Norbert Gundelsweiler (rechts) hat die Verdienste von Ellen und Manfred Waters gewürdigt. Foto: Sandra Brock

Ellen Waters ist für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet worden.

Steinheim - Dass man im Gemeinderat zwei Tagesordnungspunkte zusammenfasst, ist unüblich. Dass das Ganze auch noch „sozusagen in der Familie bleibt“, wie es Norbert Gundelsweiler ausdrückte, ebenso. In der Sitzung am Dienstag hat der Erste Beigeordnete der Stadt Steinheim ja bekanntermaßen den CDU-Stadtrat Manfred Waters verabschiedet (siehe Text unten). Zuvor jedoch hat er dessen Ehefrau Ellen Waters für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. „Es ist bestimmt nicht alltäglich, dass Ehefrau und Ehemann in der gleichen Sitzung für ihre Verdienste gewürdigt werden“, so Norbert Gundelsweiler. „Es ist aber aus meiner Sicht ein symbolisches Bild: Da sind zwei zusammen durch dick und dünn gegangen – in guten wie in schlechten Zeiten.“

Es ist guter Brauch in Steinheim seit 2005, dass immer in der Weihnachtssitzung des Gremiums der ehrenamtliche Einsatz von Bürgern gewürdigt wird – unter anderem waren dies Erich Wägerle, Renate Sieber, Erich Krautter, Bruno Deissinger, Wolfgang Truger oder Lothar Fritz. Ellen Waters ist sowohl seitens der CDU-Fraktion als auch durch die Landfrauen vorgeschlagen worden. Bei beiden hat sich die Kleinbottwarerin engagiert – aber auch noch anderweitig.

Etwa in der katholischen Kirchengemeinde. Dort war Ellen Waters Kirchengemeinderätin und hat den Altennachmittag mitbegründet und sich auch bei der Kinderbetreuung während des Gottesdienstes eingesetzt. Auch im Förderverein der kirchlichen Krankenpflege war sie Vorstandsmitglied, außerdem hat sie sich im Förderverein Kleeblatt eingebracht.

Seit 1993 ist Ellen Waters beim Landfrauenverein in Kleinbottwar aktiv. Sie war Vorsitzende und ist seit 2013 Ehrenvorsitzende. Für die CDU war sie auf Kreisebene Vorstandsmitglied der Kreis Frauen-Union, aber auch im Steinheimer Stadtverband aktiv. Bei Letzterem war sie 20 Jahre Schatzmeisterin und im Rahmen des städtischen Sommerferienprogramms maßgeblich verantwortlich. Von 2003 bis 2013 war sie Vorsitzende.

„Das ist eine beeindruckende Auflistung eines ehrenamtlichen Engagements über eine lange, lange Zeit“, lobte der Erste Beigeordnete Norbert Gundelsweiler in der Gemeinderatssitzung. Insofern sei es „mehr als angebracht, mit der heutigen Würdigung und Ehrung danke zu sagen. Danke an Sie für die Tatsache, dass Sie sich in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten in vielfältiger Funktion in das gesellschaftliche Leben unserer Stadt eingebracht haben.“ Deshalb habe sicher das eine oder andere Mal auch die Zeit gefehlt für andere Dinge.

Ein Dankeschön im Gegenzug gab es von Ellen Waters anschließend selbst. „Ich war über die Ehrung sehr überrascht und fühle mich sehr geehrt.“ Sie sehe die Auszeichnung aber auch stellvertretend für alle, die sie in ihren Tätigkeiten immer unterstützt haben.

Die Formalien sind schnell erledigt. Einstimmig hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag beschlossen, dass Manfred Waters aus dem Gremium ausscheiden darf. Was folgt, dauert länger: das Dankesagen. Kein Wunder, Manfred Waters ist seit 27 Jahren im Gremium und gehört inzwischen 32 Jahre dem Ortschaftsrat an. Als Ortschaftsrat wird er auch weiterhin tätig sein.

