Für das Foto zum Siebzigsten hat Michael Graf Adelmann extra eine Magnumflasche seiner ersten Kreation, eine Brüsseler Spitze Samtrot 1981, aus dem Keller geholt. Foto: Werner Kuhnle

Michael Graf Adelmann feiert am heutigen Dienstag seinen 70. Geburtstag.

Steinheim - An weiblichem Interesse fehlt es dem Grafen nicht. Die Damenwelt liegt ihm sozusagen zu Füßen – die vierbeinige auf jeden Fall. Felltiger Mimosette ist gerade auf Mäusejagd, aber Artgenosse Muscat schleicht schnurrend um die Füße des Hausherrn und auch Mini weicht Michael Graf Adelmann nicht von der Seite. Wobei – die Zwergpudel-Dame lässt sich mit ein paar Streicheinheiten leicht zum Fremdgehen verführen und genießt die Aufmerksamkeit zweibeiniger Besucher in vollen Zügen. Seit zwei Jahren sind Mini und der Graf ein beinahe unzertrennliches Paar. Nur wenn der Kleinbottwarer auf Reisen geht, wird Mini von einer Mitarbeiterin des Weinguts, die Adelmann schmunzelnd „Tagesmutter“ nennt, betreut.

70 Jahre alt wird Michael Graf Adelmann heute. Eigentlich ein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen und ein rauschendes Fest zu feiern – wie vor zehn Jahren. Doch aus der Party wird nichts. Nach einer Hüft-OP Anfang des Monats verbringt der Kleinbottwarer Weinmacher seinen heutigen Runden in der Reha. „Ich hätte den Eingriff sonst noch einmal vier Wochen verschieben müssen und das wollte ich nicht“, erklärt er. Außerdem werde der Geburtstag je älter man werde, immer unwichtiger. „Natürlich schaut man zurück, aber der Tag an sich ist sekundär.“

Und was zeigt sich in der Rückschau auf das eigene Leben? Michael Graf Adelmann umreißt die wichtigsten Lebensstationen: Grundschule in Kleinbottwar, Pro Gymnasium in Marbach, deutsche Schule in Paris, Bundeswehr, das Studium der Rechtswissenschaft in München und Tübingen und 1978 schließlich der Beginn im väterlichen Betrieb auf Burg Schaubeck.

Sein „erstes Werk“, eine Brüsseler Spitze Samtrot Jahrgang 1981 in der 1,5-Liter-Flasche, steht auf dem Tisch. Beinahe liebevoll streicht Michael Graf Adelmann über die Magnumflasche. Seit 1981 reifen die besten Rotweine des Weinguts im Barrique – einer Zeit, in der in Deutschland ein Holzton im Wein noch als grober Fehler galt. „Mein Vater hat mir die Freiheit gegeben, Dinge auszuprobieren und kreativ zu sein“, sagt der Jubilar. „Dafür bin ich unendlich dankbar.“

Dankbarkeit empfindet er in der Rückschau aber auch für die Unterstützung und den Zusammenhalt im Betrieb in all den Jahren ebenso wie für das Begleiten durch den eigenen Berufsstand – allen voran durch Richard Drautz vom Heilbronner Weingut Drautz-Able, das wie das Weingut Adelmann Mitglied im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) ist. Dankbarkeit aber auch gegenüber Gerhard Götz, dem langjährigen Leiter der Weinbauschule in Weinsberg, der den Juristen ein Jahr lang in Kurse schnuppern ließ. Und zu guter Letzt Dankbarkeit gegenüber Sohn Felix, der heute das Weingut führt. „Auch das ist nicht selbstverständlich.“ Und er macht es gut der Sohn, das betont der Vater immer wieder. „Wir sind im ständigen Austausch über den Betrieb“, erzählt Michael Graf Adelmann. Das gemeinsame Mittagessen an mindestens vier Tagen in der Woche ist ein wichtiges Ritual für die beiden. „Ich mache gelegentlich Vorschläge und kritische Einwürfe, aber ich bewundere sehr, was er tut.“

Offenbart die persönliche Rückschau auch Pleiten? Ja, die gibt es, gibt Adelmann unumwunden zu. Im Privaten. „Ehe Nummer 1 und Ehe Nummer 2 waren Pleiten. In meinem nächsten Leben mache ich erst einmal einen Kurs ,Wie verstehe ich Frauen’“, fügt er mit einem Schmunzeln an. Und neben besagten Pleiten gab es auch verpasste Chancen. „Es ist mir nicht gelungen, den Export unserer Weine wirklich auszubauen“, räumt Adelmann selbstkritisch ein. Der Export nach Japan und in die USA ist „abgerissen“, wie er es formuliert. „Aber im Geschäftlichen hadere ich nicht so wie im Privaten. Wenn man einmal daneben sitzt, muss man zweimal richtig sitzen – das war immer meine Devise.“ Seit er das Weingut an Sohn Felix übergeben hat, gefällt sich der Senior in der Rolle des Hausmeisters und Gärtners. „Das bereitet mir Freude und nebenbei entlaste ich Felix dadurch auch.“ Er fühlt sich wohl daheim – auch wenn er ebenso gerne auf Reisen ist. Dabei muss es nicht der Flug um den Erdball sein. „Europa – allen voran Frankreich – ist für mich meine zweite Heimat“, gerät Adelmann ins Schwärmen. Früher reiste der frankophile Weinmacher bis zu sechs Mal in die Grande Nation. Inzwischen hat es sich bei zwei Besuchen eingependelt. „Ich verstehe die Mentalität der Franzosen und halte sie für das höflichste Volk in Europa.“ In diesem Sinne: A votre santé, Michael Graf Adelmann.