Die Wanderer haben sich auch vom zunächst schlechten Wetter nicht abschrecken lassen. Foto: Schwäbischer Albverein

Ein Wandergruppe hat sich zur Stephanuskirche in Abstatt aufgemacht. Dort erfuhren die Teilnehmer allerlei Wissenswertes über das Wahrzeichen der Kommune.

Großbottwar - Interessant ist für die Albvereinler die Karfreitagswanderung zur Stephanuskirche in Abstatt gewesen. Immer noch und das seit 37 Jahren ist diese Wanderung der Großbottwarer Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins eine beliebte Unternehmung, nicht allein des Wanderns wegen, sondern weil dabei immer eine geführte Besichtigung einer Kirche mit dabei ist. Und so war es auch wiederum am vergangenen Karfreitag.

Als sich am frühen Freitagnachmittag die „Karfreitagswanderer“ auf dem Parkplatz vor der Stadtmauer trafen, herrschte nicht gerade schönes Wandererwetter, kalter Wind mit Regenschauern zog durchs Tal. Doch davor scheuen sich die echten Wandersleut’ nicht.

Mehr als 30 Teilnehmer machten sich auf den Weg. Zunächst ging es in Fahrgemeinschaften mit dem Auto im oberen Bottwartal durch Beilstein und durch den Weiler Söhlbach in das Dorf Helfenberg zum dortigen Parkplatz. Als die Wanderschar dann ihren Fußmarsch begann, hatte sich der Regen verzogen und nördlich unterhalb der Ruine Helfenberg vorbei ging es durch die Weinberge nach Abstatt hinunter, das mit flotten Schritten nach einer guten Stunde auch erreicht war. Dort öffnete der Kirchengemeinderat Bernhard Vogel das Kirchenportal und erzählte im Innern die Geschichte der kleinen, doch schmucken Stephanuskirche: einem Kleinod und Wahrzeichen von Abstatt, vor allem auch wegen seines barocken Kirchturms, dem ein achteckiges Fachwerkgeschoss aufgesetzt ist.

Auch in seiner Entstehungsgeschichte ist dieses Gotteshaus eine Besonderheit, wie die Großbottwarer zu hören bekamen. In den Jahren 1762 bis 1766 auf einer dort abgegangenen Kapelle wurde die Stephanuskirche nicht etwa von dem württembergischen Landesherrn, dem Herzog, erbaut, sondern der katholische Fürst Karl Thomas von Löwenstein stiftete sie der evangelischen Gemeinde Abstatt, welche zu seinem Herrschaftsbereich zählte.

Aber nicht die Geschichte der Stephanuskirche allein gefiel den Wanderern, sondern auch die dem Feiertag gewidmete Andacht mit Pfarrer Thomas Stuhrmann, einem gemeinsamen Vaterunser und gesungenen Kirchenlied, zu dem der Pfarrer mit der Gitarre begleitete. Nach einer herzlichen Verabschiedung saßen die Wandersleut’ im gegenüberliegenden Café Stengel bei Kaffee und Kuchen beisammen, ehe sie sich nach einer Stunde wieder auf den Weg nach Helfenberg machten. Dabei wurde auch der bei Abstatt verlaufene einstmalige „Landgraben“, im 15. Jahrhundert von der Grafschaft Württemberg als Landes- und Zollgrenze angelegt, unwissentlich, weil kaum noch sichtbar, überquert.

Die dort vor Jahrzehnten durchgeführten Rebflurbereinigungen haben diese einst markanten Grenzgräben und Wälle bis auf eine Ausnahme verschwinden lassen. An jener Stelle kamen die Wanderer allerdings nicht vorbei. Nach wieder einer guten Stunde Wanderzeit kehrten vom Parkplatz Helfenberg aus die Teilnehmer hochbefriedigt über das Gehörte und Gesehene sowie die erlebte Wandergemeinschaft nach Hause zurück.