Zahlreiche Bürger sind wegen der geplanten Flüchtlingsunterbringung an der Seestraße in den Ausschuss gekommen. Foto: Sandra Brock

Der Ausschuss vertagt das Thema. Zuerst soll der Ortschaftsrat entscheiden.

Steinheim - So viele Bürger hatten wir wohl noch nie bei einer Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses“, stellte der Bürgermeister Thomas Rosner am Dienstagabend fest. Rund 60 Zuhörer kamen, um mehr zur Flüchtlingsunterkunft am Standort Seestraße zu erfahren – unter ihnen auch einige Stadträte, die eigentlich nicht im Ausschuss sitzen.

Letztlich konnten die Bürger aber weder eine Diskussion noch eine Entscheidung mitverfolgen. SPD-Stadtrat Michael Uhl beantragte, den Tagesordnungspunkt abzusetzen. Zuerst sollte der Ortschaftsrat Kleinbottwar über das Thema beraten, danach dann der Gemeinderat. Ein Vorschlag, dem das Gremium einstimmig folgte.

Zuvor hatte der Bürgermeister Thomas Rosner allerdings die Gelegenheit genutzt, die Bürger in der Sache zu informieren und deutlich zu machen: „Wir wollten nie etwas vertuschen. Die Zahl von 100 Personen wurde uns am 18. Januar vom Landratsamt mitgeteilt, einen Tag später haben wir sie an die Stadträte weitergegeben.“

Letztlich, so Rosner weiter, gehe es auch nicht ums Wollen. „Wir müssen als Stadt Flüchtlinge unterbringen. Der Landkreis verteilt sie nach einem Einwohnerschlüssel.“ Und auch der Landkreis selbst habe seine liebe Not. „Die versuchen, uns nicht zu überfahren, aber sie müssen ständig neue Unterkünfte akquirieren“, erklärte Rosner. In diesem Fall handelt es sich um ein Wiesengrundstück an der Kleinbottwarer Seestraße, knapp hinter der Bottwartalhalle Richtung Steinheim. Der Landkreis plant hier, in Sachen Erstunterbringung tätig zu werden. Es geht also um Personen, deren Asylstatus noch ungewiss ist.

Im Gegensatz zur Stadt Steinheim, die mit 60 Personen auf diesem Grundstück plante, möchte der Landkreis dort aber sogar 100 Menschen unterbringen. Der Grund: Weil das Areal erst erschlossen werden muss, würde es sich sonst aus finanziellen Gründen nicht rechnen.

Deshalb bat Timo Renz (Freie Wähler), bis zur Entscheidung zu prüfen, ob der Landkreis in dieser Hinsicht mit sich reden lassen würde. „Vielleicht wären sie kompromissbereit, wenn wir die Erschließungskosten selbst übernehmen würden.“

Ein Angebot, das laut Ausssage vonseiten des Landratsamtes noch genauer geprüft werden muss. „Der Landkreis steht dem Angebot jedoch offen gegenüber“, teilt der Pressesprecher Andreas Fritz auf Anfrage mit. Und: „Es gab bereits Fälle, in denen sich Kommunen an der Realisierung von Unterkünften beteiligt haben. Dies stellt jedoch die Ausnahme dar.“

Vielleicht, so hofft der Bürgermeister, tue sich ja auch noch etwas in dem Teilort, was kleinteiligere Unterkünfte anbelangt. „Heute sind so viele Kleinbottwarer da. Je mehr Ideen und Flächen wir in dieser Sache haben, desto besser“, appellierte er an die Bürger, sich zu melden, wenn sie Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung stellen könnten.