Die Mitglieder der Rentner-Gang harken, jäten,... und kümmern sich um ein schönes Gemeindebild. Foto: Sandra Brock

Senioren kümmern sich ehrenamtlich um die Blumenrabatten. Vor allem jetzt im Frühling ist viel zu tun.

Pleidelsheim - Schon von weitem sieht man die orangefarbenen Westen: Die Rentner-Gang ist wieder im Einsatz. Jetzt, im Frühling, ist viel zu tun. „Guten Morgen, gut über den Winter gekommen?“, rufen zwei dem roten Lothar zu, greifen zu Rechen und Schaufel und legen an der Blumenrabatte in der Talstraße los. Josef Erb hat sich nur ein paar Meter weiter ein Kissen unter die Knie geklemmt und kratzt mit dem Spachtel Unkraut zwischen den Gehwegritzen heraus, Ralf Ruschke schwingt die Heckenschere. „Jeder bringt an Gerät mit, was er daheim hat“, erklärt der rote Lothar.

Lothar Muchenberger ist fast von Anfang an bei der Rentner-Gang dabei. Insgesamt 19 Jahre gibt es die Gruppe schon. Heiner Lang, er wird heuer 80 Jahre alt, hatte das Ganze initiiert. Ursprünglich war das ehrenamtliche Gärteln ausschließlich für SPD-Senioren gedacht. Schnell wurde alles Parteipolitische über den Haufen geworfen. „Unsere Renter-Gang ist völlig überparteilich“, sagt Lothar Muchenberger. „Eine eingeschworene Gemeinschaft. Wir sind Freunde geworden.“

Heute werkeln 14 Mann und eine Frau einmal monatlich, von April bis November, immer am ersten Mittwoch, um insgesamt 16 Rabatten auf dem Gemeindegebiet zu pflegen. Es wird geharkt und zurückgeschnitten, gepflanzt, Unkraut entfernt und Müll zusammengesammelt. So, „dass das nett aussieht, wenn man vorbeikommt“, erklärt Muchenberger.

Die Rentner-Gang will natürlich auch Vorbild sein. „Die Intention ist, dass jeder, der so eine Rabatte vor seinem Haus hat, sie auch pflegt“, sagt Muchenberger. Und Peter Fischer ergänzt: „Da sind nicht nur die Eigentümer, sondern auch die Mieter gefragt.“ Manchmal hören die Rentner Sätze wie: „Ich mach‘ doch den Dreck von den anderen nicht weg“, berichtet der rote Lothar. „Aber wenn ich den Dreck vor der Haustüre habe, dann ärgert mich das doch.“ Also packen die Rentner an. Richten die Rabatten so schön her, dass in der Regel nicht mal ein Hund dort hineingeschickt wird, um sein Geschäft zu verrichten. Putzen das eine oder andere Verkehrsschild ab, damit es ordentlich daherkommt, schneiden Hecken, damit Fremde den Weg zur Schiffsanlände auch finden. Im Norden Pleidelsheims trifft die Gruppe auf einen weiteren Teil der Rentner-Gang. Peng-Peng-Karle und Beton-Karle werkeln hier, ebenso die einzige Dame in der Runde, Katharina Gall. Sie ist mit ihren 81 Jahren gleichzeitig auch eine der Ältesten in der Runde. „Unser Jüngster ist 65“, sagt Lothar Muchenberger, der außerdem betont, dass die Freiwilligen aus allen erdenklichen Berufen stammen. Mit der freiwilligen Arbeit an den Rabatten tue jedenfalls jeder in dreifacher Hinsicht etwas Gutes, findet der rote Lothar. „Der Gemeinde, der Umwelt und nicht zuletzt sich selbst.“

Und noch weitere Personen profitieren vom Einsatz der Rentner-Gang. Die Gruppe bekommt nämlich von der Gemeinde Pleidelsheim eine kleine Aufwandsentschädigung für ihre Arbeit – und zwar 1,20 Euro pro Pflegequadratmeter pro Jahr. Da kommen immerhin rund 720 Euro zusammen. „Dieses Geld nehmen wir aber nicht für uns“, erklärt Muchenberger. „Wir spenden das.“ Und zwar zur einen Hälfte an die Pleidelsheimer Sozialstiftung, also für Menschen in Not. Die andere Hälfte des Geldes geht abwechselnd an die hiesigen Vereine und ihre Jugendarbeit sowie an eine Einrichtung für Ältere.