Auf einem Bauernhof gibt es eigentlich immer etwas zu tun – der neue Stall erleichtert allerdings die Arbeit. Foto: Werner Kuhnle

Der Bauernhof Seitz soll nächstes Jahr für Bioland zertifiziert werden. Die Voraussetzungen sind geschaffen.

Pleidelsheim - Sogar von der Autobahn aus fällt der moderne neue Stall auf: 22 Meter breit und zwischen 35 und 50 Meter lang ist der neue Auslaufstall auf dem Bauernhof Seitz, umweltfreundlich aus Holz gebaut. In der Mitte ist ein großer „Futtertisch“ für die 50 Rinder, in den sogar ein Traktor mit Ladewagen einfahren kann. Der „Kaltstall“ garantiert optimale Luftverhältnisse für Mensch und Tier.

Der Schlüssel bei der artgerechten Tierhaltung ist nicht nur der Auslauf für die Rinder, sondern auch die Fütterung mit Gras und Heu. „Wir produzieren unser Grünfutter selber“, erklärt Landwirtschaftsmeisterin Andrea Seitz, die schon in jungen Jahren nach dem Tod ihres Vaters den Hof übernommen hat. Jetzt mit 32 ist die Bäuerin jeden Tag im Stall und auf der Weide, um die Tiere zu versorgen.

Mit modernen Maschinen lassen sich die Milchviehwirtschaft und der Ackerbau auch ohne Angestellte bewältigen. Der Melkstand für das Milchvieh sowie die automatische Schieberentmistung bedeuten eine große Arbeitserleichterung.

Ihre Mutter und ihr Lebensgefährte helfen mit, damit alle Arbeit erledigt werden kann. Zurzeit habe sie keinen Lehrling, nach der Zertifizierung werde sie aber auch wieder in der Ausbildung aktiv werden. „Die Bauphase war jetzt schon recht anstrengend“, berichtet Andrea Seitz. „Es gibt noch einiges zu tun und aufzuräumen“, gibt sich die Bäuerin ganz pragmatisch. Dagegen sei der Alltag in dem landwirtschaftlichen Betrieb relativ geregelt, wenn es auch „von früh bis spät“, wie es in dem Kinderlied „Im Märzen der Bauer“ heißt, immer viel zu tun gibt.

Die Landwirtin hat sich auf den Weg gemacht, um die Umstellung zum Biolandbetrieb zu erreichen. „Im nächsten Jahr ist es soweit“, freut sich Andrea Seitz. Im Moment liefert sie ihre Milch noch bei einer konventionellen Molkerei ab, im Jahr 2018 nimmt Bioland die Produktion entgegen.

Wichtige Voraussetzung dafür ist neben dem Futter – neben Gras kommt auch Heu und ein wenig Getreideschrot auf den Futtertisch – die freie Bewegungsmöglichkeit für die Kühe. „Unser Jungviehstall war noch aus den 1980er Jahren, das ist heute nicht mehr zeitgemäß.“ Die artgerechte Haltung mit viel Bewegungsfreiheit und sogar Liegematratzen aus Stroh „steigert das Wohlbefinden und ermöglicht das eigene Sozialverhalten der Tiere“, heißt es in einer Bioland-Broschüre. Die neugierigen Blicke der braun gefleckten Kühe bestätigen das: Der Besucher wird genau beäugt.

Im Ackerbau verzichtet Andrea Seitz konsequent auf Chemie und Kunstdünger. Auch das ist eine Forderung des Bioland-Verbandes. Allerdings dürfen die Felder mit eigener Gülle gedüngt werden. „Geschlossene Nährstoffkreisläufe sind in der Biolandwirtschaft wichtig“, betont Andrea Seitz. „Die Gülle wird so lange gelagert, bis sie wieder für die Düngung verwendet werden darf.“

Das erfordert ordentliche Kapazitäten auf dem Hof. Laut Bauantrag soll die Güllegrube 16 Meter Durchmesser und vier Meter Tiefe haben. Die Güllegrube, die aber erst noch gebaut werden soll, wird 800 Kubikmeter fassen.

Eine Besonderheit gibt es noch auf dem Hof. Wer den Großbottwarer Weg von Pleidelsheim an den Sportanlagen vorbei bis ganz auf die Höhe fährt, findet auf dem Seitz-Hof einen Milchautomat: Offiziell ist es zwar noch nicht „Bio“, aber schon mal recht lecker, was sich 24 Stunden rund um die Uhr aus der Maschine zapfen lässt.