Der Storchenpapa wacht über den Nachwuchs, solange seine Partnerin auf Nahrungssuche ist. Foto: Claus König

Viermal Nachwuchs – offenbar gefällt es hier dem Storchenpaar, das sich im Pleidelsheimer Wiesental auf einem Baum angesiedelt hat.

Pleidelsheim - Die Nachricht, mit der Claus König im März aufwartete, war eine kleine Sensation. Der Ludwigsburger Ornithologe hatte beobachtet, wie zwei Störche im Wiesental ein Nest in Beschlag genommen hatten (wir berichteten). Also nicht irgendwo, sondern auf einem Baum in einem Naturschutzgebiet und in einem Horst, der nicht von Menschenhand gemacht ist und sich außerhalb einer Ortschaft befindet. Darauf haben viele Vogelfreunde lange gewartet, nachdem Jahrzehnte überhaupt keine Störche in der Gegend gebrütet haben. Nun hat Claus König erneut frohe Kunde zu vermelden: Die Adebare haben Nachwuchs bekommen. Und zwar nicht zu knapp. Gleich vier junge Vögel strecken ihre Köpflein aus dem Nest. „Sie machen keinen schlecht genährten Eindruck“, ist Claus König mit dem Zustand des Quartetts zufrieden, das vor etwa vier Wochen geschlüpft sei.

Der Fachmann ist auch guter Dinge, dass die kleinen Störche den Sommer überleben werden. „Die Chancen stehen gut. Es sind keine Störungen zu befürchten“, sagt er. Brenzlig dürfte es im Prinzip nur werden, wenn ein Kälteeinbruch kommt und es längere Zeit regnet. „Wenn es nass ist, können sie auskühlen“, erläutert der Experte.

Recht beschwerlich ist allerdings die Nahrungsbeschaffung. Die Eltern haben alle Schnäbel und Flügel voll zu tun, die hungrigen Mäuler zu stopfen. „Sie müssen zum Teil weit fliegen, um Nahrung zu beschaffen“, sagt Claus König. Es könne auch mal zwei oder drei Stunden dauern, bis ein Storch mit genügend Futter zurückkehrt. Das liege daran, dass das Angebot vor Ort nicht gerade üppig ist, erklärt Claus König. Folglich müssen Mutter und Vater der Kleinen längere Distanzen auf sich nehmen, um Mäuse, Würmer, Schnecken, Frösche, Insekten und mehr zu schnappen. Bei der Nahrungssuche wechselt sich das Paar ab. Mal zieht der männliche, mal der weibliche Storch seine Kreise, einer bleibt immer im Wiesental und beschützt das Nest.

Das wird noch ungefähr eineinhalb Monate so gehen, schätzt Claus König. „Dann verlassen die jungen Störche den Brutplatz“, berichtet er. Zwei bis drei Wochen später sind die Vögel schon selbstständig. Endgültig trennt sich das Band zwischen Alt und Jung im Herbst. Nach dem Hochsommer beginnt auch die Phase, in der es Abschied nehmen heißt von den sechs Adebaren im Wiesental. Schließlich machen sich die Vögel dann auf in ihre Winterquartiere. Einige würden zwar mittlerweile auch hier bleiben, weil ihr Zugtrieb verkümmert sei, sagt Claus König. Diese Exemplare würden dann durchgefüttert. Das Gros fliege jedoch in Richtung wärmere Gefilde. Die Vögel aus Pleidelsheim werden voraussichtlich die Westroute einschlagen und über Frankreich und Spanien ins tropische Westafrika gleiten. Wobei manche Tiere inzwischen die Reise auf der iberischen Halbinsel abbrechen und dort ihre Winzerzelte aufschlagen. Wie sich die Pleidelsheimer Vögel verhalten, lasse sich nicht prognostizieren, sagt Claus König. „Das wird sich zeigen.“

Genauso unklar ist, wo es die Jungtiere nach ihrer Rückkehr nach Deutschland hinverschlagen wird. Da sei im Grunde alles denkbar, meint der Ornithologe. Theoretisch auch, dass sie im Kreis Ludwigsburg nach einer Bleibe Ausschau halten. Bei den Altvögeln sind Prognosen einfacher. „Die kommen wahrscheinlich wieder“, stellt Claus König fest.