Wirklich an Nachtruhe ist in der Bücherei nicht zu denken gewesen. Foto: Stadtbücherei

Bei der Lesenacht haben sich die Teilnehmer mit Schlafsäcken und Traumfängern bestens auf eine geruhsame Nacht eingestellt. Doch dann kamen die Bücher dazwischen.

Großbottwar - Ein nasser Freitagabend im November. Trotz der späten Stunde brannte noch Licht in der Stadtbücherei Großbottwar. Überaus mysteriös . . .

Das konnte nur eins bedeuten: Endlich gab es wieder eine Lesenacht. Um 20 Uhr wurden dann auch tatsächlich zwölf mit Schlafsäcken, Luftmatratzen und Taschen bepackte Kinder abgeliefert und verwandelten die Stadtbücherei in Kürze in ein großes, buntes Schlaflager. Ob unter der Treppe, im Lesecafé oder zwischen den Regalen, es herrschte freie Platzwahl.

Aber an Schlaf war natürlich noch längst nicht zu denken. Schon in der Vorstellungsrunde wurde klar, dass sich an diesem Abend alles ums Thema Nacht und Träume drehen würde, sodass zuerst einige Traumschutzmaßnahmen getroffen wurden, um unliebsame Albträume zu verhindern.

Nach einer indianischen Legende reicht es, ein verwickeltes Fadennetz innerhalb eines Rings über dem Schlafplatz aufzuhängen, und schon verheddern sich sämtliche Albträume hoffnungslos darin. Das musste natürlich ausprobiert werden. Bis es so weit war, dass alle Schlafplätze ausreichend gesichert waren, verhedderte sich aber noch der ein oder andere Finger in Wolle. Doch mit etwas Fingerspitzengefühl, vielen Perlen und Federn und etwas Geduld entstanden schließlich zwölf hübsche, vollfunktionsfähige Traumfänger.

Zunächst kamen sie jedoch nicht zum Einsatz, denn zuvor gab es noch viel zu spielen, zu lesen, zu tuscheln und den unvorhersehbaren Besuch einer dunkel verhüllten Gestalt, die sich als Geschichtenerzähler – und nicht, wie im ersten Moment panisch angenommen, als der Sensenmann – herausstellte. Im schummrigen Kerzenlicht lauschten die Kinder bald einer alten, geheimnisvollen Legende, die den Ursprung aller Albträume aufdeckte.

Pünktlich zur Geisterstunde war dann eine Stärkung angesagt. Und obwohl nach dem Mitternachtssnack nächtliche Ruhe einkehren sollte, wurde bis in die Morgenstunden geleuchtet, geschmökert, geflüstert und nach versteckten Freunden und Kuscheltieren gesucht. Logisch, dass es beim gemeinsamen Frühstück dann auch keine Berichte von bösen Träumen gab, außer von einer Mitarbeiterin. Na klar, die hatte ihren Traumfänger ja auch auf der Ausleihtheke liegen lassen.