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Der langjährige Rektor der Blankensteinschule, Erhard Korn, geht in den Ruhestand. Langweilig wird es ihm dort gewiss nicht werden.

Steinheim - Wie das wirkliche Leben nach der Schule aussieht? Das kann sich Erhard Korn noch gar nicht vorstellen. Nach 40 Jahren im Schuldienst und kurz vor seinem Ruhestand sagt der Rektor der Steinheimer Blankensteinschule: „Die Schule prägt einen und gibt einem viel. Wenn man so viel mit jungen Leuten zu tun hat, hat man gar nicht so das Gefühl, dass man älter wird.“

Der 63-Jährige ist „immer an der Jugendszene dran“. Umgeben von Kindern und Teenagern weiß er, welche Kleidung in ist, welches Handy man haben muss und welche Musik gerade läuft. Und auch die Schulentwicklung: „Da tut sich so viel Neues, dass man gar nicht alt werden kann.“ Sein Beruf ist einer zum Jungbleiben. Im doppelten Sinne, denn „wenn man nicht jeden Tag Herz, Mitgefühl und Freude mitbringt, würde man sich schwertun“.

Aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Hohenlohischen, in bescheidenen Verhältnissen, standen Erhard Korn nach der achtjährigen Volksschule dennoch alle Wege offen. „Das war toll damals“, sagt er. Zwei Ausbildungsverträge hatte Korn in der Tasche – bei einer Bank und bei einer Brauerei. Außerdem machte er die Aufnahmeprüfung bei der höheren Handelsschule und beim Aufbaugymnasium in Künzelsau. Letzteres sah er als seine große Chance. Erhard Korn machte Abitur und studierte in Ludwigsburg auf Lehramt.

1975 übernahm er seine erste Klasse in Hessigheim und machte seine ersten Erfahrungen im Neckartal. „Das war schön, aber gewöhnungsbedürftig“, sagt er lachend. Gewöhnungsbedürftig deshalb, weil es damals gang und gäbe war, dass die Jungs und Mädchen als Getränk in der Schule Mostschorle dabeihatten. „Da hat man sich dann schon manchmal gewundert, warum die Kinder im Unterricht so müde sind.“

„Es war eine spannende Zeit“, sagt Erhard Korn rückblickend. „Man war sehr willkommen.“ Und: „Es war damals leichter, eine Klasse mit 47 Schülern zu unterrichten als heute eine mit 22.“ Warum? Die Familien seien damals größer gewesen, es sei darauf angekommen, Regeln zu befolgen, damit das Konstrukt funktioniert. „Heute stehen die einzelnen Kinder viel mehr im Mittelpunkt. Der Kindergarten oder die Schule sind oft der erste Ort, an dem sich Kinder in eine soziale Gruppe einpassen.“

Soziale Kompetenz ist das eine, was Korn wichtig ist, den Schülern mit auf den Weg zu geben. „Verantwortung übernehmen, merken, dass man nicht nur für sich selbst da ist“, zählt er auf. Zweiter zentraler Punkt ist die Beziehungsarbeit. „Lernen funktioniert über das Herz und die gute Beziehung zum Lehrer. Wer widerwillig in den Unterricht kommt, tut sich schwer.“ Als Lehrer hat Erhard Korn immer viele Dinge außerhalb der Schule auf die Beine gestellt. „Wir haben Igel gepflegt, waren im Zeltlager oder haben Höhlenexkursionen gemacht. Heute nennt man das Erlebnispädagogik.“

Nach zehn Jahren an der kleinen Schule in Hessigheim zog es Erhard Korn schließlich ins Bottwartal. 1986 wurde er Lehrer an der Steinheimer Blankensteinschule, hatte seinen Schwerpunkt aber in der Junglehrerausbildung im staatlichen Seminar in Heilbronn. Als sein Vorgänger Werner Ebinger in Pension ging, bewarb sich Korn um den Rektorenposten an der Blankensteinschule. Das war 1996 und damit mitten in der Umbruchszeit, „in der die traditionellen Hauptschulen zunehmend Probleme bekamen“. Die Zahlen sagen alles: Zu Werner Ebingers Zeiten seien es 50 Prozent eines Schülerjahrgangs gewesen, die auf die Hauptschule gegangen seien. „Als ich anfing, waren es 43 Prozent, heute sind es sieben Prozent.“

Es ging also darum, die Hauptschule attraktiv zu gestalten – und darum geht es noch heute. Damals war es das freiwillige zehnte Schuljahr, das dazukam, die Umwandlung zur Werkrealschule. Jetzt steht die Gemeinschaftsschule an. Erhard Korn ist ein Verfechter des Projekts, das seiner Meinung nach nicht nur dem Schulstandort Steinheim, sondern auch den Schülern zugute kommt.

Da die Gemeinschaftsschule jetzt so gut wie in trockenen Tüchern ist, lässt Korn mit einem guten Gefühl Ade sagen. „Mit dem Gefühl, dass das Ganze weitergeht.“ Seine Nachfolgerin Jasmin Meister „hat den Schwung und die Kompetenz, diese pädagogische Weiterentwicklung zu stemmen“, betont Korn.

Er blickt noch einmal zurück auf seine Zeit als Schulleiter. Nebenbei hat er der benachbarten Realschule beim Aufbau geholfen. „Die Gründung war ja sehr umstritten“, erinnert er sich. Aber auch hier sei es um die Stärkung des Schulstandorts gegangen. Was ebenfalls im Gedächtnis bleibt: Die große Sanierung der Blankensteinschule in den Jahren 2003/2004, während der die komplette Schule ein Jahr lang in Container zog und, und, und . . .

Langweilig, so ist sich Korn sicher, wird es ihm im Ruhestand jedenfalls nicht. Dem Schulförderverein bleibt er erhalten, ebenso dem Förderverein der Bläserklasse. Und sein Garten könnte auch ein bisschen mehr Pflege vertragen, findet er. Von dort kann er übrigens auf die Blankensteinschule hinunter schauen. Den einen oder anderen Blick wird Erhard Korn sicher riskieren . . .