Foto: Frank Wittmer

Rund 2000 Besucher haben beim Pleidelsheimer Fliegerfest viele Starts und Landungen erlebt. Vor allem der Sonntag gut besucht.

Pleidelsheim - S

elten hat Günter Reiser zwei so unterschiedliche Flugtage erlebt. Am Sonntag bestes Flugwetter, der Flugplatz im Wiesental war stark frequentiert: 1500 oder mehr Zuschauer mögen gestern da gewesen sein, schätzt der Vorsitzende der Pleidelsheimer Flugsportvereinigung (FSV). Sowohl am Boden als auch in der Luft herrschte reger Betrieb.

Ganz anders am Samstag. Das Ballonglühen an Abend fiel ins Wasser. Gefeiert wurde trotzdem. Der Hangar war bei Tanzmusik mit 400 Gästen gut gefüllt. Tagsüber wurde zunächst geflogen, aber am Nachmittag setzte heftiger Regen ein. „Da ging dann gar nichts mehr“, so Reiser. Weniger, weil die Piloten wasserscheu wären. „Unser Platz ist ohnehin recht kurz, und wenn das Gras dann nass ist, können die Flugzeuge beim Landen nicht mehr abbremsen.“

Wie knapp das ist zeigt Kunstflieger Volker Single mit seiner „Extra 300“. Der auf schnellste Manöver frisierte Powerbolzen lässt sich beim Landen kaum kontrollieren. Einen alten Haudegen wie Single schreckt das zwar kaum, „aber beim Bremsen wird’s schon knapp. Da hab’ ich mir überlegt, ob ich wieder durchstarten soll.“ Natürlich zeigte Single wieder seine rasanten Flugmanöver, wo man kaum mehr weiß, wo oben und unten ist. Und in den Neckar ist weder er noch eines der anderen Fluggeräte gefallen.

Am Sonntag bei eitel Sonnenschein wagten einige Unternehmungslustige einen Rundflug. Manche reizte der bis zu 130 Stundenkilometer schnelle offene Tragschrauber. Mona Hörig, mit 22 Jahren immer noch Deutschlands jüngste Fluglehrerin, hatte letztes Jahr Manuel Pfau mit dem Flugvirus angesteckt. Jetzt hat er selbst den Pilotenschein in der Tasche und steuert das zweite der Fluggeräte, die auf kürzesten Distanzen starten und landen können. Abenteuerlich sitzt der Passagier vor dem Pilot auch in dem 75 Jahre alten Doppeldecker „Tiger Moth“ oder der Boeing Stearman von 1936, die es auf gut 200 Stundenkilometer bringt. Wer es ruhiger und mit einem Kuppeldach wollte, konnte mit Fluglehrer Michael Beutel und dem Motorsegler „Pleidelsheim I“ eine beschauliche Runde drehen.

Beliebt waren auch die Rundflüge mit dem Hubschrauber. Der „Eurocopter“ von 1975 ist zwar grasgrün, aber nicht von der Polizei. Die über 800 PS starke Turbine hebt das mit Gepäck zwei Tonnen schwere Fluggerät locker in die Luft. „Den mussten wir etwas abseits parken, der hätte uns sonst die leichteren Flugzeuge einfach weggepustet“, erklärt Flugleiter Frank Hermann. Einen ästhetischen Genuss der besonderen Art bescherte Tilly Drechsler mit seinem „Habicht“. An den Flügelspitzen des Segelflugzeuges waren Kartuschen mit rosa Rauch, die den Loopings und Pirouetten eine besondere Spur verliehen. Nach der gelungenen Darbietung gab es zu Recht Applaus von den Zuschauern.

Viele freuten sich an den Starts der röhrenden Broussard mit 450 PS oder den beiden Dorniers, ohne selbst in die Lüfte abzuheben. Den Überblick behielt Frank Hermann von seiner Hebebühne. „Wenn man einige Meter weiter oben ist, sieht man einfach besser“, erklärt der zweite Vorsitzende der FSV die Neuerung. Ohne Freigabe vom „Tower“ kein Start. Es sind aber viele andere Dinge, die er im Blick behalten muss: Da sind zwei Segelflieger in der Luft, die einen Überflug machen wollen, die inzwischen gelandete Habicht wird zum Liegeplatz zurückgeschleppt, „Bodenpersonal“ kreuzt die Piste, und schließlich wollen auch die Maschinen in der Luft ihre Passagiere wieder sicher auf dem Boden absetzen. „Alles schön der Reihe nach“, ist das Motto von Hermann, und niemand hat was dagegen, bei dem herrlichen Wetter noch eine Extrarunde einzulegen, bis die Landebahn wieder frei ist.