Das Gebäude Schafgasse 3 steht seit zwei Jahren leer. Foto: Architektur 109

Architekt Arne Fentzloff hat dem Ratsgremium zwei Standorte für den Bau eines Mehrfamilienhauses für Flüchtlinge präsentiert.

Steinheim - Die Entscheidung über den Neubau eines Mehrfamilienhauses, in dem erst einmal Flüchtlinge, langfristig aber auch sozial Schwache wohnen können, ist vertagt. Er wolle alles noch einmal sacken lassen, hatte CDU-Rat Jürgen Weis nach gut einer Stunde Diskussion erklärt. Schließlich seien 700 000 Euro viel Geld. Ihm sei bewusst, dass man sich mit dem Thema Flüchtlingsunterkünfte auseinandersetzen müsse, aber „irgendwo her muss das Geld ja auch kommen“.

Weis’ Antrag auf Vertagung folgte die breite Mehrheit des Gremiums. 14 Ratsmitglieder – inklusive Bürgermeister Thomas Rosner – wollen Zeit zum Nachdenken. Sechs Gremiumsmitglieder – neben den Grünen auch SPD-Rat Uwe Körner und sein Fraktionskollege Michael Uhl – hätten sich bereits am Dienstagabend für einen Standort entscheiden können. Drei weitere Räte enthielten sich. Er brauche keine Vertagung, schließlich seien die beiden Standorte nicht neu, betonte Uhl. „Wir wissen schon lange, dass wir etwas brauchen und drehen uns im Kreis.“ Die Vorlage des Stuttgarter Büros Architektur 109 sei sehr gut. Ihm persönlich, so Uhl, sage ein Neubau an der Rielingshäuser Straße eher zu.

So geht es auch den Grünen. Beide Standorte hätten ihren Reiz, erklärte Petra Möhle. Eine Entscheidung für einen sei nicht leicht, allerdings habe sich ihre Fraktion schon im Vorfeld für die Rielingshäuser Straße entschieden. Man stimme der Stellungnahme der Freien Planungsgruppe 7 zu, die sich gegen den Bau eines Mehrfamilienhauses für Flüchtlinge auf dem Grundstück Schafgasse 3 ausgesprochen hatte (wir berichteten). Froh sei sie, so Möhle, dass das Thema Container vom Tisch sei.

Offenbar aber nicht für die CDU-Fraktion. Sie habe zu wenig Informationen über mögliche Containerlösungen, monierte Renate Eggers und forderte die Verwaltung auf, am Thema zu bleiben und darüber hinaus verstärkt freie Wohnungen zu suchen. Grundsätzlich seien die Planungen zu beiden Standorten jedoch ansprechend, lobte Eggers. Lob für Architekt Arne Fentzloff gab es auch von SPD-Chefin Regina Traub. Sie finde es toll, dass er das Thema nicht einseitig betrachte, sondern sich auch Gedanken über die städtebauliche Entwicklung mache. Das neue Gebäude müsse nicht nur funktional, sondern auch ansprechend sein. Schließlich wolle man es später auch anders nutzen. Traub plädierte dafür, die Nutzung der Technik so einfach wie möglich zu machen. Sie persönlich tendiere zur Rielingshäuser Straße, da auch sie der Ansicht sei, dass man in der Schafgasse städtebaulich andere Akzente setzen könne.

Aus architektonischer Sicht sei die Verwirklichung des Projektes in der Schafgasse interessanter, antwortete Architekt Arne Fentzloff auf die Frage nach seiner persönlichen Präferenz. „Das ist auch eine Chance, ein Stück Identität zu halten.“ Einfacher zu bauen sei an der Rielingshäuser Straße.

Doch genau das will Timo Renz von den Freien Wählern auf keinen Fall. Das Grundstück sei das letzte verbliebene, das die Kommune vermarkten könne. „Und damit ließe sich dann eventuell auch das Schaffen einer Asylunterkunft anderswo subventionieren.“ Seit zehn Jahren sei dort jedoch nichts in Sachen Vermarktung unternommen worden, kritisierte er. Außerdem warnte er vor erheblichen Mehrkosten, die durch eine im Hochwassergebiet erforderliche Pfahlgründung zustande kommen könnten. Der Standort Schafgasse habe Charme und stelle eventuell eine Alternative dar. Und auch Container sind für ihn noch nicht vom Tisch. In der näheren Umgebung gebe es attraktive Lösungen.

Der Leiter des Bauamtes, Christoph Beyer, hatte in puncto Container jedoch erneut betont, dass diese Lösung keinen Kostenvorteil bringe. Miete man sie für drei Jahre an, koste das 170 000 Euro. „Nach zwölfeinhalb Jahren haben Sie dann schon die 700 000 Euro erreicht, aber keinen Gegenwert. Der Neubau könnte indes langfristig genutzt werden.“

Noch vor der Sommerpause soll jetzt eine Entscheidung fallen. Bürgermeister Thomas Rosner forderte von den Räten klare Aufträge, was der Planer und die Verwaltung bis dahin erledigen müssen. Man wolle wissen, welche Kosten entstehen, wenn man den Bebauungsplan für die Realisierung des Standortes Rielingshäuser Straße ändern müsse, erklärte Renz. Außerdem sollte klar sein, für welche Summe das Grundstück als Bauplatz vermarktet werden könnte und wie hoch die Kosten für einen Teilabriss des Gebäudes Schafgasse 3 sind. „Und wir wollen wissen, welche Fördermöglichkeiten anzurechnen sind.“ Traub möchte wissen, wo Container aufgestellt werden könnten und wie viel Fläche benötigt würde. Und Rainer Breimaier von den Grünen möchte untersucht haben, wie sich die Situation mit der Stadtmauer in der Schafgasse darstellen würde.

Ein reich gefüllter Aufgabenkorb, der bis zur nächsten Sitzung in drei Wochen nicht geleert werden kann, kündigte Beyer an. Schließlich bedeute dies, einen richtigen Vorentwurf für die Schafgasse zu erstellen, und dazu brauche es detaillierte Untersuchungen. Ein Statiker müsste ebenfalls hinzugezogen werden. Arne Fentzloff kündigte an, die halbe Büromannschaft, inklusive ihm, sei in den Ferien weg. Und so verständigte man sich auf die Juli-Sitzung. Dann, betonte Thomas Rosner, müsse aber auf jeden Fall eine Entscheidung getroffen werden.