Ein strahlender Bürgermeister – so muss es sein. Thomas Winterhalter macht die Arbeit als Stadtchef Spaß. Foto: Werner Kuhnle

Thomas Winterhalter fühlt sich in der Urmenschstadt wohl und angekommen. Der Steinheimer Bürgermeister ist seit 100 Tagen im Amt.

Steinheim - Ob er in Steinheim als Bürgermeister angekommen ist? Thomas Winterhalter muss nicht lange überlegen. Das Ja kommt ohne Zögern und mit Überzeugung in der Stimme. Seit 100 Tagen ist er jetzt im Amt und es ist täglich aufs Neue spannend, erzählt er. Von vollkommener Routine könne nicht die Rede sein, was aber sicher an dem Amt eines Rathauschefs an sich liege. „Es passieren viele unvorhergesehene Dinge und auch die Themenbereiche und Aufgaben sind sehr umfangreich, dass man als Bürgermeister glaube ich nie routiniert sein wird. Und das ist ja in gewissem Maße auch gut so.“ Nur das Erledigen der Amtspost habe schon eine gewisse Routine, sagt Winterhalter und schmunzelt knitz. „Und ich verlauf’ mich auch im Rathaus nicht.“

Unterwegs war der 31-Jährige in den drei Monaten seiner Amtszeit viel. Da waren die Vorstellungsrunden in den öffentlichen Einrichtungen der Stadt, aber auch immer wieder Gemarkungsrundfahrten mit dem Leiter des Bauhofes, der dem neuen Chef an Plätze und Stellen führte, die er bislang noch nicht kannte. „Unsere Gemarkung ist 2318 Hektar groß, die kann man im Wahlkampf gar nicht in Gänze kennenlernen.“ Selbst jetzt sei das im Detail noch manchmal schwierig, räumt er ein. Mit Mitarbeitern aus der Verwaltung hat Winterhalter auch schon einen so genannten Liegenschaftsrundgang hinter sich, um sich ein Bild vom baulichen Zustand der städtischen Gebäude zu machen. „Auch das ist noch mal ein ganz anderer Eindruck als den, den man im Wahlkampf bekommen hat.“

Was die Themen angeht, hat der neue Steinheimer Stadtchef schon die ersten gewichtigen Themen zum Abarbeiten hingeworfen bekommen. Das Thema Asyl beschäftigt die Kommunen landauf, landab schon seit längerem. In der Urmenschstadt hinkte man jedoch lange Zeit hinterher. Der Druck zu handeln war groß. „Vermutlich wünscht sich kein neuer Bürgermeister dieses schwierige Thema gleich für seine ersten 100 Tage.“ Und doch ist er zufrieden wie es gelaufen ist bisher. „Ich finde es gut, dass wir es in der doch relativ kurzen Zeit durch eine ämterübergreifende Zusammenarbeit bis zum Baugesuch gebracht haben“, sagt er mit Blick auf den Bau der Flüchtlingsunterkünfte in den Kleinbottwarer Stangenwiesen und hinter der WaschWelt in der Kernstadt. „Ich hoffe, dass wir bis Ende des Jahres das Tempo bei diesem Thema beibehalten können.“

Das Thema Flüchtlingsunterkünfte war vermutlich auch das Thema, das den Verwaltungschef zeitlich am intensivsten beschäftigt hat. Aber auch das Hin und Her um die Personalie Feuerwehrkommandant war eine erste Feuerprobe, die der Neue zusammen mit anderen Entscheidungsträgern nach zwei Wochen im Amt gemeistert hat. „Wenn man die örtliche Feuerwehr noch nicht so kennt, ist das gar nicht so einfach, eine Lösung zu präsentieren, die dann auch eine Mehrheit findet.“ In Sachen Bürgerbüro habe er noch keine offiziellen Vorstöße gemacht. „Ich habe für mich eine Idee parat, aber noch nicht mit den Mitarbeitern darüber gesprochen.“ Noch vor der Sommerpause steht eine Gemeinderatsklausur an, im Rahmen derer Themen aufgearbeitet werden um dann priorisieren zu können, was als Nächstes angegangen wird.

Und wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat? Auch da muss Thomas Winterhalter nicht lange überlegen. „Sehr gut. Manchmal wird sehr angeregt diskutiert, aber das spricht aus meiner Sicht für das Gremium.“ Sichtbar begeistert ist Winterhalter über eine Neuerung, die er in den Sitzungen der Gremien eingeführt hat: Die Glocke, mit der der Rathauschef den Einstieg in die Tagesordnung einläutet. „Ich find sie klasse“, sagt er und strahlt übers ganze Gesicht. Und man kann’s kaum glauben, aber sie musste nicht einmal gekauft werden. „Die gab’s auf dem Rathaus schon.“

Dankbar ist Thomas Winterhalter über die Offenheit und Freundlichkeit, die ihm auch seitens der Bürger entgegengebracht wird. „Ich werde es nie allen recht machen können – auch das bringt das Amt mit sich –, aber ich fühle mich nicht nur vom Gemeinderat und von den Mitarbeitern der Stadt sehr gut aufgenommen, sondern auch von den Bürgern.“ Auch im Kreis der Schulteskollegen sei es ein gutes Miteinander. Und auch seinem bisherigen Chef, dem Pleidelsheimer Bürgermeister Ralf Trettner, und ihm ist der Wechsel von Vorgesetztem zu Kollege gelungen. „Auch das ist nicht selbstverständlich.“

100 Tage Bürgermeister. Verändert das Amt einen Menschen? Ja, antwortet Thomas Winterhalter zum ersten Mal etwas zögernd. „So ein Amt macht was mit einem. Klar. Man kann nicht immer abschalten und nimmt gedanklich – bewusst und unbewusst – viel mit heim. Außerdem spürt man schnell, dass man – ich will nicht sagen unter Beobachtung steht – aber dass die Leute schon genau auf einen schauen. Auch wenn einem das vorher klar gewesen ist, wird es einem erst dann wirklich bewusst, wenn man dann der Herr Bürgermeister ist. Dennoch hoffe ich dass ich mir meine Leichtigkeit bewahren kann.“