Das Schwimmerbecken soll verlängert und direkt an die Wärmehalle angeschlossen werden. Die Liegewiese kommt weg. Foto: Werner Kuhnle

Das Mineralfreibad Oberes Bottwartal will spätestens 2019/2020 mit einem energetisch effektiven Sanitärtrakt die Öffnungszeiten ausdehnen.

Oberstenfeld - Zu kalt für einen Freibadbesuch ist es normalerweise in den Monaten April und Oktober. Doch weil sich immer mehr Gäste in Zeiten des Klimawandels eine längere Saison wünschen, hat der Zweckverband Mineralfreibad Oberes Bottwartal reagiert. Einstimmig haben die Beilsteiner und Oberstenfelder Räte am Donnerstag beschlossen, eine Wärmehalle als zweiten Sanitärtrakt zu bauen. Damit soll auch das Schwimmerbecken um 25 Meter verlängert. überdacht und teilweise eingehaust werden. So hoffen die Betreiber, auch an extrem kühlen Tagen einen Badebetrieb ermöglichen zu können.

Die voraussichtlichen Kosten von rund 5,3 Millionen Euro für das Projekt an der südlichen Kopfseite des Schwimmerbeckens sollen zu 50 Prozent durch höhere Eintrittsgelder und zu 50  Prozent von einem privaten Investor getragen werden, der zu 30 Prozent am Freibad beteiligt werde. Die Teilprivatisierung hatten die Oberstenfelder und Beilsteiner Gemeinderäte in nichtöffentlicher Sitzung schon im Januar genehmigt. Den Namen des Investors will der Zweckverband erst bekannt geben, wenn alle Verträge unterzeichnet sind.

Den Nutzen sollen die Freibadgäste haben: „Die 75-Meter-Bahn ist ein Alleinstellungsmerkmal und wird uns auf jeden Fall mehr Besucher bescheren“, erklärt Markus Kleemann, als Oberstenfelder Bürgermeister auch Vorsitzender des Freibad-Zweckverbandes. „Wir werden auch um eine Erhöhung der Eintrittsgelder nicht herumkommen, aber wir wollen das sozial verträglich gestalten.“ So werde man auf jeden Fall eine längere Saisonkarte von Anfang April bis Ende Oktober einführen, um eine Staffelung zu schaffen. „Wer die Big-Card bucht, muss etwas tiefer in die Tasche greifen“, sagt Kleemann. Auch die Einzelkarten im April und Oktober würden etwas mehr kosten als die in der Hauptsaison.

Auf die Idee, eine Wärmehalle quasi als zweiten Sanitärtrakt mit Zugang zum Schwimmbecken zu bauen, sei man durch die Diskussion im Steinheimer Wellarium gekommen, verriet Markus Kleemann am Freitag auf Nachfrage. Dort hätten vor allem ältere Gäste das Aus der Wärmehalle bedauert. Das Bauwerk war abgerissen und durch ein Erlebnisbecken ersetzt worden. Ein neuer Sanitärtrakt ermöglicht im Wellarium auch weiterhin das Umziehen und Duschen in der Nähe der Becken. „Normalerweise kommentieren wir die Beschlüsse anderer Gremien nicht“, sagt der Oberstenfelder Bürgermeister. „Aber die Idee, an kühlen Tagen für einen relativ geschützten Badebetrieb zu sorgen, fanden wir ausgesprochen gut.“ Da der bestehende Sanitärtrakt in Oberstenfeld noch relativ neu sei, habe man sich für ein zweites Gebäude entschieden und mit der Verlängerung des Schwimmbeckens von 50 auf 75 Meter gleich den großen Wurf gewagt. Technisch sei heute viel mehr machbar als noch vor zehn Jahren: „Die mobile Einhausung des Schwimmbeckens ist eine neuartige Technik – es sind Schiebeelemente, die wir uns ausführlich in einem Objekt in München angeschaut haben.“

Die Verantwortlichen für das Oberstenfelder und Beilsteiner Freibad versprechen sich von dem Projekt mehr Komfort. „Die Nutzer werden ja insgesamt älter und brauchen es im Freibad wärmer“, sagt Patrick Holl, der sich als Beilsteiner Bürgermeister auch Synergieeffekte für das Hallenbad erhofft. „Wenn wir eine Kombikarte für beide Bäder anbieten, werden wir insgesamt mehr Dauerkarten verkaufen.“ Das Hallenbad schlage mit einem jährlichen Abmangel von 400 000 bis 500 000 Euro zu Buche, diene Schulklassen als Sportstätte und sei bei den Beilsteinern nach wie vor beliebt.

Die Mehrkosten für die Beheizung des Freibads im April und Oktober sollen nicht die Steuerzahler, sondern hauptsächlich die Nutzer tragen, kündigt Markus Kleemann an. Derzeit betrage der jährliche Abmangel allein für die Gemeinde Oberstenfeld 100 000 Euro. „Wir konnten mit dem Investor ein tragfähiges Konzept erarbeiten“, teilte er den Räten des Zweckverbandes mit. Im April und Oktober liefere ein modernes Blockheizkraft die erforderliche Wärme – das Freibad werde aber nur bei Temperaturen über zehn Grad Celsius geöffnet sein. Die Wärmehalle soll nach einer Planungsphase nach der Freibadsaison 2018/19 gebaut werden und in der Saison 2019/20 in Betrieb gehen.