Firmenchef Robin Maier prüft jedes Detail. Foto: Michael Raubold

Die Freitagsreportage: Die Firma Harmonic Design aus Steinheim tüftelt an raffinierten Lautsprechersystemen.

Steinheim - Hier ein wummernder Bass, da ein kreischendes Gitarrensolo. Und aus irgendeiner Ecke schleicht sich noch ein hübscher Klavierlauf heran. So mag man sich landläufig die Geräuschkulisse in einer Firma vorstellen, die ihre Brötchen in der Lautsprecher-Branche verdient. Doch zumindest bei Harmonic Design in der Steinheimer Bahnhofstraße läuft diese Vorstellung ins Leere. Zwar wird jede Box vor ihrer Auslieferung auf Herz und Nieren überprüft und dabei natürlich der Sound gecheckt, erklärt der Geschäftsführer Robin Maier. Und der Klang steht für ihn und sein Team auch über allem. Doch vieles spielt sich bei dem Unternehmen am Computer oder an Messstationen ab. Was mit dem speziellen Ansatz der Soundtüftler zusammenhängt: „Wir wollen das Thema auf eine wissenschaftlichere Basis stellen. Unser Ziel ist, den Klang zu untersuchen und anhand von Parametern zu beschreiben“, erklärt Robin Maier. Auf diese Weise kann der Zufall so weit wie möglich herausgerechnet werden und der Kunde ein Produkt bekommen, das perfekt zu seinen Anforderungen passt und eine optimale Beschallung liefert.

Dazu kommt, dass bei der Produktion der Boxen keine Billigware verbaut wird. „Bei den Einzelkomponenten verwenden wir immer das Beste, was es gibt. Das kommt alles aus dem Mega-Top-Segment“, betont Werner Maier. Er ist der Vater von Robin Maier und ebenfalls in der Branche aktiv, vertreibt exklusiv die Produkte von Harmonic Design, das hier alle nur HD nennen. Die Schreibtische von Vater und Sohn stehen direkt nebeneinander. So könne man sich besser austauschen und rasch Entscheidungen fällen, sagt Robin Maier.

Das eigentliche Herz und Entwicklungszentrum ist jedoch eine Etage höher angesiedelt. Robin Maier betritt hier einen großen Raum und zieht die Tür hinter sich zu. Rundherum sind die Wände mit Isolierwolle abgepolstert. Ein beklemmender Druck liegt auf den Ohren, die Worte klingen dumpf. „So wollen wir den Raum ausklammern und prüfen, was tatsächlich aus dem Lautsprecher rauskommt“, sagt der 25-Jährige. Letzteres übernimmt ein zweiachsiger Messroboter, der links von Robin Maier steht und auf seinen Einsatz wartet. „Man kann so ein akustisches Drei-D-Modell erstellen“, erläutert der Elektrotechniker. Das dient dann wiederum als Grundlage für die Simulationen am Computer.

Der befindet sich aber im nächsten Raum, auf den Robin Maier nun Kurs nimmt. Sein Bruder Tim, der den Export unter seinen Fittichen hat, ist auch schon da (siehe Foto). Auf dem Bildschirm des PCs ist ein Diagramm zu erkennen, das Kurven wie ein EKG-Gerät aufzeigt. Für Laien mag das Auf und Ab auf dem Monitor wie ein wildes Gekrakel wirken. Robin Maier kann daraus eine Menge ablesen. „Das zeichnet den Frequenzgang nach. Die hohen Töne sind zu leise, das ist nicht gut austariert. Mein Job ist, nach der idealen Kurve zu suchen“, sagt er lächelnd. Eine Aufgabe, die er augenscheinlich vortrefflich beherrscht. Denn die Produkte von Harmonic Design sind national und international gefragt.

Zum Beispiel im chinesischen Shenzen. Dort haben Robin Maier und Co. in der obersten Etage des Wolkenkratzers Kingkey 100 ein Soundsystem eingerichtet. Die Bühne eines Freizeitparks in Indonesien ist ebenfalls mit Boxen aus der Urmenschstadt bestückt. Und auch ein Folk-Festival in Irland schwört auf die maßgeschneiderten Klänge von Harmonic Design. Das Kuriose daran ist, dass die Soundspezialisten nicht einmal unbedingt den Weg zu ihren Auftraggebern in Angriff nehmen müssen. Ihnen genügt ein Paket an Datensätzen von dem Ort, den sie beschallen müssen. Wobei die Angaben so präzise wie nur möglich sein müssen. Das geht von den exakten Maßen der Räumlichkeiten, über die Beschaffenheit der Wände bis hin zum Material, aus dem die Stühle bestehen und wie sie angeordnet sind. „Unsere Produkte sind deshalb auch keine Laugenbrezeln, die man kurz mal eben kaufen kann“, sagt Robin Maier.

Und sie sehen natürlich auch vollkommen anders aus. In einem Raum im Erdgeschoss sind die schmucken Boxen nebeneinander aufgereiht. Sie tragen unprätentiöse Namen wie hd 181 und MP10, haben es aber allesamt faustdick hinter den Verkleidungen. Der HLS 24 ist momentan so etwas wie das entwicklungstechnische Flaggschiff bei HD. „An dem System habe ich eineinhalb Jahre gearbeitet“, sagt Robin Maier. Der Clou daran: In der Box steckt genauso viel Power wie bei Produkten der Konkurrenz, die doppelt so groß sind, erklärt Werner Maier. „Das System wird im Moment patentiert“, ergänzt der 58-Jährige, der auch als Bandleader von Purple Sun im Bottwartal bekannt ist.

Raffiniert sind zudem die Lautsprecher, die zwar gerade an einer Wand angebracht sind, aber doch mittels einer Software den Bereich darunter beschallen können. Eine Technik, die zum Beispiel für Durchsagen in Schulen oder anderen Gebäuden genutzt werden kann. Harmonic Design beliefert überdies Kirchen mit Boxen und rüstet mit seiner Technik Konferenzsäle aus. Einen Fuß in der Tür haben Robin Maier und seine sieben Mitarbeiter inzwischen auch im Formel-1-Zirkus. Sie beschallten nämlich im Juli das Pressezentrum beim Hockenheimring. „Das lief über einen Vertriebspartner, der hat uns reinempfohlen“, berichtet Werner Maier.

Bei entsprechenden Aufträgen sorgt Harmonic Design aber auch dafür, bereits vorhandene Technik zu optimieren. So geschehen in der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart und im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Jeweils rückten die Soundmagier aus Steinheim mit modernster Messtechnik an, um den Klang feinzutunen. Robin Maier macht aber auch deutlich, dass es bei aller Verwissenschaftlichung am Ende auch auf etwas ganz Simples ankommt: „Ganz am Schluss, bevor eine Box das Haus verlässt, steht immer ein Hörtest.“