Der Dartsport ist ihre große Leidenschaft: Nina und Marko Puls starten ihre Qualifikation zur WM in Japan. Foto: Archiv (Kuhnle)

Für Marko und Nina Puls beginnt die Qualifikation zur Dart-Weltmeisterschaft 2017 in Japan. Beide haben große Ziele.

Steinheim - Zehn Monate sind vergangen, seit der Dartspielerin Nina Puls vom Dartclub Wolfsölden im türkischen Kemer die Sensation gelang und sie Weltmeisterin im Juniorinnen-Doppel wurde. Es war das erste Mal überhaupt, dass deutsche Sportler einen Titel bei der World Darts Foundation gewannen. Eine goldene Nadel mit einem Diamantenkranz, welche die heute 16-Jährige vom Deutschen Dartverband überreicht bekam, zeugt von diesem Erfolg. Doch die Steinheimerin will mehr: Bei der WM im Oktober 2017 im japanischen Kobe möchte sie ihren WM-Titel im Doppel verteidigen – und auch im Einzel ganz nach vorne kommen. In der Türkei hatte es da „nur“ zu Rang fünf gereicht.

Nun stehen die Chancen auf den Titelgewinn besser als noch vor einem Jahr – zumindest auf dem Papier. Starke Konkurrentinnen sind seitdem zu den Damen aufgerückt. „Nina hat das Zeug dazu und könnte bei der WM ihre Jugendzeit krönen. Sie trainiert hart, um dieses Ziel zu erreichen“, blickt ihr stolzer Vater Marko voraus. Kurz nach der Weltmeisterschaft feiert Nina Puls ihren 18. Geburtstag. Dann steht auch ihr der große Sprung in die internationale Damen-Konkurrenz bevor.

Noch ist die WM aber gut ein Jahr entfernt – und zunächst muss sich die Juniorin für das Turnier qualifizieren. Daran besteht kaum ein Zweifel, gewann die 16-Jährige kürzlich in Nürnberg doch gar ein Ranglistenturnier der Damen. In der baden-württembergischen Juniorinnen-Rangliste steht sie auf Platz eins. Dennoch muss Nina Puls in der Gesamtwertung von sieben bundesweiten Ranglistenturnieren sowie der Deutschen Meisterschaft einen der ersten beiden Plätze belegen, um das Ticket für Japan zu lösen. Los geht’s an nächsten Wochenende in Berlin. Am Samstag und Sonntag absolviert sie bei den Qualiturnieren im Einzel zwei K.O.-Turniere, die in die Wertung einfließen.

Täglich 30 bis 60 Minuten trainiert Nina Puls. Dabei geht es um die sture Wiederholung der Abläufe in der Wurfbewegung. Die Schülerin, die für Weltmeisterschaften vom Unterricht freigestellt wird, macht das aus freien Stücken: „Dart ist für mich der richtige Ausgleich für den Alltag“, meint sie. „Freunde treffen, sportliche Herausforderungen stemmen und in der Weltgeschichte rumkommen“, schwärmt sie – „und natürlich Erfolge feiern.“

Eine Besonderheit: Auch ihr Vater Marko Puls wird in Berlin und bei den weiteren Ranglistenturnieren mit von der Partie sein. Und läuft alles nach Plan, reisen die beiden gemeinsam zur WM nach Japan. Auch der 44-jährige Dartspieler, bereits mehrfacher Deutscher Meister, möchte in der Herren-Konkurrenz noch einmal angreifen. „Mein Ziel ist ein Platz in den Top 10, noch besser wäre es, meinen fünften Platz im Einzel bei der WM 2008 in den USA zu toppen“, sagt der Steinheimer, der ebenfalls für den DC Wolfsölden startet und fast täglich gemeinsam mit seiner Tochter trainiert. Auch Marko Puls muss sich noch qualifizieren, ihm genügt ein Platz unter den besten Vier.

Während es für Nina die zweiteWM-Teilnahme wäre, stünde Marko Puls zum achten Mal im Starterfeld. „Das macht immer riesig Spaß und ist wie Olympische Spiele im Kleinformat mit Vorstellung der Nationen und Sportler sowie einem Galaabend zum Abschluss“, schildert er. Dank des Dartsports und mit Hilfe der Dartmanufaktur Evolution sowie der Murrer Firma Inside Logistics erkunden die beiden also den Globus. „Nur der asiatische Raum fehlt mir noch“, sagt Marko Puls. Und so könnte die WM im kommenden Jahr – ausgerechnet in Japan – auch für ihn ein krönender Abschluss sein. Denn möglicherweise, so sagt er, hört er nach diesem Turnier auf internationaler Ebene auf. 26 Jahre nachdem er mit dem Dartsport angefangen hat. „Die Aussicht auf die WM, auf Japan und die letzte Chance, Nina zu einer WM zu begleiten, haben mir nochmal einen Schub gegeben“, sagt Marko Puls, der sich nach seiner Laufbahn verstärkt der Nachwuchsarbeit im Dartsport widmen möchte. So ganz entschieden hat er aber noch nicht. „Die Überlegung, aufzuhören, hatte ich schon einmal“, schmunzelt er. „Das hat mir meine Tochter damals aber verboten.“