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Eine Satzung verordnet fürs Wiesental einen Leinenzwang für Hunde. Zudem darf das Naturschutzgebiet nicht mehr betreten werden.

Pleidelsheim - Der Tagesordnungspunkt 9 der Gemeinderatsitzung am Donnerstagabend hatte mehr Brisanz als zunächst vermutet. Die „Allgemeinverfügung“ des Landratsamtes zum Wiesental und dem Naturschutzgebiet Altneckar beinhaltet nicht nur einen Leinenzwang für Hunde, sondern ein generelles Betretungsverbot für die Naturschutzgebiete Baggerseen und den Altneckar.

Inge Link (FWV) stellte fest: „Das bedeutet ja, dass das jährliche Wasserprojekt unseres Waldkindergartens am Altneckar jetzt nicht mehr geht.“ Das sei bedauerlich, aber nicht mehr zu ändern, betonte Bürgermeister Ralf Trettner. „Man muss auch mal akzeptieren, dass man ein Stück Natur in Ruhe lassen kann.“

Die Naturschutzbehörde solle eine Befreiung nicht nur zu wissenschaftlichen, sondern auch zu pädagogischen Zwecken erteilen können, beantragte Christel Staudenmaier (WIR). Fraktionskollege Albrecht Reuther plädierte für zwei Zugänge zum Altneckar, wo Schulklassen und Kindergartengruppen auf Antrag pädagogische Projekte durchführen dürfen.

Inge Link war sofort dafür, dies beim Landratsamt zu beantragen. „Man könnte der Meinung sein, dass der Mensch nicht zur Natur zählt.“ Ulrike Bender (OGL) stellte fest: „Für Kinder ist das ein Highlight, am Neckar zu sein.“ Fraktionskollege Dieter Rohr kann sich hingegen „keine andere Lösung vorstellen, weil das Naturschutzgebiet so anfällig ist“. Mit neun Ja-Stimmen beschloss der Gemeinderat, dass das Betretungsverbot für pädagogische Zwecke auf Antrag bei der Naturschutzbehörde aufgehoben werden soll.

Das Landratsamt hat sich indessen schon mit dieser Frage beschäftigt. „Es ist durchaus ein berechtigtes Anliegen, den Menschen die Natur näher zu bringen“, so Sprecher Andreas Fritz. Allerdings müsse in Naturschutzgebieten, die nicht durch Wege erschlossen sind, der „Schutz der Tier- und Pflanzenwelt und hier insbesondere störungsempfindliche Arten“ im Vordergrund stehen.

Hintergrund der Satzung ist die intensive Nutzung des Wiesentals durch Hundebesitzer. „Es kommen immer größere Gruppen“, hat Landwirt Reuther festgestellt. Ehrenamtliche Vogelbeobachter haben bei schönem Wetter mehr als 50 Personen mit jeweils mehreren Hunden gezählt. „Es sind schon mehrere Trampelpfade zu den Kiesbänken entstanden“, heißt es in der Begründung. Für auswärtige Hundebesitzer und teils auch kommerzielle Hundeschule sei der Bereich ein häufig genutzter Treffpunkt. 180 seltene und teilweise streng geschützte Vogelarten wie Eisvogel und Gänsesäger bedürfen ganzjährig des Schutzes. Die Beobachtungsplattform an den Baggerseen biete ausreichend Möglichkeiten zur Naturerfahrung. Für das Wiesental soll auch ein Leinenzwang gelten, da es immer wieder Probleme mit wildernden Hunden gab, die ins Naturschutzgebiet eindringen und dort den Vögeln nachstellen. Allerdings ist das Gelände des Segelflugplatzes ausgenommen, was ebenfalls ein Wunsch des Pleidelsheimer Gemeinderates ist.