Rund 50 Anwohner sind zu der Unterschriftenaktion gekommen. Foto: Sandra Brock

Stadt und Kirche planen in Steinheim an mehreren Standorten mögliche Flüchtlingsunterkünfte. Das kommt nicht bei jedem Nachbar gut an. Daher hat es am Montagabend im Horrenwinkel eine Unterschriftenaktion gegeben.

Steinheim - Steinheim, Wohngebiet Horrenwinkel, Montag, 18 Uhr. An der Wiese Ecke Schiller-/Lönsstraße trudeln immer mehr Menschen ein. Rund 50 Leute aus der Nachbarschaft sind es schließlich, die in Gruppen angeregt diskutieren und die ihre Unterschrift auf eine Liste setzen. „Wir wollen keine Massenunterkunft von Flüchtlingen im Wohngebiet. Jeder soll seinen Beitrag leisten, damit die einzelnen Wohngebiete nicht überfordert werden“, lautet die Überschrift auf der Liste. Darunter steht: „Deshalb viele kleine Unterkünfte oder ein große Unterkunft am Rande der Stadt. Gleiches Recht für alle und kein Ausspielen von Grundstücken gegeneinander.“

Sechs Familien aus dem Wohngebiet haben zu der Unterschriftenaktion eingeladen. „Wir haben mitbekommen, dass die katholische Kirche hier Sozialwohnungen bauen möchte“, sagt Roland Fuchslocher. Die Befürchtung der Anwohner: Hier könnten um die 100 Flüchtlinge untergebracht werden, was das Wohngebiet nicht verkraften würde. Viele Fragen seien offen, meint Fuchslocher. „Uns fehlt es an Informationen.“ Es herrsche die Angst vor, „dass über unsere Köpfe entschieden wird“.

Der katholische Pfarrer Heinrich Klöpping hält die ganze Aufregung „für völlig umsonst“, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung vor der Aktion der Anwohner sagt. Denn natürlich könnte die Nachbarschaft bei den Plänen der Kirchengemeinde mitreden, betont er. Aber noch gebe es gar keine Gesprächsgrundlage, sondern lediglich einen Grundsatzbeschluss.

Den hat der Kirchengemeinderat gefasst. Auf dem kirchlichen Grundstück Schiller-/Ecke Lönsstraße in Steinheim „wollen wir Sozialwohnungen bauen“, so Klöpping. Diese sollen „zunächst für Flüchtlinge“ bereit gestellt werden. „Wann auch immer das Problem gelöst ist, können zum Beispiel sozial schwache Familien einziehen.“ Derzeit liege die Sache beim Bauamt des Bischöflichen Ordinariats und beim Siedlungswerk der Diözese. „Wir warten auf eine Rückmeldung, was sie uns empfehlen, zu bauen, was möglich ist und was sinnvoll.“

Entstehen sollen auf dem kircheneigenen Grundstück im Horrenwinkel Reihenhäuser. Wie viele, steht noch in den Sternen. Die Zahl zehn, die im Umlauf ist , sei utopisch, informiert Klöpping. „Dafür reichen unsere Mittel gar nicht aus.“ Wenn es sich baulich ermöglichen lasse, wolle man zusätzlich eine Dienstwohnung für den Gemeindereferenten schaffen. „Das hat mit der Betreuung von Flüchtlingen nichts zu tun“, so Klöpping. „Aber wenn Asylsuchende in der Nachbarschaft seien, werde der Gemeindereferent nicht nein sagen, wenn er um Unterstützung gebeten werde, erklärt der Pfarrer weiter.

Doch soweit ist es noch nicht. „Sobald wir verlässliche Fakten haben, werden wir diese auch veröffentlichen“, betont Heinrich Klöpping. „Die Transparenz wird auf jeden Fall gegeben sein.“ Mit einer Fertigstellung der Wohnungen rechnet er nicht vor Ende 2017. „Diese Schätzung ist aber wirklich aus dem Bauch heraus.“

Dass es Gegenwind geben würde, damit hat der katholische Pfarrer schon im Vorfeld gerechnet. Dass dabei mit „so vielen Fakten, die nicht stimmen“ gearbeitet werde, „hat mich doch überrascht“, sagt Klöpping. Bei der Aktion am Montagabend war er nicht dabei, da er zur Sitzung des Großbottwarer Kirchengemeinderats musste.

Gegenwind auch für die weltliche Gemeinde. Sie entscheidet am heutigen Dienstag in der Gemeinderatssitzung über mögliche Standorte für Flüchtlingsunterkünfte. Einer davon ist in der Lehenstraße angedacht. Ein Anwohner verteilte am Montagmorgen Flugblätter gegen dieses Vorhaben der Stadt. Grund: Der Standort liege „direkt neben dem Parkplatz des Kinderhauses Lehenstraße in unmittelbarer Nähe des Schulzentrums“.