Der Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz (Foto) und der Betriebsrat wollen Interessenausgleich unterschreiben. Foto: Archiv (von Schaewen)

Der Insolvenzverwalter und der Betriebsrat wollen Interessenausgleich unterschreiben.

Oberstenfeld - Der für den Verkauf des insolventen Holzverarbeiters Werzalit notwendige Sozialplan soll voraussichtlich am Montag von Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz und dem Betriebsrat unterschrieben worden. Die Einigung ist die Voraussetzung für den Verkauf des Unternehmens (wir berichteten).

Der Betriebsrat musste unter den 52  Arbeitern, die vom Bundesarbeitsgericht (BAG) Erfurt Recht bekommen hatte, Überzeugungsarbeit leisten. Bei einem ersten Treffen in der Oberstenfelder Moschee am Freitag vor einer Woche hatte Jochen Sedlitz sein Angebot für einen Interessenausgleich vorgestellt. In der Folge hatten einige Arbeiter dem Betriebsrat ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht. Deshalb gab es am Donnerstagabend in der Moschee ein zweites Gespräch.

Laut Betriebsrat sieht die Lösung des Insolvenzverwalters vor, die Mitarbeiter aus einem Topf mit 1,7 Millionen Euro abzufinden und Teile von ihnen in Transfergesellschaften zu überführen. Den Arbeitern stehen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Werner Fischer. Wer einen Aufhebungsvertrag unterzeichne oder zu den Langzeitkranken zähle, könne 30 000 Euro erhalten. Mitarbeiter, die in eine Transfergesellschaft wechseln, würden laut Fischer 20 000 Euro bekommen. Und wer wie die 19 wiedereingestellten Werzalit-Mitarbeiter wieder in Lohn und Brot geht, könnte einmalig 5000 Euro ausgezahlt bekommen. Laut Betriebsrat hatten sich die formalen Ansprüche der 52 vor dem BAG erfolgreichen Arbeiter auf durchschnittlich 80 000 bis 100 000 Euro summiert.

Der schnelle Kompromiss zwischen Betriebsrat und Insolvenzverwalter hat jedoch bei einigen der Arbeiter den Eindruck erweckt, man lasse sich über den Tisch ziehen. Werner Fischer spricht von „Hitzköpfen“, die schon in der Vergangenheit oft emotional reagiert, dies aber jeweils später immer bereut hätten. Die Gefahr bestehe darin, dass der Insolvenzverwalter die Produktion auf dem Werksgelände einstellen müsste, sollten die Forderungen durch die Arbeitnehmer überhand nehmen. Werner Fischer will deshalb den Topf des Sozialplans davor schützen, dass er durch die Klagen einiger weniger Unzufriedener geschmälert wird. Dazu diene auch der schnelle Abschluss mit dem Insolvenzverwalter. „Alle bekommen deshalb die Abfindung, auch wenn sie später den Klageweg beschreiten wollen“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz zeigte sich am Freitag zufrieden mit den Verhandlungen. „Der Betriebsrat ist kooperativ und verhandelt sehr gut.“ Man habe die Spielräume der Insolvenzordnung „mehr als ausgeschöpft“, kontert Jochen Sedlitz die Kritik der Arbeitnehmer über die Höhe der Entschädigungen. Die vom Betriebsrat genannten Zahlen wollte er weder bestätigen noch dementieren. „Wir sind mitten im Prozess.“ Er sei zuversichtlich, dass der Interessenausgleich am Montag unterschrieben werden könne. Es gebe nur noch wenige Punkte zu klären. Einer der Kaufinteressenten habe ein verbindliches Angebot zur Komplettübernahme abgegeben.