Um die 70 Mädchen haben im Jugendhaus Foto: Werner Kuhnle

Im Jugendhaus Pyramide locken viele Angebote – die Girls lassen sich nicht zweimal bitten.

Pleidelsheim - Bunte Papierketten, Gläser mit Saftcocktails und aufgeregte Kinder, wohin der Blick auch fällt. Turbulent geht es im Jugendhaus Pyramide zu. Rund 70 Mädchen sind an diesem Montag dabei. Anlässlich des Projekts „Weil ich ein Mädchen bin...“, sind Girls im Alter von sechs bis 14 Jahren eingeladen. „Wir werden überrannt“, staunt Maren Bieberich, von der Kreisjugendpflege Ludwigsburg.

Mehrere Jugendhäuser aus dem Raum Marbach und dem Bottwartal haben an dem Projekt teilgenommen. So ist auch in den Jugendhäusern in Marbach, Kornwestheim und anderen Kommunen jeweils ein Nachmittag der Woche speziell für weibliche Besucher reserviert. Dabei können die Mädchen Postkarten mit eigenen Motiven, Bildern und Sprüchen gestalten. Ganz überrascht von den vielen Ideen, die dabei aufkamen, war Maria Viudez. Die Sozialarbeiterin arbeitet im Jugendhaus Pleidelsheim und Murr und war auch vergangenes Jahr mit dabei, als das Projekt zum ersten Mal stattfand. Ins Rollen gebracht hat das Ganze der Mädchenarbeitskreis (MAK), ein Zusammenschluss von rund 50  Fachfrauen der Jugendhilfe im Kreis Ludwigsburg. Der Schwerpunkt liegt darauf, dass die Mädchen den verantwortungsbewussten Umgang mit Medien lernen. Sich selbst zu schützen und auch das Urheberrecht zu verstehen, wurde thematisiert.

Wichtig ist auch, Mädchen dauerhaft für die Jugendhäuser zu gewinnen. Maren Bieberich informiert: „Rund 90  bis 95 Prozent der Besucher sind männlich.“ Lea und Luisa, beide neun Jahre alt, finden: „Es ist so cool, dass nur die Mädchen rein dürfen, die Jungs haben sich voll geärgert.“ Ganz schnell trinken sie ihren Cocktail „Heiße Liebe“ aus und verschwinden zum Glitzertattoostand.

Außerdem gibt es an diesem Abend noch eine Sandecke mit Liegestühlen und Hängematten, selbst gemachte Paella und eine Buttonstation. Dort hilft die 31-jährige Jelena den Mädels, bunte Anstecker mit witzigen Motiven herzustellen. Die Mitarbeiterin des Jugendhauses in Asperg bedauert, dass keine von ihren Mädels mit dabei ist. „Das Schwierige ist die Terminfindung“, meint sie. In vielen Schulen gibt es Nachmittagsunterricht. Dadurch haben die Kinder weniger Zeit, sich außerschulisch zu treffen. Jessy, 17, aus Murr besucht das Jugendhaus in ihrer Freizeit gerne. Für sie ist es dort „wie mit einer großen Familie“.

Mit der Mädchenparty endet auch das diesjährige Projekt. Die Mädchen beschriften die Postkarten und können sie in den Briefkasten des Jugendhauses werfen. Mitarbeiter des Hauses versenden sie später weiter. Maren Bieberich und ihre Kolleginnen setzen sich demnächst zusammen, um über das Projekt zu reden und neue Ideen für das nächste Jahr zu sammeln. Das Thema wird wahrscheinlich wieder „Weil ich ein Mädchen bin…“ lauten. „Der Fokus soll weiterhin auf den Teilnehmerinnen liegen“, so Bieberich. Wer nicht bis nächstes Jahr warten will, der kann am 10. November zum großen Mädchenspektakel in Gerlingen kommen. Dort ist das Angebot dann sogar noch größer. Die vorherigen Jahre gab es Kurse mit einer Gesangslehrerin oder einer Polizistin, die den Mädels Selbstbehauptung vermittelte.