Alleine an der Erich-Kästner-Realschule sind die Schulsozialarbeiterinnen für 600 Schüler zuständig. Foto: Archiv (dpa)

Die Schulsozialarbeit erreicht bei den Kindern oft nur „die Spitze des Eisbergs“.

Steinheim - Die Schulsozialarbeiterinnen der Erich-Kästner-Realschule und der Blankensteinschule in Steinheim haben vor dem Kultur- und Sozialausschuss Bericht erstattet. Uta Kiesl ist mit 50 Prozent für die Schulsozialarbeit an der Realschule angestellt, Eldrid Ehlers zu je 25 Prozent an beiden Schulen. Constanze Mansour, die eine halben Stelle an der Blankensteinschule hat, ist derzeit in Elternzeit.

Sie sind alleine an der Realschule für 600 Schüler zuständig, davon sind 114 Fünftklässler. Die neuen Klassen unterstütze man gezielt im Findungsprozess mit Konflikthilfe, Teamtraining, der Förderung des Einfühlungsvermögens und Selbstbehauptung. „Man kann mit Worten und der Körpersprache sehr gut gewaltfrei Grenzen setzen“, erläuterte Uta Kiesl den Ansatz. Falls Mobbingintervention notwendig sei, gehe man gezielt in die Klassen.

„Streithähne“ mal an einen Tisch zu setzen und über Konflikte zu reden, helfe zu verstehen: „Wie kommt das beim anderen an?“ Schulangst und Überforderung gebe es schon bei Fünftklässlern. Hier ist oft eine Einzelfallberatung wichtig, auch bei Störungen im Unterricht oder Verhaltensauffälligkeiten. 32 Mal war das im Schuljahr 2017/18 der Fall. Auch Eltern nehmen die Beratung wahr, hier wurden 20 Gespräche geführt.

Aber nicht nur bei Konflikten wird die Schulsozialarbeit aktiv, man wolle mit zahlreichen Aktionen und Aktivitäten grundlegende Werte wie Fairness, Mitgefühl und Verlässlichkeit vermitteln. „Das ist das, was man früher als Tugenden bezeichnete“, so Kiesl. „Kinder sollen den Mut bekommen, ihre Meinung zu sagen.“ Unliebsames sollen die Schüler auf diese Weise konstruktiv kritisieren lernen.

Die Aufgaben sind zahlreich: Ausbildung von Streitschlichtern, Unterstützung für die Vorbereitungsklassen, Spieletreffs im Ganztagsbetrieb, der Medienparcours „Parallele Welten“, Suchtprävention, Sexualpädagogik, Training sozialer Kompetenzen,… Man habe oft zu wenig Zeit für Gespräche, und erreiche nur „die Spitze des Eisbergs“, bedauerten die Schulsozialarbeiterinnen.

In der Grundschule werden Konflikte im jeweiligen Klassenrat besprochen, berichtete Eldrid Ehlers. In der AG „Coole Kids“ lernen Kinder, sich in Konfliktsituationen zu behaupten. Das Training von Kommunikationsformen spielt auch in der weiterführenden Schule eine wichtige Rolle. „Eigentlich schade, dass es so viele Themenbereiche gibt, wo Sie sich einbringen müssen“, fand der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter, der sich aber zugleich auch bedankte, dass die Schulsozialarbeiterinnen „so viel auffangen können“.

Hartmut Schlucke (B90/Grüne) wollte wissen, ob es mehr Probleme durch den Ganztagsbetrieb gebe. „Wenn die Schüler länger beisammen sind, gibt es vielleicht auch den ein oder anderen Konflikt mehr“, so Uta Kiesl. Cornelia Fies (SPD) fragte nach, ob es schon an der Grundschule Kinder mit Mediensucht gebe – die ja immer weiter um sich greift. „Es gibt Erstklässler mit Smartphones“, erklärte Eldrid Ehlers, „aber ich sehe da keinen problematischen Gebrauch“.