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Gerda Mayer, die langjährige gute Seele der Marbacher Zeitung, hat in Sri Lanka viel erlebt.

Verreist ist sie schon immer gern. Die Koffer packen, andere Länder kennerlernen, anderen Menschen begegnen, Neues sehen, Neues  erleben. Gerda Mayer hat die Reisen in andere Länder und Kulturen schon immer als Bereicherung empfunden und genossen. 2000 führte ihr Weg nach Sri Lanka  – in die  Inselnation, die  südlich von Indien im Indischen Ozean liegt, und ihrem Freund Helmut Schwarz seit vielen Jahren schon eine Heimat ist.

Von Frankfurt fliegen die beiden nach Colombo. Im Januar 2000 geht es aus  der Kälte in die tropische Hitze. Drei Wochen lang will Helmut Schwarz  ihr „sein Land“ zeigen. Zwei Wochen erkunden die beiden den Inselstaat auf einer Rundreise, die letzte Woche verbringen sie in Negombo, einer Stadt an der Westküste Sri Lankas nördlich der Hauptstadt Colombo, wo Schwarz viele Freunde hat. „Am ersten Tag sind wir nachmittags gleich in die Stadt“, erinnert sich Gerda Mayer. In einer Garage in den Straßen der trubeligen Hauptstadt werden sie spontan auf ein Glas Arak eingeladen. Der Palmblütenschnaps ist das Nationalgetränk der Sri Lanker. „Die Leute waren alle unheimlich freundlich und aufgeschlossen. Ich habe gleich gewusst und gespürt, dass es mir dort gefällt“, sagt Gerda Mayer. Laut und  voll sind die Städte, sagen all jene, die sich in  der Welt Asiens nicht wohl fühlen. Bunt und lebendig findet sie hingegen die Murrerin.

Auch mit dem Essen kommt die leidenschaftliche Köchin und Bäckerin gut zurecht. Auf den Tisch kommt viel Gemüse, Fisch, Hähnchen und Schwein. „Es wird sehr scharf gewürzt“, erzählt die heute 69-Jährige. „Jede Hausfrau hat ihre eigene Currymischung, auf die sie stolz ist und die natürlich auch ein Geheimnis bleibt.“ Wird das deutsche Paar zum Essen eingeladen ist es üblich, dass man als Gast beim Hausherrn am Tisch sitzt und sich von den Frauen des Hauses bedienen lässt. „Die setzen sich dann aber nicht zu einem an den Tisch“, betont Gerda Mayer.

Der Besuch einer Farm, auf der waise Elefanten versorgt werden oder der Ausflug mit dem Zug ins Hochland auf eine Teefarm  machen den Urlaub zu etwas Besonderem. Unvergesslich wird er aber durch ein Erlebnis in der letzten Urlaubswoche in Negombo.  „Ein Fischer fragte uns, ob wir  nicht einmal mit ihm hinaus aufs  Wasser  wollen“, erinnert sich die 69-Jährige an den beeindruckenden, aber auch abenteuerlichen nächtlichen Ausflug. Denn eigentlich herrscht wegen des Bürgerkriegs, in dem tamilische Separatisten  um Unabhängigkeit vom Inselstaat Sri Lanka  kämpfen, nachts Ausgangssperre in der Stadt. „Wir hätten unser Hotel nicht verlassen dürfen, aber für Helmut war das kein Thema, und ich habe ihm wie immer vertraut.“ Also schleichen sich die beiden nachts um 3 Uhr aus dem Hotel. „Es war alles dunkel, wir mussten durch düstere Gassen, überall haben Hunde gekläfft – ich bin beinahe gestorben“, erzählt Gerda Mayer. AmTreffpunkt angekommen erwarten der Fischer  und zwei Helfer das Paar aus Deutschland. „Es hat ausgesehen, wie wenn der See Genezareth vor uns liegt – beinahe unwirklich.“ In einem Boot, das der 69-Jährigen wie eine Nussschale vorkommt, geht es hinaus aufs Wasser. Und für Gerda Mayer beginnt ein Ausflug in eine Traumwelt. „Diese Stille und über uns ein unglaublich schöner Sternenhimmel. So etwas habe ich nie wieder gesehen und mir ist sofort das Gedicht Mondnacht von Joseph von Eichendorff eingefallen“ gerät Gerda Mayer ins Schwärmen und beginnt, den Lyriker zu zitieren „Es war als hätt’ der Himmel, die Erde still geküsst’. . .“

Mit Tintenfischen als Köder an langen Leinen, versuchen die Männer ihr Glück. Aus einer  Dose  heraus gibt ein kleines Ölfeuer etwas Helligkeit und taucht die Männer mit ihren um die Köpfe gewickelten Tücher  in ein beinahe surreales Licht.    In der Morgendämmerung werden die Leinen eingezogen und gegen neun Uhr sind die beiden, beseelt vom Erlebten, wieder in ihrem Hotel. „Das war ein absolut tolles Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Mir ist der Herz aufgegangen.“ Zwei weitere Male hat die Murrerin seitdem Sri Lanka besucht. „Es ist ein absolutes Sehnsuchtsland für mich“, sagt sie. „Die Menschen dort leben einfach, viele sind arm, aber sie besitzen dennoch eine ungeheure Lebensfreude. Das ist beeindruckend."