit Montag haben zwei Mitarbeiter der Versicherung ihre Zelte beim Autohaus Renz in Steinheim aufgeschlagen. Natürlich wird in der Halle gearbeitet, das Zelt ist nur dazu da, um störendes Licht abzuhalten. „Man sieht die Dellen oft nur in einem bestimmten Blickwinkel. Das ist mit ein Grund, warum es manchmal länger dauert, bis ein Schaden bei uns gemeldet wird“, so Martin Köhler.

Gerade steht ein silberner BMW in der Halle. „Das sind bestimmt 200 Dellen“, sagt Michael Hübner, der Experte für die Instandsetzung von Karosserieschäden ist. „Der Durchmesser ist bis zu 20 Millimeter, die Tiefe minimal. Wie kommt man solchen kleinen, aber doch sehr ärgerlichen Verunstaltungen am geliebten Blechle bei? „Die Delle wird herausmassiert“, erklärt Michael Hübner.

Die Wellnesskur fürs Auto sieht so aus: Die Delle wird mit einem Klebepilz aus Kunststoff bedeckt. Darauf kommt ein Werkzeug, das mit einer Art umgedrehtem Hammer den Klebepilz noch oben zieht. Die Karosserie folgt nach, das verformte Blech begibt sich wieder in die ursprüngliche, glatte Daseinsweise zurück. Eine Lackierung ist bei dieser Methode der Reparatur nicht nötig.

Die Kosten von 1000 bis 2000 Euro übernimmt die Versicherung – Ersatzfahrzeug inbegriffen. „Manche lassen die Dellen lieber drin und nehmen das Geld, dann allerdings ohne Mehrwertsteuer“, berichtet Versicherungsfachmann Köhler von den Erfahrungen. Eine Begutachtung nimmt etwa eine dreiviertel Stunde in Anspruch, informiert der Experte. „Die Zeit muss man sich nehmen, manche Schäden sind auch ziemlich versteckt.“

Bei zehn bis 15 Fahrzeuge pro Tag sind die ersten 50 Schadensfälle im Laufe einer Woche abgearbeitet. „Wir sind schon ziemlich ausgebucht.“ Von spontanen Besuchen raten die Gutachter daher ab. „Der Schaden muss ohnehin erst mal an der Zentrale gemeldet werden.“