Foto: Werner Kuhnle

Seit fünf Jahren begleitet die Hospizgruppe Sterbende und ihre Angehörigen – bei praktischen Dingen und mit Gesprächen.

Pleidelsheim - Einen Menschen in den Tod zu begleiten, ist eine außerordentliche Aufgabe. Nicht nur für den Sterbenden selbst ist es der schwerste Weg überhaupt, auch die Angehörigen sind oft überfordert. Seit fünf Jahren stellt sich die Hospizgruppe Pleidelsheim dieser Aufgabe. „Manchmal ist der Austausch mit einem Fremden einfacher“, weiß die Leiterin der Hospizgruppe Ursula Heilgeist. Die 17 Ehrenamtlichen haben alle einen intensiven Vorbereitungskurs durchlaufen. Zuhören und Verstehen, Distanz und Nähe, Umgang mit Trauer, die Begleitung Angehöriger und Gesprächsführung sind die Themen.

Die Grundzüge der großen Religionen, in denen allen der Auferstehungsgedanke verankert ist, spielen eine wichtige Rolle. Mit Frauen der türkisch-islamischen Gemeinde habe man einen Kulturaustausch über rituelle und soziale Aspekte der Sterbebegleitung begonnen.

Oft ist es die eigene Erfahrung in der Familie oder im Freundeskreis, welche die überwiegend Frauen zur Hospizgruppe gebracht hat. „Mit dem Sterbenden aushalten, ihn nicht alleine lassen und achtsam sein, das kann durchaus im Nachhinein eine positive Erfahrung sein“, berichtete eine der ersten Sterbebegleiterinnen.

Der Austausch mit den anderen ist zentral in der Hospizgruppe. „Die Gemeinschaft ist sehr wichtig“, sagt Ursula Heilgeist, die selbst Krankenschwester mit Palliativausbildung ist. „Wir lernen mit dem Gedanken an den Tod zu leben, und wenn wir es lernen, hilft es uns zu leben.“

Die Hospizgruppe versteht sich als Teil des Netzwerks „Soziale Ambulante Palliative Versorgung“ (SAPV). Die medizinische Versorgung wird durch psycho-soziale Begleitung Sterbender und ihrer Angehörigen ergänzt. Die enge Zusammenarbeit mit Ärzten, Psychologen, Physiotherapeuten, professionellen Hospizen, Seelsorgern sowie der Gemeinde Pleidelsheim ist selbstverständlich. Die „Einsätze“ der Hospizgruppe werden über die Sozialstation koordiniert. Oft gehe es darum, „einfach da zu sein“, so Ursula Heilgeist. Ob Langzeitbegleitung über ein Jahr oder intensive Sitzwachen in den letzten Stunden – alles ist möglich. „Die Initiative geht immer von den Sterbenden und ihren Angehörigen aus“, betont Heilgeist. Zunehmend werde der Wunsch nach Sterbebegleitung in Patientenverfügungen festgehalten.

In der Regel gibt es feste Bezugspersonen, nur bei intensiver Begleitung wechseln sich die Mitglieder der Hospizgruppe nach zwei Stunden ab. Zuhören, Vorlesen, miteinander singen oder einfach still die Hand halten, das sind die Tätigkeiten. Was genau geschieht, bestimmen die Betroffenen selbst. Für die Angehörigen ist es hilfreich zu wissen, dass jemand da ist. Von praktischen Dingen, wie einkaufen gehen zu können, bis hin zu Gesprächen reicht die Hilfe. „Der Kontakt ist mit dem Tod nicht zu Ende“, betont Ursula Heilgeist.

Mitunter ergebe sich Erstaunliches, so die erfahrene Begleiterin. „Es kann auch vorkommen, dass Sterbende Dinge erzählen, die sie noch nie jemand anvertraut haben, Kriegserfahrungen beispielsweise, die sehr belastend sind.“ Sie habe auch schon erlebt, dass es auf dem Sterbebett zur Aussöhnung zwischen Verwandten gekommen ist. Dies alles macht die Klarheit über die Motivation, das Selbstverständnis der Begleiter sowie die gemeinsame Aufarbeitung der Geschehnisse umso wichtiger.

„Es verändert auch das eigene Leben“, ist sich Ursula Heilgeist sicher. „Man geht achtsamer mit dem Alltag um, merkt, wie kostbar unser Leben ist. Man schaut einfach anders auf den Sonnenaufgang und versuch, bewusster zu leben.“