Mit der Warenkammer trägt der Arbeitskreis Asyl zur Integration bei. Foto: Archiv (Frank Wittmer)

Die Integration von Flüchtlingen ist ein schwieriges Geschäft. Das zeigt der Bericht von Steffen Benzler.

Pleidelsheim - Seit 14 Monaten ist Steffen Benzler Integrationsbeauftragter in den beiden Gemeinden Pleidelsheim und Benningen. In seinem Bericht stellte Benzler dem Gemeinderat am Donnerstagabend seine Arbeit vor, die sich zwischen „Mädchen für alles“, Konfliktmanagement, Formularen ausfüllen und „einfach mal zuhören“ bewegt.

Rund 150 Personen, davon rund 100 alleinstehende junge Männer, wohnen in Pleidelsheim in Gemeinschaftsunterkünften, 40 Personen leben in der Anschlussunterbringung, 13 Familien sind im Ort meist dezentral untergebracht. Alles in allem leben knapp 200 Menschen aus zwölf Nationen im Ort.

Speziell im und um den Pleidelsheimer Hof gebe es bisweilen Beschwerden wegen Ruhestörung. „Wir sind in Gesprächen mit dem Landratsamt, dass der Pleidelsheimer Hof der Gemeinde übergeben wird“, sagte Bürgermeister Ralf Trettner. Dadurch werde die Belegung konstanter als bisher.

Hintergrund: Im kommenden Jahr müssen wieder 50 Menschen in der Anschlussunterbringung eine Wohnmöglichkeit in Pleidelsheim finden. Man habe sich 36 Plätze in den Gemeinschaftsunterkünften reserviert. Mit dem Pleidelsheimer Hof und dem Neubau in der Hafengasse sei man „der Krise immer einen Schritt voraus“.

Albrecht Reuther (WIR) forderte „vernünftige Verhaltensregeln. Wird den Flüchtlingen klargemacht, wie Deutschland funktioniert?“ Man führe viele Gespräche, versicherte der Integrationsbeauftragte. „Es gibt aber keine Lesekultur. Selbst wenn es eine Information in der Landessprache gäbe, würde die wohl kaum gelesen und beachtet werden.“

Benzler warb um Verständnis selbst für seltsame Auswüchse: Es sei vorgekommen, dass Frauen im Ort angesprochen wurden. „Es gab schon platte Anmachen.“ Hintergrund sei seiner Meinung nach aber keine böse Absicht, sondern die Tatsache, dass Asylbewerber Bleiberecht bekommen, wenn sie mit einer deutschen Frau verheiratet sind oder anerkannter Nachwuchs zu erwarten ist.

Auch anderes Fehlverhalten versuche man in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Asyl in Gesprächen zu lösen. Das Engagement der 50 Ehrenamtlichen sei „herausragend“, lobte Steffen Benzler: Begleitung bei Arztbesuchen und Behördengängen, als Paten der Familien, beim Umbau des alten Pfarrhauses zum Treffpunkt, für Deutschkurse, die Warenkammer und die Fahrradwerkstatt, die Vermittlung in Ausbildung, Arbeit, Wohnungen und Vereine und vieles mehr.

Eine stetig wichtige Aufgabe ist das Finden von Wohnungen und Häusern. „Familiennachzug kann bedeuten, dass wir innerhalb von wenigen Tagen eine Unterkunft für neun Personen finden müssen.“ Bei der „Rundum-Versorgung“ gebe es mitunter „wenig verständnisvolle Rückmeldungen aus der Bürgerschaft“, berichtete Benzler. „Wir müssen das aber machen. Wir dürfen die Leute nicht auf der Straße stehen lassen.“

Er rede mit allen, rede aber selten rein, so Benzler. Seine Aufgabe beschränke sich mitunter auf die Expertise bei den unzähligen Verwaltungsvorschriften.

Für seine Arbeit gab es Lob von Bürgermeister Ralf Trettner. Benzler sehe sich als Anlaufstelle für alle Beteiligten, führe viele Gespräche in den Unterkünften, sei letztlich ein „Kümmerer“, betonte er. Und Benzler gehe die Probleme „unaufgeregt“ an, so Trettner. „Es ist wichtig, einfach mal zuzuhören, was die Menschen zu erzählen haben. Das machen Sie überragend.“