Die von Wasserlinsen überwucherte Oberfläche des Sees ist unansehnlich – problematischer ist allerdings die dicke Schlammschicht am Grund des Gewässers. Foto: Werner Kuhnle

Verschlammung und Wasserlinsen setzen dem Baggersee im Naturschutzgebiet Wiesental zu.

Pleidelsheim - Der Baggersee im Pleidelsheimer Naturschutzgebiet Wiesental hat schon bessere Tage gesehen. Seit einigen Jahren wird der starke Bewuchs mit Wasserlinsen und Sauerstoffmangel zunehmend zum Problem. Letzterer ist maßgeblich auf eine Schlammschicht am Grund des Gewässers zurückzuführen – die Ablagerungen sind durchschnittlich einen Meter dick. „Und dort entwickeln sich Fäulnisstoffe“, erklärt der Ornithologe Claus König, der sich von Beginn an für das Schutzgebiet stark gemacht hat.

Ein Problem, das auch das zuständige Regierungspräsidium (RP) in Stuttgart erkannt hat. Bereits im vergangenen Sommer hatte der Fachbereich Naturschutz entschieden, dass eine grundlegende und behutsame Sanierung unausweichlich ist. „Es wird geplant, ein Fachbüro damit zu beauftragen, Wasserhaushalt, Schlammbeschaffenheit und die hydrologischen Bedingungen des Pleidelsheimer Baggersees zu untersuchen“, erklärt Matthias Kreuzinger von der Pressestelle des Regierungspräsidiums. Damit soll, wenn möglich, im Herbst dieses Jahres begonnen werden, da die im Naturschutzgebiet heimischen Vögel nicht bei der Brut gestört werden dürfen. Im Wiesental leben rund 180 Vogelarten, manche von ihnen sind stark gefährdet und darum besonders geschützt.

Die Voruntersuchungen sind außerdem nötig, da bisher nicht bekannt ist, ob der abgelagerte Schlamm mit Giftstoffen belastet ist. In diesem Fall würde die Entsorgung deutlich teurer werden – wobei in finanzieller Hinsicht schon ein Silberstreif am Horizont zu erkennen ist. „Die Stiftung Naturschutzfonds wird das Regierungspräsidium unterstützen“, teilt Kreuzinger die freudige Botschaft mit. Ziel der anstehenden Untersuchungen soll es sein, ein praktikables Maßnahmenbündel zu entwickeln, das den See langfristig als Lebensraum für die Flora und Fauna im Wiesental erhält.

„Sobald belastbare Daten vorliegen, wird das Konzept dann vorgestellt und die Öffentlichkeit informiert“, so Kreuzinger, der aber gleichzeitig darauf hinweist, dass damit frühestens zum Herbst 2018 zu rechnen sei. Dann soll aber auch direkt zeitnah mit den Arbeiten am See gestartet werden. Dramatische Auswirkungen für Fische und Vögel bestehen aber auch im aktuellen Zustand nicht, betont König weiter: „Es ist bislang eine normale Saison gewesen.“ Nicht nur ein Storchenpaar hat es sich in dem Gebiet gemütlich gemacht, auch drei Nachtreiherpärchen haben in Pleidelsheim gebrütet. Zwar seien 2014 einmal tote Fische auf dem See getrieben, das sei allerdings danach nicht mehr der Fall gewesen. Auch andere Maßnahmen wie ein Umpumpen des Sees seien 2017 noch nicht notwendig gewesen, informiert Kreuzinger: „Aber die Situation wird beobachtet, um bei einer eventuellen Verschlechterung schnell eingreifen zu können.“

Die unansehnliche Wasserlinse trägt verglichen mit dem Schlamm einen geringen Beitrag zu den Problemen im See bei. „Sie produziert am Tag, wie jede andere Pflanze auch, selbst Sauerstoff“, erklärt Claus König. Allerdings kann dieser dank der dicken Schicht und der Fäulnisstoffe nicht bis zum Boden durchdringen. Zusätzlich schützen die Sprossen vor Sonneneinstrahlung – doch selbstverständlich gibt es auch hier ein zu viel des Guten, wenn nämlich kaum noch Wasserfläche für die Lebewesen übrig bleibt. Außerdem tragen abgestorbene Pflanzen zur Schlammschicht bei. Der Grund dafür, dass sich die Wasserlinse im Baggersee so wohl fühlt, ist übrigens der Wasserzufluss vom Neckar, obwohl sie sonst keine Wasserbewegung mag: „Hier werden aber bei Regen auch Düngemittel eingespült, die einen idealen Nährboden bilden.“