Für Norbert Gundelsweiler, den Ersten Beigeordneten der Stadt Steinheim, gibt es in seiner Laudatio deshalb eine Menge aufzuzählen. „Es liegt eine überaus lange und sicherlich auch nicht alltägliche Geschichte im kommunalpolitischen Ehrenamt und Wirken hinter Ihnen.“ Die Entwicklung der Stadt und seiner Stadtteile, „so wie sie heute dasteht, trägt nach so langer Zeit auch Ihre Handschrift, denn Sie waren an sehr, sehr vielen Entscheidungen als Entscheidungsträger direkt mitbeteiligt.“

Eine Aufzählung könne niemals vollständig sein, aber exemplarisch gehe es von der Wohnbauentwicklung über die Schulen und das Kindergartenwesen bis hin zu zahlreichen weiteren gesellschaftlich und kommunalpolitisch relevanten Entscheidungen – die Gründung der Netzgesellschaft etwa, das Stadtentwicklungskonzept, die Fördervereinsgründung für die Grundschule an der Bottwar und vieles mehr.

Dabei habe Manfred Waters, so der Erste Beigeordnete, immer alle drei Stadtteile im Blick behalten, „weil Ihnen stets das Wohl der Gesamtstadt am Herzen lag. Ein Aufrechnen – der Stadtteil hat dies oder jenes bekommen – gab es bei Ihnen nicht.“

Neben dem Kommunalpolitiker hat Norbert Gundelsweiler in seiner Laudatio aber auch den Menschen Manfred Waters ins Zentrum gestellt. „Ihr Beruf, die dort gesammelten Erfahrungen und heute leider nicht mehr selbstverständliche Werte wie Ordnung, Respekt, Anstand, Pünktlichkeit, Durchsetzungsvermögen und -wille haben Sie geprägt. Sie haben dies auch gelebt und Ihre Familie gab Ihnen hierzu auch die notwendige Unterstützung und hielt Ihnen den Rücken frei, wenn Sie mal wieder auf der Piste waren“, so der Erste Beigeordnete. Und wenn er Familie sage, konkretisierte Gundelsweiler, „dann meine ich in erster Linie natürlich Ihre Ehefrau – und deswegen ist es dramaturgisch gesehen geradezu perfekt, dass Sie beide gleichzeitig hier vorne sitzen.“ Man müsse nun „Auf Wiedersehen“ sagen, erklärte Gundelsweiler. „Das tun wir schweren Herzens. Aber wir sagen auch danke, dies tun wir sehr gerne.“

Renate Eggers, die nun von Manfred Waters den Fraktionsvorsitz in der CDU übernommen hat, sagte ebenfalls danke. „Ohne ihn ist die CDU und der Gemeinderat eigentlich nicht vorstellbar.“ Eggers lobte Waters als „Mann der Tat, du packst überall mit an, egal, was anliegt.“ Der Abschied des Fraktionskollegen bedeute: „Viel Know-how verlässt uns. Aber du wirst uns beobachten und uns sagen, wenn dir etwas nicht gefällt. Und wir wissen, dass du es gut meinst“, schloss Renate Eggers.

Manfred Waters selbst dankte vor allem seiner Frau. „Heute ist mein großer Tag, nicht weil ich aus dem Gemeinderat aussteige, sondern weil meine Mitkämpferin Ellen heute für ihr umfassendes Engagement geehrt wurde.“ Er hätte das nicht alles machen können, „wenn meine liebe Ehefrau nicht in allen Lebenslagen hinter mir gestanden und mich qualifiziert unterstützt hätte, auch bei der Gemeinderatsarbeit, ich gebe es zu: Sie ist meine uneingeschränkte Ratgeberin und Kritikerin!“ Was die Gemeinderatsarbeit angehe, so betonte Waters, dass er stolz auf das Geschaffene sei. „Ich bedaure, dass ich nicht mehr dabei sein werde.“