Leihgebühren von einem Viertel des normalen Kaufwerts locken Kunstliebhaber an. Foto: avanti

Die Aktion „Rent a picture“ der Galerie Gabriel ist zum Erfolgsmodell geworden. Die Idee: Kunden leihen ein Bild für ein Jahr aus und zahlen nur ein Viertel des Werts.

Pleidelsheim - Die Aktion „Rent a picture“ ist zum Dauerbrenner und Erfolgsmodell geworden. „Ich finde es immer wieder spannend und faszinierend, welche Bandbreite wir hier zusammenbekommen“, freute sich Galeristin Gerda Gabriel bei der Vernissage am Sonntagnachmittag. Mittlerweile aus der ganzen Region – aus Vaihingen an der Enz ebenso wie aus Stuttgart und sogar aus Ulm – kommen die zehn Künstlerinnen. Bis auf den 86-jährigen Vater von Gerda Gabriel, Eduard Thinschmidt, sind es lauter Damen, die ihre Werke hier zusammentragen. „Für mich ist das eine gute Gelegenheit, über meinen Heimatort Vaihingen hinaus bekannter zu werden“, sagt Renate Leidner, die von Anfang an dabei ist.

Ihre großformatigen Acrylbilder zeigen ansprechend Männer und Frauen. Gesichter sind meist nur angedeutet. „Ich habe früher in der Karlskaserne in Ludwigsburg Aktzeichnen unterrichtet, da habe ich noch etliche Skizzen als Vorlagen, die ich natürlich verfremdet verwende.“

Anita Wiese erstellt Collagen, die Elemente aus der Natur mit Abstraktem verbinden. Der Betrachter mag den Umriss eines Fuchses in einer Wüstenlandschaft entdecken, es sind aber nur Stücke von Platanenrinden, die Wiese mit der Fortage-Technik durchgerubbelt hat. „Kinder machen das gerne mit Münzen“, erklärt die Künstlerin aus Stuttgart. Auf dem Bild „Baum“ hat sie die präzise Tuschezeichnung eines Baums wieder übermalt, so dass nur viele kleine Ellipsen das Bild dahinter freigeben, was wie der Blick aus dem Inneren eines Seeigelskeletts wirkt.

Hedwig Rössle aus Murr ist eigentlich Kunsttherapeutin. „Da entsteht vieles so nebenbei“, sagt sie über ihre Bilder. Das in Pastellkreiden gemalte blaue Land bei Murnau wirkt impressionistisch, Bilder von Sylt im Februar sind in dumpfem Braun und Grau gehalten. „Ich will die innere Stimmung ausdrücken. Der Winter ist ja kein Tod, sondern nur eine Zeit der Ruhe, um neue Kraft zu schöpfen.“ Hedwig Rössle malt teilweise mit Pflanzenfarben, die sie selbst herstellt.

Farbenfroh und leuchtend sind hingegen die großformatigen Ölbilder von Eduard Thinschmidt, dem Grandseigneur der Pleidelsheimer Malerei. Lila Bäume leuchten in einem fast neongelben Wald, trotz der surrealistischen Farbgebung wirken die Bilder natürlich und ansprechend. Beim Blick auf die Preisschilder fallen große Unterschiede auf. Manche Werke sind schon für 350 Euro zu haben, bei anderen geht die Spanne bis 2500 Euro. „Man darf beim Preis nicht nach der Größe gehen“, erklärt Galeristin Gerda Gabriel. Erfahrung und handwerklicher Aufwand spielen eher eine Rolle. Ölbilder trocknen viel langsamer und brauchen daher länger. „Heute gibt es bessere Farben, aber früher haben die Meister ein Jahr oder länger an einem Bild gemalt.“ Die Bilder seien keine Spekulationsobjekte – „da müssten wir nochmal zwei Nullen dran hängen“ – sondern reine „Gebrauchsbilder zum Sehen“, betonte Gabriel bei der Vernissage. Mit der Miet-Ausstellung wolle sie „mehr Mut machen, auch mal was auszuprobieren. Es macht enorm viel aus, was man an den Wänden hängen hat.“

Bis 25. Februar kann man jeden Sonntag Bilder für ein Viertel des Kaufwerts ein Jahr lang mieten. Weil man sich nicht dauerhaft festlegen muss, könne man die häusliche Wohnzimmerwand immer anders ausstatten, so die Pleidelsheimer Galeriebesitzerin. Gabriel: „Mal klassisch, mal modern: Jede Stilrichtung hat ihre Spannung.“