Dieter Baumann bei seinem Auftritt in der Steinheimer Realschule Foto: avanti

Der Läufer Dieter Baumann hat als Olympiasieger Geschichte geschrieben. Beim Auftritt als Kabarettist in Steinheim ging ihm aber wohl etwas die Puste aus.

Steinheim - Dieter Baumann ist da. Einer der erfolgreichsten Langstreckenläufer der deutschen Sportgeschichte begrüßt am Freitagabend sein Publikum in der Erich Kästner-Realschule Steinheim. Exakt am Abend vor dem Bottwartal Marathon schwingt sich der Ex-Olympiasieger auf, „einen kulturellen Beitrag“ für das sportliche Lauf-Event beizusteuern.

Thematisch gesehen, eine pfiffige Kombination, die sich Kult-X-Chef Jörg Thum ausgedacht hatte. Dass Baumann gut läuft ist allseits bekannt. Ob er seinem selbst gesteckten Ziel als Kabarettist aber gerecht werden würde, das war für die rund 100 Besucher seines Programms „Die wo älles können“ allerdings die große Frage.

Denn im ersten Teil zeigte sich allzu oft, dass „Die wo älles können“, manchmal eben doch nicht älles können. Zwar ist der Titel auf das „typisch Schwäbische“ bezogen, das Kabarettist Dieter Baumann mit der Frage „Die Schwaben – Mythos oder Marke?“ humorig unter die Lupe nimmt. Eine, die auch für die Kollegen seines hinzu gewählten Berufsstandes häufig einen idealen Nährboden liefert. Doch der frühere Sportler tut sich zunächst schwer, seine Pointen in der Urmenschstadt zu landen. Baumann zeigt sich bemüht und freundlich, plaudert im breiten Schwäbisch unbekümmert drauf los und agiert stets mit der genre-typischen Anrede „Du“. Ein wenig irritiert aber zeigen sich die Zuschauer: Die an sich vielseitigen „Gschichtle“ und die bemühten Witze sind oft lau und der Funke will nicht so recht überspringen. Das Publikum immerhin ist gutartig. Es macht sogar bereitwillig mit, als Baumann – ganz der Sportler – die Leute im Saal erst mal mit einem gemeinsamen Aufwärm-und Atem-Ritual überrascht und es bleibt abwartend. Sich locker zu machen ist vielleicht auch gar nicht schlecht, um entspannt zu bleiben, bei den oft unspektakulären Witzen, von denen sich die Wort-Alberei mit den drei Menschheitsplagen „Lepra – Cholera – von der Alb ra“ mithin noch als die originellste darstellt.

Wer sich künstlerisch ganz und gar leicht tut, das sind die vier Musiker von Trombanda, die Baumann an dem Abend musikalisch begleiten. Sie stechen durch ihre originelle wie präzise Tongestaltung ebenso hervor, wie durch ihre gelungene, melodisch-facettenreiche Intonation. Die vier Posaunisten tragen in einer gewitzten Nebenrolle – mit Kehrbesen und Mantel – schließlich auch dazu bei, als im zweiten Programmteil Fahrt aufgenommen wird und die Besucher weitaus öfter zum Lachen kommen. Trombanda begleitet den Künstler Baumann kongenial auch bei seinen Sprechgesängen, etwa als er mit imitierter Atemlosigkeit, Wolle Kriwaneks „Ich muss die Straßenbahn noch kriege“ interpretiert. Und sie sorgen ganz nebenbei für ein Konzertgefühl der besonderen Art.

Humoristisch unterwegs, läuft Plaudertasche Baumann unterdessen ganz unterschiedliche Stationen an: seine Oma aus Oberschwaben etwa, das Debakel um Stuttgart 21 oder auch der Vergleich von Sportlern und Instrumenten.