Das Zusammenspiel aus Aufführung, Kostümen und Bildgestaltung hat einen opulenten Gesamteindruck ergeben. Foto: avanti

Der Lortzing-Abend des Kulturtreffs beschert dem ausverkauften Haus einen Hochgenuss

Pleidelsheim - Zweimal vor ausverkauftem Haus zu spielen und zu singen ist für das Ensemble des Kulturtreffs ein schöner Erfolg. „Wir schätzen das Alte Rathaus sehr, aber für diesen Abend wollten wir in den Bürgersaal“, stellt die Leiterin des Kulturtreffs Doris Scülfort fest, die auch die Opern von Albert Lortzing (1801-1851) für die Bühne in Pleidelsheim bearbeitet hat.

Am Samstag und am gestrigen Sonntag hatten so 110 Zuschauer und Zuhörer das Vergnügen, neben den Opern „Zar und Zimmermann“, „Der Wildschütz“ und „Der Waffenschmid“ auch feinste Musik präsentiert zu bekommen: Das Querflötenensemble der Jugendmusikschule (Janis Kracke, Katharina Fackler, Mara Heslop, Nele Vedder und Laura Assenheimer) unter Leitung von Ursula Hörz-Gröner, die auch solistisch auftrat, unterhielt mit sanften Tönen. Die Schwestern Julia und Annika Makein präsentierten an Geige und Klavier virtuos Stücke von Franz Kreisler wie den „Marche miniature viennoise“ und die rhythmisch raffinierte „Syncopation“.

Mit den Kostümen, für die Rita Haller mit Helfern verantwortlich war, und der künstlerischen Bildgestaltung von Jürgen Blumhardt als illuminiertem Hintergrund entstand ein opulenter Gesamteindruck.

So ging es rasant zum Fest in die Dorfscheune. Der Dorfschulmeister Baculus (Gerhard Beck) feiert seinen Geburtstag. Von Harald Sigle am weißen Klavier begleitet singt der Chor: „Er wird ein hochberühmter Mann!“ Gleichwohl ist Baculus nicht mehr der allerjüngste, das Gretchen (Selina Luczkowski), das er ehelichen will, hält ihn für einen „alten Perückenstock“.

Die Lage des Dorflehrers ist „desparat“: Weil man ihn beim Wildern erwischt hat, fliegt er aus seiner Stellung. „Liebe Grete, da hammer die Pastete“, schauspielert Beck mit viel Humor. Zum Glück kommt der junge und gut aussehende Bürgermeister (Jonas Lay) des Weges, der mit Gretchen ein Tänzchen wagt und so das Herz der jungen Frau gewinnt. Dem Nebenbuhler kauft er die Braut für 5000 Taler ab – daher auch der Titel des Abends „Tempi, Taler und Talente“.

Die unterhaltsame Geschichte mit viel Musik spinnt sich weiter: Die Gesellschaft freut sich mit dem jungen Paar und singt „Hoch lebe die Freude, nur sie ist die Würze des Lebens.“ Die überspannte Gräfin, von Gertrud Eisenhardt extravagant in Szene gesetzt, findet Gefallen am Haushofmeister Pancratius, den Wolfgang Jensen herrlich sächseln lässt: „wie närr’sch!“

Karla Massouh und Hanne Ilg steuern wunderbare Soli bei, was die Bandbreite der „Talente“ im Titel mit aller Deutlichkeit belegt. „Am Anfang stand der Wunsch, eine unterhaltsame Geschichte mit viel Musik für ein abendfüllendes Programm zu entwickeln“, erklärt Scülfort die Idee zum Lortzing-Abend. Entstanden ist ein großes Projekt, das seit Jahresbeginn für die 35 Sänger, Schauspieler und das Organisationsteam viel Arbeit mit sich brachte.

Die Zusammenarbeit mit der Abteilung Musik in der PH Ludwigsburg bei weiteren Veranstaltungen ist im Gespräch, verrät Doris Scülfort die nächsten Pläne des Kulturtreffs, der sich weit über Pleidelsheim hinaus etabliert hat.