Foto: Archiv (Sandra Brock)

Die Steinheimer Verwaltung schlägt für den Neubau des Kinderhauses Kleinbottwar eine Mehrfachbeauftragung vor. Die Stadträte reagieren darauf zum Teil verstimmt.

Steinheim - Der Druck auf die Verwaltung ist groß. Nicht nur von den Eltern, deren Kinder im Kleinbottwarer Kinderhaus betreut werden, sondern auch von Ortschafts- und Stadträten. Die Forderung: Das alte Kinderhaus soll endlich abgerissen und – wie beschlossen – ein neues gebaut werden. Der Beschluss über den Abriss des alten Gebäudes sei bereits im Dezember getroffen worden, hatten Ortschaftsräte in ihrer Sitzung Ende Juni moniert. Sie hätten es langsam satt, von Eltern nach dem Fortschritt gefragt zu werden und keine „gescheiten“ Informationen zu haben.

Die gibt es jetzt in einer Gemeinderatssitzung kommenden Donnerstag. Kernpunkt der Arbeitsunterlage, die den Räten jetzt zugegangen ist: Die Verwaltung will drei Architektenbüros mit der Erstellung von skizzenhaften Entwürfen beauftragen.

Dieser neue Vorschlag, erklärt der Steinheimer Bauamtsleiter Christoph Beyer, resultiert aus der Bausumme. Denn die ist um einiges höher als noch im August 2013 angenommen. Damals hatte das Büro Ludwig + Ulmer eine Machbarkeitsstudie erstellt. Die ermittelte Kostenschätzung lag bei rund 1,4 Millionen Euro. Die überarbeitete Fassung kommt auf Mehrkosten in Höhe von rund 430 000 Euro. „Wir haben ein mindestens um 15 Prozent größeres Bauvolumen“, erklärt Beyer. Das macht rund 160 000 Euro. Darüber hinaus gebe es eine Baukostensteigerung von circa 2,5 Prozent, was mit einem Plus von etwa 35 000 Euro zu Buche schlägt. Zuzüglich 24 000 Euro mehr für den Abbruch und den Bau der Außenanlagen. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie sei für diesen Posten ein Einheitspreis veranschlagt worden. Jetzt habe man geschaut, was der Quadratmeter bei der Herstellung der Außenanlagen des Kinderhauses Lehenstraße gekostet hatte.

Die Mehrkosten von etwa 80 000 Euro für die Erstellung der Zufahrt haben laut Beyer etwas mit dem Baustellenverkehr zu tun. „Wir gehen davon aus, dass die Amtsstraße danach saniert werden muss.“ Bislang nicht berechnet war auch ein Kostenpunkt für eine Containerlösung. Denn ursprünglich war man davon ausgegangen, dass die Kinder interimsweise in einem anderen öffentlichen Gebäude untergebracht werden. Der Schule oder der Kirche. Doch die Führung des Kinderhauses hat sich laut Beyer gegen eine Aufteilung der drei Gruppen in unterschiedliche Gebäude ausgesprochen. Eine Containerlösung wird in der Kostenschätzung mit rund 133 000 Euro beziffert.

Auf dem 1780 Quadratmeter großen Grundstück müssen das neue Gebäude mit einem Raumprogramm von rund 600 Quadratmeter, Spielflächen mit rund 600 Quadratmeter, ein Eingangsbereich und Stellplätze untergebracht werden. Beyer: „Da werden wir nicht um einen zweigeschossigen Bau umhinkommen.“

Was die beiden Optionen angeht – Modulbauweise oder konventioneller Bau –, so sei Erstere zwar möglich, bringe aber keinen finanziellen, lediglich einen zeitlichen Vorteil, betont Beyer. Soll heißen: Die Bauzeit vor Ort wäre um ein halbes Jahr kürzer. Wobei man diese kürzere Bauzeit gegen die „Gesamtlebensdauer“ des Gebäudes abwägen müsse.

Aber auch weil die Einfügung des Gebäudes in das örtliche Umfeld nicht einfach sei, plädiert die Verwaltung für die Beauftragung von drei Büros. Dadurch würden die Chancen, ein kindgerechtes, gestalterisch und städtebaulich ansprechendes sowie kostenbewusstes Kinderhaus zu erhalten, erheblich gesteigert, heißt es in der Vorlage.

Die Räte werden dem Vorschlag der Verwaltung kommenden Donnerstag vermutlich nicht folgen. Zumindest deutet derzeit alles darauf hin. Sie sei „sehr unzufrieden“ mit dem Antrag der Verwaltung, erklärt SPD-Chefin Regina Traub auf Anfrage. Den Vorschlag sieht sie als „Verzögerungstaktik“, die sie nicht verstehe. Zumal die Verwaltung schon zu Beginn des Jahres diese Variante ins Spiel bringen hätte können. Darüber hinaus sei das Signal der Fraktionsvorsitzenden in einem Gespräch mit der Verwaltung deutlich gewesen, wie auch Manfred Waters betont: keine Mehrfachbeauftragung. Mit dem Büro Ludwig + Ulmer, das unter anderem das Kinderhaus in der Lehenstraße entworfen hat, habe man in der Vergangenheit immer gut zusammengearbeitet. Manfred Waters stört aber noch etwas anderes. Ursprünglich sei die Sitzung am 17. Juli ausschließlich wegen der Präsentation des Maßnahmenkatalogs des Stadtentwicklungskonzeptes eingeschoben worden. „Die Vermischung des ebenfalls so wichtigen Themas Kinderhaus halte ich für ungut, deshalb wird es einen Antrag auf Vertagung geben.“ Zumal er und drei andere Vertreter der CDU-Fraktion am Donnerstag gar nicht da sein werden. „Eine Vertagung ist angesichts der Dringlichkeit sicher nicht optimal, aber warum legen wir das Thema nicht auf den 22.?“ Einer Mehrfachbeauftragung werde seine Fraktion jedenfalls nicht zustimmen, stellt er klar. Darüber hinaus könne angesichts der Mehrkosten auch überdacht werden, ob man nicht doch nur zweigruppig baue und das alte Häuschen stehen lasse, regt Waters an. „Für 500 000 bis 600 000 Euro Einsparung darf man dieses Fass ruhig wieder aufmachen“, findet er.

Ein Nein zur Mehrfachbeauftragung kommt auch von FW-Chef Timo Renz. „Das war im ATU eigentlich so auch Konsens.“ Das Büro Ludwig + Ulmer habe immer gute Arbeit geleistet. „Wir vertrauen ihm.“ Das tut auch Rainer Breimaier von den Grünen. Allerdings hält er einen Wettbewerb grundsätzlich immer für gut. „Ich – aber das ist meine ganz persönliche Meinung – könnte mir eine Mehrfachbeauftragung vorstellen.“ Kritik übt aber auch er an der Art und Weise, wie das Projekt abgewickelt wird. „Das ist alles sehr schleppend – und eine Mehrfachbeauftragung hätte schon früher thematisiert werden können.“