Die Schüler der Anne-Frank-Realschule haben einen Traumfänger gebastelt und ihn mit „guten Träumen“ bestückt. Foto: Frank Wittmer

Schüler der Anne-Frank-Realschule gedenken auf dem Russischen Friedhof der Vergangenheit.

Pleidelsheim - Seit 2012 hat das Gedenken der Anne-Frank-Realschule durch die Patenschaft für den Russischen Friedhof im Pleidelsheimer Wäldle eine besondere Form. Es gehe nicht nur um die Pflege der 13 Gräber, erläutert Lehrerin Evamaria Römhild, sondern vor allem um die Hintergründe von Krieg, Zwangsarbeit und die Schicksale der Menschen, die fern der Heimat sterben mussten.

Für Leonie, die an der AG teilnimmt und die Gedenkstunde gestern mitgestaltet hat, ist das Engagement wichtig: „Das ist ein Stück Geschichte, das am Leben bleibt.“ Mit Ralf, Janika, Tim und Frank hat Leonie einen Traumfänger gestaltet. Martin Luther King hatte vor 55 Jahren einen Traum. „Manches hat sich verändert, vieles ist heute immer noch aktuell“, erklärt Römhild. „Es gibt immer noch Abgrenzung.“

Nach und nach hängen die Schüler „gute Träume“ wie Vergebung, Sanftmut, Rücksicht, Toleranz, Freundlichkeit und Verzeihen an den Traumfänger. „Ihr habt hier viele Dinge angesprochen, die nicht selbstverständlich sind“, dankte der Pleidelsheimer Bürgermeister Ralf Trettner den Jugendlichen für ihre Gedanken. Jeder könne in der Schule, im Büro und im Alltag den Schwachen zur Seite stehen und dazu beitragen, dass „es etwas friedlicher zugeht“.

Der Chor mit Lehrer OIiver Schreek an der Gitarre sang „Aufsteh’n, aufeinander zugeh’n“ und „Nur ein Lied“ mit den Zeilen: „Aus Angst wird Hass, aus Hass wird Krieg. Bis die Menschlichkeit am Boden liegt. Bis hier alles explodiert und jeder den Verstand verliert. Das alles hatten wir schon mal.“

Edeltraut Liegel, die lange Jahre die Gedenkfeier der Anne-Frank-Realschule als „Herzensangelegenheit“ organisiert hat, ließ es sich im Ruhestand nicht nehmen, auch dieses Jahr wieder teilzunehmen. „Dieses Erinnern an eine Zeit der Unmenschlichkeit wird von Jahr zu Jahr wichtiger, weil die Menschen, die diese Zeit noch erlebt haben, allmählich nicht mehr leben. Ihre Erinnerungen sollen weitergetragen werden.“ Gerade weil wir in Deutschland so lange keinen Krieg mehr erlebt haben, sei es umso wichtiger, Menschen zu helfen, die aus Kriegsgebieten zu uns kommen. „Die Vergangenheit können wir nicht ändern, aber das, was hier und heute geschieht.“