Die Mitarbeiter machen ihrem Unmut Luft. Foto: Werner Kuhnle

Rund 70 Arbeiter sind gestern Vormittag in den Ausstand gegangen und hoffen weiter auf Lösung eines Konflikts.

Oberstenfeld - Mit scharfem Protest vor dem Werkstor haben gestern rund 70 Arbeiter, deren Beschäftigungsverhältnis derzeit unklar ist, ihrem Unmut über das Geschäftsgebaren des Unternehmens Ausdruck verlieren. Dass Löhne und Gehälter für September nicht ausbezahlt worden sind, ist für den Betriebsrat eine weitere Stufe der Eskalation des seit zehn Jahren schwelenden Konflikts.

Thomas Martin von der IG Metall Region Stuttgart kennt keinen vergleichbaren Fall. „Wir haben hier mittlerweile 16 verschiedene Betriebe auf dem Firmengelände von Werzalit. Das ist ein betriebswirtschaftlicher Trick, es geht darum, Kosten und Risiken auszulagern.“ Die „Alt-Beschäftigten“, die noch nach Tarif bezahlt werden, sollen in immer neue Gesellschaften verschoben werden, die Werzalit-Chef Jochen Werz dann loswerden wolle. „Das ist das Prinzip Schlecker, nur ein bisschen perverser“, wird Martin deutlich.

Die Rechtmäßigkeit der Betriebsaufteilung und der Kündigung der Arbeiter prüfe derzeit das Bundesarbeitsgericht. Aktuell sei die Fertigungsgesellschaft Holz Kunststoff (FHK) im Besitz der Jembatan Holding mit Sitz in Wien. „Das ändert nichts daran, dass das Geld von Werzalit kommen muss“, betont der Gewerkschafter. „Die sind Auftraggeber und Abnehmer in einem, also müssen sie auch bezahlen.“

FHK-Geschäftsführer Peter Reinhardt versuche seit August, einen Geschäftsbesorgungsvertrag mit Werzalit auszuhandeln. „Dann sollen sie halt in die Insolvenz gehen“, schimpft Betriebsratsvorsitzender Werner Fischer in Bezug auf die FHK. Das wäre allemal besser als die jetzige Hängepartie, bei der die Arbeiter und ihre Familien auf ihr Geld warten.

„Werz bezahlt lieber teure Anwälte als seine Arbeiter! Wir werden gegen den Tyrannen Werz bis zum letzten Atemzug kämpfen“, schwört Fischer seine Leute auf eine weitere Phase des Konflikts ein. Nicht nachvollziehbar sei für ihn, warum die angestammten Arbeiter wie „Menschen zweiter Klasse“ behandelt werden. Er bedauere sehr, dass die zu schlechteren Bedingungen angestellten neuen Arbeiter sich nicht solidarisch mit der Stammbelegschaft erklären. „Anscheinend muss euch das Gleiche passieren wie uns, damit ihr kapiert, was hier los ist!“

Konrad Ott, Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigsburg, betont, dass der Konflikt auf dem Rücken der Familien ausgetragen wird. Einige Frauen und Kinder unterstützten den Protest ihrer Männer gestern Vormittag vor dem Werkstor. Kurzzeitig wurde auch die Zufahrt für Lastwagen blockiert.

Jochen Werz war erneut nicht zu einem Gespräch bereit.