Franziska und Lars haben mit den Schülern interagiert. Foto: EKR

Erich Kästner Realschule:
Das Theaterstück „Grenzbereiche“ begeistert die Siebtklässler im Murrer Bürgersaal.

Steinheim -

Steinheim
Lars findet Franziska nett, Franziska findet Lars nett, und eigentlich würden sie gerne mehr miteinander zu tun haben. Aber wie sich anstellen? Eine deutliche Mehrheit der Schüler ist bei der Zwischenfrage des interaktiven Theaterstücks „Grenzbereiche“ dafür, dass Lars den ersten Schritt tun und Franziska ansprechen soll. Und so geschieht es.

Dann aber baut sich schon die nächste Hürde auf. Die beiden sind furchtbar aufgeregt vor ihrem ersten Treffen im Jugendhaus. „Was soll ich anziehen, was soll ich reden?“, schwirren die Fragen durch ihre Köpfe. Ein Schüler hat einen Rat parat: „Die sollen einfach sie selber sein.“ Auch das geht dann tatsächlich eine Weile sehr gut. Doch dann übertreten beide immer wieder ungewollt Grenzen und verschaffen dem anderen ein unangenehmes Gefühl. Die beiden Figuren auf der Bühne sind so unsicher wie die befragten Siebtklässler.

Warum rannte Lars verärgert hinaus, als Franziska ihn „im Spaß“ an der herauslugenden Unterhose zog? Immerhin tippen manche Schüler auf Angst- und Schamgefühle. Warum rannte Franziska davon, als Lars sich nach gewonnener Wette nicht mit einem kleinen Kuss begnügte, sondern gleich mehr wollte? „Er hat übertrieben, das ging ihr zu schnell“, sagte ein Mädchen. Weil Lars und Franziska ihre Fehlgriffe einsehen und sich entschuldigen, bleiben sie miteinander im Gespräch und haben Spaß zusammen. Bis der abermals ausartet. Lars kitzelt Franziska, und dann grapscht er sogar an ihren Busen. Während die zuschauenden Schüler nicht sicher scheinen in der Beurteilung dieser Grenzüberschreitung, tritt aus dem Publikum plötzlich eine weitere Person nach vorne ans Mikrofon.

Es ist die Polizistin Andrea Glück von der Kriminalprävention. „Was Lars da gemacht hat, ist ganz klar verboten“, klärt sie die Schüler auf. Es handle sich dabei um sexuelle Nötigung. Die sexuelle Selbstbestimmung sei ein hohes, vom Gesetz geschütztes Gut. Sie gelte sogar in der Ehe. Auch das Bild, das Lars von Franziska auf sein Smartphone bekommen hat, birgt Fallstricke, wie Andrea Glück betonte. Er darf es ohne die ausdrückliche Erlaubnis von Franziska an niemanden weiterschicken, auch nicht an seinen besten Freund. „Wer Bilder ohne Einverständnis der darauf abgebildeten Personen weitergibt, macht sich strafbar“, stellt Glück klar.

Wieder einmal gastierte das Theater Q-rage für die Erich Kästner Realschule Steinheim im Bürgersaal in Murr. Die Initiative ging vom Verein Silberdistel aus. Die Schülerinnen und Schüler sind durch die interaktive Integration ständig mitten im Geschehen und können sich so in die beiden Rollen von Franzi und Lars einfühlen. Im Anschluss an das Theaterstück trafen sich die Jungen und Mädchen in getrennten Gruppen zur Nacharbeit. „Voll spannend“, sagte eine Realschülerin im Anschluss an den rundum kurzweiligen und gelungenen Vormittag.