Foto: Werner Kuhnle

Beim Urnengang für einen neuen Bürgermeister verfehlt Markus Kleemann die alles entscheidende 50-Prozent-Marke knapp. Am 10. Mai wird erneut gewählt.

Oberstenfeld - Die Entscheidung ist vertagt. „Wir können heute noch keinen weißen Rauch aufsteigen lassen“, sagte der noch amtierende Bürgermeister Reinhard Rosner, als er gestern Abend gegen 19 Uhr das Wahlergebnis bekannt gab und dabei die Beteiligung von 60,30 Prozent als „sehr, sehr gut“ bezeichnete. Da war eine spannende Stunde im Bürgerhaus vergangen.

Immer neue Ergebnisse trudelten nach 18 Uhr aus den sieben Wahllokalen ein – und fast hätten die Oberstenfelder am Ende Markus Kleemann zur Wahl gratulieren können. Der 30-jährige Verwaltungswissenschaftler und CDU-Mitglied brachte es schließlich auf 45,32 Prozent der abgegebenen Stimmen. Er ließ damit den 44-jährigen Unternehmer Marcus Kohler mit 29,25 Prozent sowie den 47-jährigen Marbacher Grünen-Kreisrat und Verwaltungswissenschaftler Andreas Roll mit 18,12 Prozent deutlich hinter sich.

Unzufrieden sei er nicht, „im Gegenteil“, äußerte sich Markus Kleemann unmittelbar nach Bekanntgabe des Ergebnisses gegenüber unserer Zeitung. Er habe nur mit 30 bis 35 Prozent gerechnet. „Es ist ein tolles Zwischenergebnis – das Etappenziel ist erreicht.“ Sein gutes Resultat führt er auf Persönlichkeit und Fachwissen zurück. Sein CDU-Parteibuch spiele bei der Wahl zum Bürgermeister keine Rolle. Kleemann kündigte an, in der Zeit bis zur zweiten Wahl am 10. Mai noch mit möglichst vielen Bürgern in den drei Orten sprechen zu wollen, damit sie ihn kennenlernten.

Der Zweitplatzierte Marcus Kohler äußerte sich „etwas enttäuscht“. Er selbst habe gehofft, mehr Prozente holen zu können. „Ich glaube nicht, dass es die Inhalte waren“, vermutet Kohler, der ein SPD-Parteibuch besitzt, aber stets betont hat, nur auf dem Papier Mitglied zu sein. Er wolle jetzt in die Analyse gehen, um seine Strategie neu auszurichten. „Ich denke schon, dass ich weitermache“, gab er im Gespräch mit der Presse an. Denn zumindest einer der beiden, die Kleemann am nächsten kamen, sollte antreten.

Von einer „gewissen Enttäuschung“ und einem „deutlichen Ergebnis“ sprach auch Andreas Roll. Die Parteizugehörigkeit Kleemanns habe sicherlich eine Rolle gespielt, auch wenn eine Bürgermeisterwahl grundsätzlich eine Persönlichkeitswahl sei. Ob ihm sein Grünen-Parteibuch geschadet habe? Roll glaubt das nicht: Gespräche mit eher konservativen Wählern hätten ihm das nicht vermittelt. Allerdings habe man als Kandidat keine Sicherheit, warum Bürger sich letztlich für einen bestimmten Bewerber entscheiden. Er wolle eine Nacht darüber schlafen und am Montag bekannt geben, ob er erneut kandidiere.

Gut gelaunt zeigte sich der Gastronom Savvas Theodoridis. „Der vierte Platz ist ein gutes Ergebnis“, sagte er zu seinen 3,1 Prozent. Die Erfahrungen während des Wahlkampfes seien manchmal stressig gewesen, „haben mich aber weitergebracht“.

Ebenso wie Theodoridis kündigte auch Michael Greco an, beim zweiten Wahlgang nicht mehr dabei zu sein. „Ich hatte mir mehr erhofft“, sagte der Bildungsbegleiter aus Ostfildern. Es habe starke Bewerber mit politischem Hintergrund gegeben, er akzeptiere das Bürgervotum.

Auch der Rechtsanwalt Dirk Machanek zieht zurück, er habe eine „Alles-oder-nichts-Strategie“ gefahren und vor allem junge Leute erreichen wollen. „Ich konnte immerhin 28 Menschen überzeugen.“

Weitermachen will Ulrich Raisch, der sich als Alternative zu den drei Kandidaten Kleemann, Kohler und Roll sieht. Die Bewerber Silvio Zöllner und Klaus Tossenberger waren am Wahlabend für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.