Klaus Kobjoll hat seine Erfolgsgeschichte berichtet. Foto: Werner Kuhnle

Der Motivationstrainer und Privatier-Hotelier, Klaus Kobjoll, hat an seiner Philosophie teilhaben lassen.

Steinheim - Er hat es geschafft. Mit 950 Mark Eigenkapital hat sich Klaus Kobjoll 1974 das erste Mal selbstständig gemacht. 22 Jahre alt war der Oberfranke, als er seine Crêperie eröffnet. Einen Namen gemacht hat sich der Unternehmer mit einem alten Bauernhof, den er in den 80er Jahren zu einem Juwel umgebaut hat: den Schindlerhof. Drei Mal wurde der Schindlerhof zum besten Seminarhotel Deutschlands ausgezeichnet, drei Mal bekam der Mittelständler für seine Seminar- und Management Agentur den Ludwig-Erhard-Preis überreicht. 2009 wurde er in die German Speakers Hall of Fame aufgenommen. Denn aus einem Hobby wurde Berufung. Rund 160 mal im Jahr gibt Kobjoll seine Erfolgsrezepte an Unternehmer in Deutschland und darüber hinaus weiter. Tochter Nicole führt den Schindlerhof im heimischen Boxdorf.

15 Monate habe der Chef der Steinheimer Selbständigen (BdS), Martin Daunquart, Klaus Kobjoll beworben, verriet Bürgermeister Thomas Rosner in seinem Grußwort. Am Mittwoch ließ der Querdenker Kobjoll rund 100 Unternehmer aus Steinheim und darüber hinaus an seiner Philosophie teilhaben. Aus dem kleinen Landhotel ist längst ein Hoteldorf geworden. „Ich habe 15,7 Millionen Euro auf der Wiese verbuddelt – ohne Abschreibungen“, sagt Kobjoll und liefert weitere Zahlen. Im Jahr 2013 war der Bruttoumsatz des Unternehmens, in dem 48 „Profis“ und 17 Auszubildende arbeiten, rund 6,6 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote – für Kobjoll ein wesentlicher Faktor – liegt bei 74 Prozent, die Produktivität bei 100 000 Euro.

Der Wow-Effekt war dem 66-Jährigen angesichts dieser beeindruckenden Bilanz sicher. Aber wie schafft man einen solchen Erfolg? Durchschnitt, schärft Kobjoll den Mittelständlern ein, ist das „Ekelhafteste auf der Welt“. Gegen den Strom schwimmen, Neues ausprobieren, eine Vision für das Unternehmern entwickeln, risikobereit sein und Vertrauen in die eigene Kompetenz haben – so einfach ist’s.

Kunden werden durch Erlebnisse und durch Emotionen begeistert, weiß der Hotelier. Und für Emotionen sorgen die Mitarbeiter – das A und O eines Betriebs, das Herzstück sozusagen. „Menschen wollen auf charmante Weise verführt werden; am liebsten von Personen, die von ihrer Sache begeistert sind und dafür wirklich brennen.“

Das Problem: 63 Prozent der bundesdeutschen Arbeitnehmer haben eine geringe emotionale Bindung zum eigenen Arbeitsplatz, gibt Kobjoll eine Untersuchung des Gallup Institutes aus dem Jahr 2011 wider. 23 Prozent haben gar keine. Die Aufgabe des Unternehmers sei es, die herauszufiltern, die hoch motiviert sind und den Betrieb als ihre Familie sehen. Darüber hinaus sei es seine Aufgabe, für Rahmenbedingungen zu sorgen, damit sich die Mitarbeiter wohl fühlen. Beispiele? Kein Problem. Wer als Angestellter des Schindlerhofs in den Urlaub geht, bekommt einen kleinen Dankes-Brief vom Chef mit in die freie Zeit, plus einem individuellen Geschenk. Und an seinem letzten Urlaubstag flattert ein kleiner Willkommensgruß in den Briefkasten, plus einer Schachtel Pralinen, die den Übergang vom Urlaub in den Alltag versüßen sollen. Oder der Geburtstagsgruß für die Kinder der Mitarbeiter samt einem Zehn-Euro-Schein. Ein Blumenstrauß am ersten Arbeitstag, der Schokoladen-Nikolaus, am sechsten Dezember und und und. „Viele Rituale kommen aus unserer Familie – das nutzt sich nicht ab“, ist Kobjoll überzeugt.

„Die Stimmung in einem Unternehmen ist wichtiger als jedes Wissen oder Kapital“, zitiert der 66-Jährige Helmut Weyh. Jede Minute, die ein Selbstständiger mit seinen Mitarbeitern verbringe, sei besser investiert, als in den Kunden. Denn eine hohe Servicequalität erfordere begeisterte Mitarbeiter. Und ist ein Kunde begeistert, dann erzählt er es weiter.

Doch der 66-Jährige erwartet auch Leistung. „Wir sind kein Arbeitsplatz für Menschen mit freizeitorientierter Schonhaltung“, stellt er klar. Vielmehr biete man freizeitähnliche Arbeit bei höchstem Entscheidungsspielräumen, in einem Team, das sich freundschaftlich verbunden ist.

Und die Kunden? Die werden mit kleinen Überraschungen überzeugt. Wer seine Rechnung für eine Veranstaltung innerhalb einer Woche bezahlt, bekommt einen, Dankesbrief plus einer Wellness-CD. Dass die Gäste Lesebrillen, Sonnenbrillen et cetera zur Verfügung gestellt bekommen, ist selbstverständlich. Dass in der Dach-Lounge für Raucher ein beheiztes Sofa steht, auf dem man im Winter die Cohiba genießen kann, nicht. Und dass der Hund eines Stammkunden zum Geburtstag einen Kauknochen zugeschickt bekommt, ist auch nicht alltäglich. „Aber die Details machen den Unterschied aus“, betont Kobjoll- So habe ein Unternehmer aus der Sanitärbranche seinen Kunden vor Weihnachten einen Christbaum vor die Tür gestellt und im Januar wieder abgeholt. „Jeder muss für sich eigene Details entwickeln.“