Mit Zigarre und Spargelstecher zeigt Nichtraucher Gerd Warttinger zwei typische Exponate des Tabak- und Spargelmuseums. Foto: Frank Wittmer

Das Tabak- und Spargelmuseum feiert mit einem Tag der offenen Tür am 17. Mai sein fünfjähriges Bestehen. Zum Jubiläum gibt es eine Bewirtung und ein buntes Programm.

Pleidelsheim - Ein fünfjähriges Jubiläum zu feiern ist eher unüblich. Dennoch will Gerd Warttinger dies am Sonntag beim Museumstag tun, und die Gemeinde unterstützt das Anliegen mit einem Festakt, schließlich ist das „Wilhelm Warttinger Gedenkmuseum“ neben den Hauptschwerpunkten Tabak- und Spargelanbau auch das Pleidelsheimer Heimatmuseum.

Der Tod seiner Frau Almut vor drei Jahren, die das Museum in der Bachgartenstraße mit aufbaute und betreute, hat den 69-jährigen Warttinger nachdenklich gemacht. „Ich habe mir überlegt, was ist, wenn ich mal nicht da bin. Viele Geschichten und viel Wissen ist nur in meinem Kopf.“ Also hat Warttinger einiges aufgeschrieben und mit Hilfe seines Schwagers Manfred Brix sechs dicke Alben gefüllt mit Fotos und Geschichten aus Pleidelsheim.

Tochter Katrin lässt sich für die Idee des Museums begeistern. Die nächste Generation steht bereit. Begonnen hat alles mit Wilhelm Warttinger, dem Vater von Gerd und Großvater von Katrin Warttinger. Tabak wurde auf den überwiegend sandigen Böden und, begünstigt von dem milden Klima am Neckar, schon seit 1714 angebaut. Der junge Wilhelm Warttinger bekam vom Landwirtschaftsministerium 1930 den Auftrag zu prüfen, ob sich der gute Pleidelsheimer Boden auch für Spargel eignen würde. „Er hat mit verschiedenen Sorten experimentiert, und heraus kam, dass der Schwetzinger Meisterschuss am besten gedeiht.“ Gab es zu Spitzenzeiten in Pleidelsheim 220 Tabakanbauer bei damals 1200 Einwohnern, blieb das „Königliche Gemüse“ für die meisten nur Nebenerwerb. „Ein Pfund Spargel kostete 1950 ein Vermögen: 1 Mark und 80 Pfennige.“

Viele Geschichten und Exponate hat Warttinger seit der Eröffnung am 16. Mai 2010 gesammelt. „Am Anfang waren es 350 Ausstellungsstücke, jetzt sind es 1100.“ Viele Leihgaben haben Besucher mitgebracht, auch die hat Warttinger genau gezählt: Exakt 1271 Gäste hat er in seinem Museum empfangen, und den Schulklassen, Kegelclubs, Wandergruppen oder Skatbrüdern je nach Zeit und Interesse kürzer oder länger die Pleidelsheimer Heimatgeschichte nähergebracht.

Wissenswertes über neun verschiedene Bodenarten, warum das Deckblatt der Tabakpflanze für die Pleidelsheimer „Havanna“ so wichtig war oder wie der Blauschimmel dem Tabakanbau nach und nach ein Ende bereitet hat – das ist alles in akribisch und anschaulich aufbereiteten Bereichen zu erkunden. „Die beiden Sonderkulturen Tabak und Spargel haben Pleidelsheim geprägt, zur Heimat gehört aber noch viel mehr.“ Stolz ist Warttinger beispielsweise auf den „Sparofen“, der aussieht wie aus einer Puppenküche. „Damit haben die Flüchtlinge wirklich gekocht.“ Oder die Nachbildung einer Dampfanlage zum Kartoffelkochen, die vor dem Waschhaus aufgebaut war, ist ebenfalls ein Stück Heimatgeschichte.

Gelegenheit zum Austausch und zur Besichtigung ist am Sonntag, 17. Mai, von 11 bis 17 Uhr beim Tag der offenen Tür. Die GSV-Handharmonikaabteilung wird den Festakt musikalisch umrahmen. Bürgermeister Ralf Trettner und Gerd Warttinger begrüßen die Gäste, es gibt Bewirtung und ein buntes Programm von der GSV-Gesangsabteilung Eintracht und Soundsation und dem Waldkindergarten.