Die Zuhörer haben dem Experten Joachim Knoefel zahlreiche Fragen gestellt. Foto: Werner Kuhnle

Flüchtlingen sind am Donnerstag im Rahmen einer Schulung die Spielregeln erklärt worden.

Oberstenfeld - Es gab ein paar Begegnungen, die Sorge bereitet haben.“ Mit dieser vorsichtigen Formulierung umschrieb Tanja Glück vom Ordnungsamt die Tatsache, dass sich die in Oberstenfeld ansässigen Flüchtlinge nicht immer an die deutsche Straßenverkehrsordnung halten. Einfach deshalb, weil sie sie nicht kennen. Carmen Wirth vom Freundeskreis Asyl, die am Donnerstagabend bei der ersten Schulung im Stiftskeller ebenfalls anwesend war, nannte einige Stichworte – etwa, dass man nicht mit dem Fahrrad mitten auf der Straße fährt, sondern rechts oder, falls vorhanden, zwingend auf dem Radweg, dass man Vorfahrtsregeln beachten muss und dass man am besten einen Fahrradhelm trägt, auch wenn dieser keine Vorschrift ist. Es hätten hin und wieder aufgeregte Bürger angerufen, die einen Unfall mit einem Kind gerade noch hätten vermeiden können.

Wegen der gefährlichen Situationen beschloss die Gemeinde, eine Verkehrserziehung für Flüchtlinge anzubieten. Die im Raum Bottwartal erstmals offerierte Schulung wurde von Joachim Knoefel von der Stuttgarter Verkehrsdirektion geleitet, die ehrenamtliche Übersetzung ins Arabische übernahm der in Deutschland gebürtige Akram El Dakhil, der in Oberstenfeld arbeitet. Am Freitagabend gab es eine weitere Veranstaltung, die mit der Übersetzung ins Persische, genauer gesagt in Farsi, angeboten wurde.

40 Teilnehmer waren am Donnerstag angemeldet, am Ende hatten sich nur 18 davon eingefunden, darunter auch eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Für Mädchen und Jungs gebe es in Kindergarten und Grundschule eine Extra-Verkehrserziehung, erklärte Knoefel speziell für sie. Aber auch für junge Männer, die „sehr risikofreudig“ seien, werde beispielsweise in der Berufsschule eine Schulung angeboten. Vorerst sind jedoch die meisten der anwesenden Flüchtlinge noch nicht anerkannt. Der zweistündigen Präsentation des Verkehrsexperten folgten sie dennoch aufmerksam und mit zahlreichen Zwischenfragen. „Darf ich mit meinem syrischen Führerschein hier Auto fahren?“ Nein, lautete die Antwort, der Führerschein müsse vom Landratsamt anerkannt werden, gegebenenfalls müsse Theorie- oder Praxisprüfung nachgeholt werden. „Was kostet es, wenn man versehentlich mit dem Fahrrad auf dem Gehweg fährt?“ und „Kann einem auf dem Radweg auch jemand entgegenkommen?“ waren weitere Fragen. Auch Vorfahrtsregeln an Kreuzungen mit und ohne Ampel oder Verkehrsschilder wurden eingeübt, die Verkehrszeichen und ihre Bedeutung wurden erklärt. Als Merkhilfe erhielten die Anwesenden einen Ausdruck der Präsentation mit arabischem Text zum Mitnehmen. Die wichtigste aller Regeln jedoch war auch so zu merken: „Jeder, egal ob Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer, hat sich im Straßenverkehr so zu verhalten, dass niemand gefährdet wird.“ Tanja Glück zeigte sich am Ende zufrieden mit der Resonanz: „Auch durch die zahlreichen Fragen war der Abend sehr hilfreich.“