Bei dem Aktionstag sind die Gemeinsamkeiten des christlichen und des muslimischen Glaubens erörtert worden. Foto: Werner Kuhnle

Beim Tag der offenen Moschee ist den Gästen ein besonderes Programm geboten.

Pleidelsheim - Seit etwa 15 Jahren veranstaltet die Fatih-Moschee in Pleidelsheim immer zum Tag der deutschen Einheit einen Tag der offenen Moschee. Während sonst einfach die Moschee zur Besichtigung geöffnet wird, haben sich die Organisatoren dieses Mal mehr einfallen lassen. „Sonst kommt jemand, der die Moschee einmal besucht hat, nicht wieder, weil er sie ja schon kennt“, meinte Sefer Zor, der die Koranschule in der Moschee leitet.

Doch es gibt noch einen anderen, wichtigeren Grund: „Da in der letzten Zeit der Islam leider immer wieder mit negativen Schlagzeilen in Verbindung gebracht wird, wollen wir ein Zeichen setzen“, so Zor. Deshalb habe man sich dieses Mal vorgenommen, die Gemeinsamkeiten des christlichen und des muslimischen Glaubens zu betonen.

Im Männergebetsraum der Moschee wurde den ganzen Nachmittag über ein 15-minütiger Ausschnitt des Hollywood-Streifens „Mohammed, der Gesandte Gottes“ gezeigt. Der Film handelt von der Entstehung und Frühzeit des Islam. „In Mekka wurden früher Götzen verehrt“, erzählte Zor einer interessierten Besucherin. Als Mohammed dann sagte: „Es gibt nur einen Gott“, gab das einen Aufruhr, weil die Mekkaner ihren Reichtum, den sie durch die Spenden der Gläubigen erhalten hatten, bedroht sahen. Daraufhin flohen die ersten Muslime nach Abessinien, das heutige Äthiopien – zu einem christlichen König, denn, so ihre Begründung: „Auch die Christen glauben an nur einen Gott.“ Tatsächlich nahm der König die Muslime bei sich auf und schützte sie vor der Verfolgung durch die Bewohner Mekkas.

Die interessierten Besucher konnten zudem in einer deutschsprachigen Koran-Ausgabe blättern und dabei feststellen, dass viele Namen, die ihnen aus der Bibel vertraut sind, auch im Koran auftauchen. „Abraham gilt als einer der Vorfahren von Mohammed“, sagte Sefer Zor. Auch Moses und Maria, letztere unter dem Namen Meryem, finden sich im Koran wieder. Mehr noch: Maria sei sogar als einziger Frau eine ganze Sure gewidmet, erklärte Zor: „Und das ist wirklich außergewöhnlich, denn keine einzige Sure ist nach der Frau oder der Tochter Mohammeds benannt.“ Da verwundert es nicht, dass auch Jesus unter dem Namen Isa auftaucht. „Jesus ist für uns ein Prophet wie Mohammed, nicht der Sohn Gottes – aber das ist Mohammed auch nicht“, betonte der Leiter der Koranschule.

Die Besucher hatten im Anschluss an den Filmausschnitt auch noch ausgiebig Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. Eine Frau sagte: „Im Grunde genommen ist das alles doch ein Gott. Aber durch die Fundamentalisten hat das alles ein ‚G’schmäckle’ bekommen.“ Genau deshalb veranstalte man den Tag der offenen Moschee, entgegnete Zor: „Wir wollen, dass die Leute sich selber informieren und ihr eigenes Bild entwickeln.“

Damit es nicht nur Nahrung für den Kopf gab, hatte die türkische Gemeinde landestypische Spezialitäten aufgetischt. So konnte man auch an den aufgestellten Biertischen gemütlich beieinandersitzen und Gemeinsamkeiten entdecken.